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Präteritalattraktion 82

 

fuhren wir zum Wintersport ins Erzgebirge. Das waren herrliche Tage! Unser Haus stand mitten in einem dichten Wald. Die Bäume waren tief verschneit. Präteritalanziehung in einem anderen Sinn gibt es auch bei ↑ erlebter Rede und ↑ erlebter Reflexion, indem etwas vom Gesichtspunkt der dargestellten Person Gegenwärtiges (eine damals „gegenwärtige" Äußerung, Empfindung, Vorstellung usw.) im Präteritum des Autors (↑ auch episches Präteritum) dargestellt wird.

Präteritalattraktion ↑ Präteritalanziehung.

Präteritum ↑ episches Präteritum, Tempuswahl.

Präzision: Genauigkeit der Bezeichnung gegenüber der bezeichneten Sache, der Mitteilung gegenüber dem tatsächlichen Sachverhalt. Präzision äußert sich im exakten Gebrauch der Terminologie, in der Eindeutigkeit der Darstellung von Bezügen. Präzision ist geforderte Eigenschaft wissenschaftlicher, wissenschaftlich-literarischer und publizistischer Darstellung. Zum Beispiel ist der Gebrauch oder Nichtgebrauch des Artikels nicht immer eine Frage sprachlicher Ökonomie oder Eleganz, sondern auch der Präzision; er kann auch zu falschen Verallgemeinerungen beim Empfänger führen. Von größter Bedeutung ist Präzision auf dem Gebiet der ↑ Synonymie. Einerseits kann die Nennung nichtexakter Synonyme in einer umschreibenden, einkreisenden Definition (↑ Periphrase) gerade der Präzisierung des erläuterten Begriffs dienen; andererseits ist es z. B. ein Trick politischer Demagogie, Wörter als Synonyme zu gebrauchen, die die Sache entstellen und damit vom Wesen ablenken, so, wenn statt sozialer Kämpfe (in den USA) von Rassentumulten, wenn statt von Nationaler Befreiungsfront (in Vietnam) ausschließlich von den Kommunisten die Rede ist. In anderen Zusammenhängen führt formal (z. B. durch ↑ Stabreim) erzwungene Synonymie zu vorübergehenden Mißverständnissen, so, wenn bei einem DDR-Hafen von Mauer und Menschen, Kai und Kränen gesprochen wird, obwohl hier Mauer und Kai dasselbe meinen. ↑ sprachliche Aussage und formal-logische Aussage.

Professionallsmus: Fachausdruck unterschiedlicher ↑ Stil-schicht; zusammenfassende Bezeichnung für (offiziellen) ↑ Terminus und fachlich begrenzten Jargonismus (↑ Fachjargonismus). ↑ Stilfärbung.


 

Quaestio

 

Prolepse f: Vorwegnahme eines Satzglieds und Neuansatz der Konstruktion. Sie dient der Hervorhebung: Kollege A., das ist ein prächtiger Mensch. In der Versdichtung sind auch Gründe des Rhythmus mitbestimmend (Und der Haifisch, der hat Zähne ... [Brecht]).

Pronuntiatio ↑ unter Rhetorik.

Propositio ↑ unter Syllogismus, Dreiteilung.

Protasis ↑ unter Komposition.

Provinzialismus: veraltete und doppeldeutige Bezeichnung; 1. (sozial) eine nur in der „Provinz" — im Gegensatz zur Haupt-stadt — übliche Sprachform. — 2. (territorial) die auf eine bestimmte Landschaft begrenzte Sprachform, ein ↑ Dialektis-mus. ↑ Stilfärbung.



Publikum: Öffentlichkeit; Leser-, Hörer-, Zuschauerkreis. Das Publikum muß die Sprachformen des Autors bzw. Redners zumindest empirisch beherrschen. Ein Beherrschen der in Rede und Text verwandten Stilformen ist beim Publikum nicht notwendig. Praktische Beherrschung und theoretische Erkenntnis der Stilformen sind Sache des Autors bzw. Redners. publizistischer Sprachstil: Sprachstil der Publizistik, der öffentlichen Meinungsbildung. Die Existenz eines publizistischen Sprachstils wird zum Teil bestritten, zumal es in der Publizistik, zu der neben dem Journalismus auch die politische, wissenschaftliche und künstlerische nichtperiodische Literatur zu aktuellen Fragen gezählt wird, sehr unterschiedliche Genres mit sehr unterschiedlichen Formen und Zwecken gibt — von der wissenschaftlichen Darstellung über die Nachricht bis zur künstlerisch geformten Mitteilung. Andererseits läßt sich für die Masse des publizistischen Schaffens eine gemeinsame Funktion feststellen: die öffentliche Meinung zu bilden, Überzeugungen zu vermitteln. Sie prägt den Charakter publizistischer Aussagen, wenn auch nicht immer den Sprachstil. ↑ Bereichsstil.

 

 

Q

 

Quaestio↑ unter Rhetorik.

