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Nervenschwache Lehrkräfte

Warum die Mehrheit frühzeitig aus dem Lehrberuf ausscheidet

Nur zwischen 5 und 30 Prozent der Lehrer halten bis zum 65. Lebensjahr in ihrem Beruf durch. In manchen Regionen gehen also 19 von 20 Lehrern vorzeitig in den Ruhestand. Tendenz: steigend. Diese Zahlen legte jetzt Peter Jehle vom Deutschen Institut für internationale pädagogische Forschung in Frankfurt vor.

Bis zu 56 Prozent der Lehrer ziehen sich sogar vor Erreichen des gesetzlich vorgeschriebenen Mindestalters von 63 Jahren ins Privatleben zurück. Dies ist nur nach einer amtsärztlichen Untersuchung möglich. Diese muss ergeben, dass der betreffende Pädagoge „infolge eines körperlichen Gebrechens oder wegen Schwäche seiner körperlichen und geistigen Kräfte zur Erfüllung seiner Dienstpflichten dauernd unfähig (dienstunfähig) geworden ist“ – so steht es in schönstem Amtsdeutsch im Beamtenrechtsrahmengesetz (BRRG).

Jehle interessierte sich für die Gründe und Umstände dieses Leidensweges aus dem Beruf. Da eine geplante Untersuchung vor Ort jedoch am Datenschutz scheiterte, musste er auf Zahlenmaterial des Verbandes der Deutschen Rentenversicherungsträger (VDR) zurückgreifen, das sich allerdings nur auf angestellte, nicht auf beamtete Lehrkräfte bezieht. Erste Ergebnisse stellte Jehle im Oktober auf dem Deutschen Psychologentag in Würzburg vor.

Wie sich herausstellte, sind psychische Probleme und Krankheiten mit Abstand die häufigste Ursache des vorzeitigen pädagogischen Dienstendes. Immer öfter stellt der Amtsarzt bei angestellten Lehrern eine „psychiatrische Krankheit“ fest; die Häufigkeit dieser Diagnose stieg von 30,8 Prozent im Jahr 1992 auf 38,3 Prozent 1996. Es folgen orthopädische Beschwerden (18,3 Prozent), Krebserkrankungen (12,8) und Herz-Kreislaufleiden (12,4). Innerhalb der psychiatrischen Diagnosen werden bei Lehrern vor allem Neurosen und „psychogene Reaktionen“ festgestellt, allen voran Depressionen und „neurasthenische Erschöpfung“. Suchterkrankungen und Alkoholmissbrauch sind hingegen vergleichsweise selten.

Die Dominanz psychischer Krankheitsbilder ist weitgehend unabhängig von der Schulform (Hauptschule, Gesamtschule, Gymnasium) und von den unterrichteten Fächern – einzig Sportlehrer scheinen psychisch weniger angeschlagen zu sein.

Psychische Erkrankungen werden bei Lehrern wesentlich häufiger als Grund für den vorzeitigen Berufsausstieg angeführt als bei den westdeutschen Angestellten insgesamt. Allerdings sind auch bei ihnen seelische Begründungen der Berufsunfähigkeit in den letzten Jahren auf dem Vormarsch: Jeder vierte Vorruheständler scheidet mit einer psychiatrischen Diagnose aus dem Arbeitsleben.

Psychische Gründe für den Berufsausstieg werden bei Frauen erheblich häufiger festgestellt als bei Männern. Dies gilt sowohl für Lehrer (42,5 gegenüber 32 Prozent) als auch für Angestellte insgesamt (30,6 gegenüber 20,8 Prozent). Bei Männern überwiegen hingegen Probleme mit Herz und Kreislauf. Aus anderen Untersuchungen weiß Jehle, dass eine psychiatrische Diagnose wie „Depression“ wesentlich häufiger zu einer Bescheinigung der Dienstunfähigkeit führt als etwa chronischer Bluthochdruck – möglicherweise schätzen Amtsärzte psychische Belastungen für das Wohlbefinden insgesamt gravierender ein als körperliche Handicaps.



Jehle zieht aus seinen Daten den Schluss, dass Forschung und Prävention künftig nicht erst beim Berufsausstieg, sondern viel früher im Berufsweg von Lehrern ansetzen müssten. Schließlich sei Dienstunfähigkeit oft nur die letzte Station auf einem langen Leidensweg „mit vorausgehenden Phasen von auffälligem Stress, Burnout oder von Ängsten“. Schon in der Berufsberatung und der Lehrerausbildung müsse die besondere „psychophysische Belastung“ von Lehrern zum Thema gemacht werden, die Summe der kleinen täglichen Frustrationserlebnisse, die stetig am Wohlbefinden nagen.

Psychologie heute, Januar 1998

 

 

Aufgabe 5. Es gibt zahlreiche Faktoren, die die Effektivität des Unterrichts erhöhen. So z. B. die Persönlichkeit des Lehrers, interessante Inhalte, die Art der Aufgabenstellung, Methodenvielfalt, „Möglichkeiten der Schüler zu Eigenaktivitäten, Transparenz des Unterrichtsgeschehens“ (Storch 1999: 331). Um den Lernerfolg nicht dem Zufall zu überlassen, werden all die Aktivitäten vom Lehrer im Vorfeld sorgfältig überlegt und in Form vom Unterrichtsentwurf oder Aufgabenblatt festgehalten.

Was fällt Ihnen zur Karikatur „Unterrichtsplanung“ ein?

 

Bild 1: „Unterrichtsplanung“

Grafik: Uli Olschewski, Titelblatt von Bimmel/ Kast / Neuner 2003.

Aufgabe 6. Lehrer vor der Zerreißprobe: Aufgrund vieler Ausfälle müssten sich Lehrkräfte irgendwie vierteilen können, um den Bedarf zu sichern.


Date: 2016-01-14; view: 808


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