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Mittel der Umschreibung

Zu den Mitteln der Umschreibung gehört vor allem die stilistische Periphrase. Darunter versteht man die sekundäre Nominierung eines Denotats entweder durch Hervorhebung charakteristischer Merkmale, Eigenschaften, Tätigkeiten, Wirkungen (Rom – die Stadt der sieben Hügel, Achilles – Sohn des Peleus) oder durch Verbildlichung in uneigentlicher Rede (die Ostsee – das Meer des Friedens), d.h. die Umschreibung der üblichen Bezeichnung einer Sache, Person, eines Vorgangs oder einer Erscheinung durch ein anderes Wort oder eine Wendung, die wesentliche oder charakteristische Eigenschaften des betreffenden Gegenstandes ausdrücken: auf Schusters Rappen – zu Fuß. [Ivleva: 71-72]

Die Umschreibung eines Gegenstandes oder einer Erscheinung erfolgt entweder auf Grund direkter Wortbedeutung (sog. logische Periphrase) oder auf Grund übertagener Wortbedeutung (metaphorische und metonymische Periphrase).

Zahlreiche logische Periphrasen sind auf der Hervorhebung objektiver Merkmale begründet: Die Apenninenhalbinsel – Italien (wissenschaftlich-nüchtern) / das Land, wo die Zitronen blühn – Italien (poetisch-emotional); Stadt an der Elbe/Elbmetropole/Elb-Athen/Elb-Florenz – Dresden; die Stadt der Lieder – Wien; das Land der Pyramiden – Ägypten. Zu den logischen Periphrasen könnte man auch Periphrasen zählen wie z.B. die Göttinger Sieben, d.h. jene sieben Göttinger Professoren (darunter auch Jakob Grimm), die mutig gegen die reaktionären Übergriffe ihres tyrannischen Landesherren auftraten. Dazu ließe sich aus jüngster Zeit eine Paralelle bilden: die Göttinger Achtzehn, d.h. jene achtzehn Göttinger Kernphysiker, die in einem flammenden Aufruf gegen die Verwendung der Atomenergie zu militärische Zwecken protestirten. Umfangreich ist die Gruppe logischer Periphrasen zur Umschreibung von Eigennamen: der Dichter der Ilias – Homer, der Dichter des Faust – Goethe, die häßliche Herzogin – Margarete Maultasch u. ä.

Metaphorische und metonymische Periphrasen entstehen auf Grundlage einer Merkmalshervorhebung, in der eine Metapher oder eine Metonymie eingeschlossen ist. In der bildlichen Periphrase wird das Wort, um dessen Umschreibung es sich handelt, nicht genannt. Und doch versteht man aus den lexischen Elementen der Periphrase, welchen Begriff sie in sich einschließt: Langfinger – Dieb.

Der Verbreitung nach können Periphrasen gemeinsprachlich und individuell sein. Wendungen wie Lenz des Lebens – Jugend, König der Lüfte – Adler, Beherrscher des Olymps/Olympier – Goethe sind gemeinsprachliche metaphorische Periphrasen. In all diesen Beispielen bestimmen die lexischen Elemente der Periphrase einen Begriff, der in der Umschreibung selbst nicht genannt ist.

Der Struktur nach unterscheidet man:

1. einfache Umschreibungen (überwiegend Wortgruppen oder Komposita): Tochter des Himmels – der Mond, Parzen – Weberinnen, der Korse – Napoleon;



2. erweiterte Umschreibungen (in Satzform): der andere aber machte geographische Untersuchungen in fremden Taschen (Taschendiebstahl), wurde deshalb wirkendes Mitglied einer öffentlichen Spinnanstalt (Strafanstalt). [Heine 2]

Der pragmatischen und stilistischen Leistung nach unterscheidet man:

1. Euphemismus (vom griech.: gut sprechen) – eine Periphrase, die den Zweck hat, etwas Unangenehmes angenehmer darzustellen, etwas Unhöfliches höflicher, etwas Schreckliches harmloser auszudrücken: Eier – Fliegerbomben, Eierlegen – Bombenabwurf, rollende Konservenbüchsen – allerlei Arten von schweren Panzern, der Schwarze – der Teufel. Der Euphemismus tritt häufig in Presse und Publizistik, im Diplomatenverkehr und in anderen Formen offizieller Rede auf: Arbeitswillige – Arbeitlose, Umschulungslager – KZ (in der Nazilügeterminologie). Wenn man sagt, dass die Angaben auf unrichtiger Information beruhen oder jeder Grundlage entbehren, bleibt zwar die äußere Form der Höfflichkeit gewahrt, dabei wird aber doch unmissverständlich Kritik am Gegner geübt. Die euphemistische Umschreibung wird in der Publizistik hauptsächlich zum Aufdecken des wahren Sachverhalts gebraucht, zur Entlarvung von Lüge. In der Dichtung wird der Euphemismus verwendet, um manche Härte des Inhalts und der Form zu verhüllen; oft wird aber durch seine Verwendung satirische Wirkung hervorgerufen und vertieft.