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Rahmenbau 84

 

 

R

 

Rahmenbau,Ringbau: Hilfsbezeichnung für die komposi-torische Rahmung eines Textes. Ein Gedanke bzw. eine Ge-dankenstruktur erscheint zu Beginn und am Ende eines Textes. Rahmenbau kann sich lexisch in ↑ umrahmender Wiederholung, grammatisch in der Verwendung eines besonderen Tempus („Rahmen-Perfekt" bei Präteritum, „Rahmen-Präteritum" bei historischem Präsens), gedanklich z. B. im ↑ Syllogismus oder — im Großkontext — als Rahmenerzählung äußern. Nicht zu verwechseln ist der Rahmenbau mit der auch als Rahmung bezeichneten syntaktischen ↑ Klammerung.

Rahmung↑ Klammerung.

Ratiof: Argument, argumentierender Gedanke, Beleg, ver-nünftiger Grand; Gedanke, der im Syllogismus dem ↑ Hauptgedanken begründende oder erläuternde Argumente hinzufügt. ↑ Nebenaussage.

Rationalität:mögliche Bezeichnung für die Summe der rationalen, d. h. der auf Vernunftserkenntnis gegründeten Elemente eines ↑ Textes; Anreicherung des Textes durch wissenschaftliche Aussageteile; als Summe der rationalen Textanteile eine wesentliche Komponente der ↑ Expressivität.

Rede: 1.im Sinne der allgemeinen Sprachwissenschaft (nach einer Unterscheidung von de Saussure) die konkrete Anwendung, Aktualisierung des Sprachsystems (frz. parole) im Unterschied zum Sprachsystem selbst (frz. langue). Jeder Stil einer sprachlichen Äußerung ist in diesem Sinne Redestil (↑ Redestil 1). — 2. bei der ↑ Redewiedergabe bzw. ↑ Rededarstellung eine dargestellte schriftliche oder mündliche Äußerung. — 3. in Stilistik und Schulgrammatik oft die mündliche Äußerung im Unterschied zur schriftlichen, zur ↑ Schreibe. In diesem Sinne ist jeder Stil entweder Redestil (eindeutig: ↑ mündlicher Stil) oder Schreibstil (eindeutig: ↑ schriftlicher Stil). — 4. verbreitet auch offizielle Äußerung vor einem größeren Publikum. Für Rede in diesem Sinne, insbesondere für die Rede des Anklägers und des Verteidigers vor Gericht, galten ursprünglich viele der noch heute verwendeten Stiltermini; sie bezeichnen Stilmittel der


 

Redegestaltung

 

antiken ↑ Rhetorik, deren Überbewertung zu unangemessenem ↑ rhetorischem Stil führt.

Rede als Tatsache↑ unter erlebte Rede.

Redebericht:Methode und Form der ↑ Redewiedergabe, bei der unter ständiger Nennung des Urhebers über die Äußerung berichtet wird, z. B.: A. (der Redner u. ä.) erklärte sich damit ein-verstanden. Er bezeichnete die Leistung als hervorragend; er unter-stützte den Vorschlag. Als besonders verdienstvoll wertete er (A.) die Ausarbeitung der theoretischen Grundlagen. Dem Redebericht kann ein weitgehend identischer Wortlaut zugrunde liegen (hier etwa: ,,Ich erkläre mich . . . Die Leistung ist hervorragend, ich unterstütze . . . Für besonders verdienstvoll halte ich ..."), er kann aber auch Resümee des Wortlauts oder nur Themaangabe (A. sprach über den Vorschlag) sein; die ↑ Dichte der Wiedergabe ist unterschiedlich. Im Journalismus wird der Redebericht oft kombiniert mit ↑ Teilzitat und ↑ indirekter Rede. Nicht identisch ist der Redebericht mit der ↑ berichteten Rede.

Rededarstellung:möglicher Oberbegriff für tatsächliche ↑ Redewiedergabe und literarisch-fiktive ↑ Redegestaltung. Unter Rede ist hier sohriftlich oder mündlich Geäußertes (↑ Rede 2), darunter auch Gespräch und ↑ Dialog, zu verstehen. Die darzustellende Äußerung bedarf der ↑ Redekennzeichnung.

Von der Rededarstellung zu unterscheiden ist die Darstellung nicht geäußerter Gedanken, Gefühle und Assoziationen, die ↑ Reflexionsdarstellung. Rede und Reflexion bilden ↑ personalen Text oder ↑ Autor-Personen-Text.

Redeeinführung↑ Redeeinleitung.

Redeeinkleidung:bildhafte Bezeichnung für ↑ Redekenn-zeichnung.

Redeeinleitung,Redeeinführung: die einer dargestellten Äußerung voraufgehende ↑ Redekennzeichnung (A. sagte .. .), in einem weiteren Sinne auch die Redekennzeichnnng allgemein. Diese Verwendung ist jedoch für bestimmte Fälle der ↑ Redewiedergabe, z. B. für das ↑ Spitzenzitat, unangemessen.

Redefiguren↑ rhetorische Figuren.

Redegestaltung:mögliche spezielle Bezeichnung für die Dar-stellung von Äußerungen (↑ Rede 2) in künstlerischer Literatur


 


Date: 2016-01-03; view: 804


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