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Reflexionssubstantiv 92

 

Reflexionssubstantiv: Substantiv, das zur Kennzeichnung einer Textpassage als von einer Person gedacht, gefühlt, assoziiert (jedoch nicht geäußert), als deren ↑ Reflexion dient. Das Reflexionssubstantiv in der Reflexionsdarstellung entspricht dem ↑ Redesubstantiv in der ↑ Rededarstellung, hat jedoch zahlenmäßig bei weitem nicht die gleiche Bedeutung.

Reflexionsverb: Verb, das zur Kennzeichnung einer Textpassage als von einer Person gedacht, gefühlt, assoziiert (jedoch nicht geäußert), als deren ↑ Reflexion dient. Das Reflexionsverb in der Reflexionsdarstellung entspricht dem ↑ Redeverb in der I Rededarstellung, hat jedoch zahlenmäßig und wegen der Mittelbarkeit der Kennzeichnung bei weitem nicht die gleiche Bedeutung. Reflexionsverben sind nur zum Teil mit den Verba sentiendi der klassischen Grammatik identisch; bedingt durch das Eindringen der Psychologie und der Psychoanalyse in die moderne Literatur, ist ihr Bereich viel umfassender.

Reihung: Oberbegriff für ↑ verbundene Aufzählung und ↑ unverbundene Aufzählung; auf größere Zusammenhänge bezogen auch für parataktische Verbindung von Binzelaussagen (↑ Aussage).

Rezensieren: erörternde Darstellungsart, die dazu dient, die Werke der Kunst und ihre Interpretationen zu beschreiben, zu analysieren und zu werten. Ergebnis ist die Rezension, z. B. die Buchrezension, die Theaterrezension. ↑ Darstellungsarten, Erörtern.

Rhema↑ unter Thema 2.

Rhetorik f: im ursprünglichen (antiken) und dem (dialektischen) Wesen nach auch heute gültigen Sinn die Kunst, gut, schön, richtig, passend zu reden (Ars bene dicendi f), und zwar in einer gesellschaftlichen Entscheidungs-situation, in der es für zwei Parteien darauf ankommt, die an der Situation Beteiligten — das Publikum — davon zu überzeugen, daß der Status quo im gegebenen Zeitpunkt entweder wert sei, weiterhin zu bestehen, oder in einer bestimmten neuen, anderen Richtung verändert werden müsse. Die klassische Rhetorik ging nicht von einer abstrakten Schönrednerei aus, sondern war — ob vor dem Gericht oder vor der Volksversammlung — ein Mittel der Meinungsbildung und der Durchsetzung bestimmter parteigebundener Ideen und Prinzipien in der Öffentlichkeit. Je nachdem,


 

Rhetorik

 

ob sich die Gesellschaft in revolutionärer Bewegung oder in Stagnation befand, erhob sie die Rhetorik zu einem Instrument neuer gesellschaftlicher Aussagen oder degradierte sie zu einem Regelwerk der Demagogie.

Aus der gesellschaftlichen Entscheidungssituation bildeten sich drei Grundarten von origineller Rede heraus: (1) die generelle Frage (Quaestio f), die in der gegebenen historischen Situation gestellt wird, die Frage nach Beibehaltung oder Veränderung des Status quo; (2) die Darstellung der Situation, des Status quo, durch Vertreter der streitenden Parteien; (3) die Rede desjenigen (oder derjenigen), der auf Grund der gesellschaftlichen Position die Macht und Kraft hat, die Entscheidung in diesem oder jenem Sinn zu fällen.



Ausschlaggebend für den ↑ Effekt der Rede ist der Wille (Voluntas f), die gesellschaftliche Absicht (↑ Aussageabsicht), die Macht und Kraft, die hinter dem Redner und seiner Rede steht, nicht die Schönheit (↑ Ornatus m), die ↑ Disposition oder die ↑ Komposition. Allerdings haben in der konkreten Redesituation Disposition und Komposition, ↑ Amplifikation und Ornatus eine große Bedeutung, da sie die Durchsetzung des pragmatisohen Prinzips ermöglichen, des Prinzips, die (wahre) Aussage für das Publikum überzeugend wirksam zu machen. Zum (wahren.) Inhalt der Aussage muß sich die Wirksamkeit der Aussage im Publikum hinzugesellen.

Aus der Haltung der Parteiredner gingen drei Gattungen von Parteirede hervor, die nach aristotelischer Begriffsbestim-mung heißen: die judiziale Gattung, die deliberative Gattung und die epideiktische Gattung. (1) Die judiziale Gattung klagt an und verteidigt; sie hat als Modellfall die Rede eines Anwalts vor Gericht. (2) Die deliberative Gattung rät zu oder rät ab und hat als Modellfall die Rede des Vertreters einer politischen Partei vor der Volksversammlung. (3) Die epideiktische Gattung lobt oder tadelt; sie hat als Modellfall die Festrede auf eine zu lobende Person (Laudatio f).

Die Verarbeitung (Tractatio f) des Stoffes (Materia f) unter-scheidet fünf Stufen: (1) die Stoffsammlung und das Finden von Beweisgründen (Inventio f), (2) die Anordnung und Gliederung des gesammelten Materials (Dispositio f), (3) die sprachliche Formulierung und stilistische Ausgestaltung (Elocutio f),


 


Date: 2016-01-03; view: 655


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