2. Die Litotes(griech.: Schlichtheit) – eine Periphrase auf Grund von Verneinung G.G. Ivleva versteht darunter verneinende Periphrase mit verstärkt positiver Aussageabsicht [Ivleva: 42]: Das ist nicht übel – Das ist sehr gut, Diese Idee ist so dumm nicht! Sie ist gar nicht dumm! – Die Idee ist sogar sehr klug. E. Riesel spricht aber auch über negative Aussageabsicht: Ich möchte nicht sagen, dass deine Leistungen auf der Höhe sind. Durch die Verneinung wird der Eindruck der Unzulässigkeit, der schlechten Arbeit stärker unterstrichen.

3. Die Hyperbel (griech.: Übertreibung) – die Darstellung des Sachverhalts in übertriebener Form: totmüde anstatt müde, es regnet wie aus Scheffeln, in Strömen anstatt es regnet stark, eine Ewigkeit warten anstatt lange warten. Sehr häufig treten Übertreibungen in den sog. Zahlenhyperbeln auf: ich habe dir das schon tausendmal gesagt, bitte tausendmal um Entschuldigung, er kommt vom Hundersten ins Tausendste, der Tausendfuß / der Tausendfüßler – ََِّيٍََنيـ.

Die Volksdichtung enthält eine Reihe stehender (traditioneller) Hyperbeln: tausendschönes Mädchen, die marmorweiße Stirn.

Besonders viel wird die Hyperbel in der Werbung verwendet. Die Ware wird angekündigt als: feinst, hochfein, extrafein, superfein, prima, extraprima usw.

Gegenstück der Übertreibung ist die sog. Untertreibung – Meiose, die den Sachverhalt unterspielt: Er hat nur zwei Worte zum Thema gesagt; Er wohnt einen Katzensprung von uns entfernt; Ich lade dich zu einem Butterbrot ein; Trinken wir einen Tropfen Wein!

4. Ironie (im engeren Sinne) ist die Umschreibung durch Gegenteil. Die Mitteilung wird nicht direkt durch Nennung des realen Sachverhalts gemacht, sondern durch Behaupten des Gegenteils. Das Wetter ist ja wirklich prachtvoll! – sagt man, wenn man, gebadet wie eine Maus, aus dem regentriefenden Mantel schlüpft.

 

 

Epitheta

 

Die Epitheta (Beiwörter) gehören – wenigsten in ihrer überwiegenden Mehrzahl – zu den Mitteln der Bildhaftigkeit. Mit ihrer Hilfe entsteht vor dem geistigen Auge des Lesers, Hörers oder Gesprächspartners die Vorstellung von Farbe, Form, Klang, Geruch und anderen Sinnesempfindungen, aber auch die Vorstellung von auffalenden Eigenschaften und Merkmalen.

Epitheton ist jede Merkmalsbestimmung eines Substantivs, durch die der betreffende Begriff entweder logisch-sachlich konkretisiert oder emotional eingeschätzt wird. Das Epipheton erscheint in allen Redestilen. Es ist ein stilistischer Begriff, grammatisch ausgedrückt:

a) durch kongruierendes adjektivisches oder partizipiales Attribut: das neue (spannende) Buch;

b) durch nichtkongruierendes Attribut (in der Regel abgesondertes): prima Qualität, lila Kleid, ganz Berlin, Röslein rot, das Jahr 2002;

c) durch erweitertes Attribut: die auf ihre Mutter stolze Mutter, die im Raum sitzenden Studenten;

d). durch Genitivattribut: die Zone der Nadelwälder, das Lied der Lieder, Schillers Balladen;

e) durch präpositionales Attribut: die Werke von Goethe, der Mann mit der Brille, die Hilfe für den Kranken;

f) durch adverbiales Attribut: das Haus rechts, die Bäume rundum [Schendels: 286-293];

g) durch Attribursatz: Das Zimmer, das mein Freund mietet, ist sehr gemünlich;

h) durch Bestimmumgswort im zusammengesetzten Substantiv: das Klassenzimmer, der Schreibtisch.

Epitheta können nach dem Inhalt unterschieden werden.

Konkretisierende(logisch-sachliche) Epitheta geben die sinnlich warnehmbaren Merkmale an (die Vorstellung von Farbe, Form, Klang, Geruch und anderen Sinnesempfindungen): Er schenkte ihr eine herrlich duftende gelbe Teerose; Auf dem Tisch stand eine hohe grüne Vase; Transistor mit Kurzwellen, bequem für Ausflüge, wird verkauft (Inserat). Im wissenschaftlichen und offiziellen Stil tragen Epitheta zur Verdeutlichung und näheren Erklärung des Gesagten bei: eine Frage von grundsätzlicher Bedeutung, die obengenannten Beispiele, die anliegenden Dokumente.

Bewertende (emotionale) Epitheta offenbaren die persönliche Einstellung des Sprechenden zum Gegenstand der Darstellung. Im Stil der Wissenschaft kommen derartige Beiwörter selten vor. Sehr häufig werden die bewertenden Epitheta in der Publizistik verwendet: Man weiß, wie mit dem Aufkommen der großen Industrie eine ganz neue, grenzenlos unverschämte Exploitation der Arbeiterklasse durch die Fabrikbesitzer aufkam. Der Stil der Alltagsrede ist in der Regel von bewertenden Epitheta stark durchsetzt: ein entzückender Mensch, ein schrecklich interessanter Roman, mächtiges Glück. Besonders wichtig sind Epitheta in der schönen Literatur, weil sie die persönliche Einstellung des Sprechenden anzeigen. Sie offenbaren Sympathie und Antipathie zum Gegenstand der Rede, d. h. bewertende Epitheta können als positiv bewertende: ein bildhübsches Mädchen oder als negativ bewertende: diese schreckliche Stimme Epitheta betrachtet werden.

Die Epitheta treten in verschiedenen Erscheinungsformen mit verschiedenen Ausdruckswerten auf.

Stehende Epitheta bilden mit ihrem übergeordneten Begriff eine formelhafte Verbindung: grünes Gras, kühler Brunnen, tiefes Tal, feines Liebchen, böse (alte) Hexe, buckliges (winzliges) Männlein, stolzer (grausamer) König.

Den Gegensatz zu den stehenden bilden die sog. unerwarteten Epitheta. Das sind solche Beiwörter, die im Sprachgebrauch nicht üblich sind. Meist beruhen sie auf übertragener Bedeutung (metaphorische Epitheta): abstrakte Beine, mathematisches Gesicht, schlafende Schaufenster.

Lieblingsepitheta sind Epitheta, die zu einer bestimmten Zeit, innerhalb eines bestimmten Kollektivs, von bestimmten sozialen Gruppen, von bestimmten literarischen Richtungen und einzelnen Dichtern häufig gebraucht werden. Die Lieblingsepitheta bilden Verbindungen mit möglichst viel Substantiven. So war in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts der Gebrauch des Epithetons fabelhaft in der Mode, besonders in den Kreisen der bürgerlichen Jugend. Es verlor seine ursprüngliche Bedeutung als stehendes Epitheton zu einem einzigen substantivischen Begriff – nämlich : ein fabelhaftes Wesen (d.h. ein wesen aus der Fabelwelt) – und wurde zum Allerweltswort: ein fabelhaftes Buch, ein fabelhaftes Konzert, eine fabelhafte Überraschung.

Ein Lieblingsepitheton der Österreicher ist seit dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts das Adjektiv fesch (Abkürzung des englischen Adjektivs fashionable – elegant, schick, flott): fesche Gestalt, fesche Kleidung. Im Allgemeinen haben die Lieblingsepitheta keine lange Dauer. Es sei aber ein Adjektiv erwähnt, das sich im Deutschen seit den ältesten Perioden der Sprache als Lieblingsepitheton erhalten hat, und zwar in allen Schichten der Bevölkerung und in den verschiedensten Stilarten. Es ist das Epitheton süß in übertragener Bedeutung: ein süßes Kind, süße Augen, ein süßes Ding.

Tautologische Epitheta sind solche Beiwörter, die von ihrem übergeordneten substantivischen Begriff ein Merkmal hervorheben, das ohnehin schon in ihm selbst enthalten ist: ein weißer Schimmel, ein Riese von ungeheuerer Gestalt, eine Tarnkape, die unsichtbar macht. Tautologische Epitheta können fast in allen Stilarten vorkommen. Im Amtsstil stoßen wir oft auf Fügungen wie: nach erfolgter Überprüfung der Akten …, die stattgefundene Erhebung hat bewiesen … Die Präpositionalgruppe nach der Überprüfung schließt schon die Erklärung ein, dass sie erfolgt; ebenso im nächsten Beispiel: sobald die Erhebung etwas bewiesen hat, ist es klar, dass sie auch stattgefunden hat.

 

 


Date: 2016-01-03; view: 2462


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