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Begriffliche Synonyme 4 page

Das Epitheton ist nicht an die Wortarten Adjektiv und Adverb gebunden. Auch ein Substantiv kann Epitheton sein: als ein-faches Kompositionsglied, z. B. ein Freundeslächeln, als satz-wortartiges Kompositionsglied, z. B. ein Wenn-du-wüßtest-Lächeln, oder sogar als grammatisch übergeordneter, meist rnetaphorischer Begriff, dem das eigentlich gekennzeichnete Wort. — im Widerspruch zum Inhalt — als Genitiv oder prä-

 

 

Epochalstil _ _______ 42

 

positionaler Kasus folgt, z. B. die Spur eines Lächelns (= ,ein leises Lächeln'). Formelhaft gebraucht, wird das Epitheton zum ↑ stehenden Epitheton. ↑ Epithetahäufung.

Epochalstil ↑ Zeitstil.

Er-Form: Darstellung eines Gesehehens aus der ↑ Perspektive einer nichtbeteiligten Person; die Hauptperson des Textes er-scheint (wie alle anderen dargestellten Personen) in den Pro-nomina der 3. Person (er, sie, es) bzw. ist integriert in die pronominale Bezeichnung einer Gruppe (sie pl, man, alle usw.). Die Bezeichnung Er-Form wird meist für die künstlerische, fiktive Literatur angewandt. Doch auch bei künstlerisch geformter authentischer Literatur, z. B. bei künstlerischer Reportage, kann man von Er-Form sprechen, wenn sich der Autor zur Objektivierung des Geschehens als fremde Person darstellt, etwa Kisch in „Paradies Amerika". ↑ Ich-Form.

erläuternde Synonymie ↑ glossierende Synonymie.

erlebte Rede: eingebürgerte Bezeichnung für die Darstellung zweier völlig verschiedener Sachverhalte: 1. eine Form der ↑ Redewiedergabe bzw. ↑ Redegestaltung, spezieller: der ↑ Inhaltsangabe. In diesem Sinne besteht die Bezeichnung zu Recht, sie meint miterlebte, nacherlebte Rede: Eine reale — in künstlerischer Literatur meist eine als real vorgestellte — Äußerung einer dargestellten Person wird in ↑ Perspektive, Tempus und Modus so gefaßt, als erlebe der Darstellende den in der Rede mitgeteilten Sachverhalt selbst. Die Rede er-scheint in der pronominalen Perspektive und in der ↑ Zeitebene des ↑ Kontextes, also bei erzählenden Texten gewöhnlich in ↑ Er-Form und im ↑ Erzähltempus, dem Präteritum (Ausnahme: ↑ Ich-Form des Kontextes oder Wechsel zum ↑ historischen Präsens). So kann die Äußerung einer Alltagssituation Vielen Dank. Natürlich bin ich damit einverstanden!, umgesetzt in erlebte Rede, lauten: Er bedankte sich. Natürlich war er damit einverstanden! (Vergegenwärtigung: Natürlich ist er . . ., in-direkte Rede: Natürlich sei er . . .). Ob der Leser oder Hörer eigentlich Rede vor sich hat, entscheidet für ihn der Kontext, so auch in künstlerischer Literatur: Winfried berichtete vom Dienst. Was es für Zufälle gab! Da hätten sie beinahe einen Mann erschossen nach rechtskräftigem Urteil. . . (A. Zweig). Die Kennzeichnung als Nichtautortext erfolgt hier, wie meist bei erlebter



 

Erlebte Beflexion

 

Rede, im voraus, durch eine ↑ Redeeinleitung; außerdem sind Syntax und Lexik ähnlich der Originalrede emotional geprägt, der Sprachstil nähert sich dem der Textperson. Nur dadurch und durch den Inhalt ist erlebte Rede vom reinen ↑ Autortext abzugrenzen. — 2. eine Form der ↑ Reflexionsdarstellung, die vom Autor gleichsam miterlebten, nicht ausgesprochenen Ge-danken, Gefühle, Assoziationen einer Person (z. B. Schweigend saß sie da. Was sollte sie tun? Konnte sie noch länger warten?). Da es sich hier nicht um Rede handelt, ist die Bezeichnung „erlebte Rede" irreführend; das gleiche gilt für die zahlreichen synonymen Benennungen, mit denen man dieser stilistischen Erscheinung beizukommen suchte, bevor sich die Bezeichnung „erlebte Rede" durchgesetzt hat (verschleierte Rede, Rede als Tatsache, uneigentlich direkte Rede, halbdirekte Rede, Imperfekt der Rede usw.). Hier handelt es sich nicht um Rede, sondern eindeutig um ↑ Reflexion, und zwar um ↑ erlebte Reflexion. Diese theoretische Scheidung ist unbedingt notwendig, auch wenn es in der Literatur Passagen gibt, die den Leser bzw. Hörer bewußt oder unbewußt im unklaren lassen, ob hier Gesagtes oder nur Gedachtes vorliegt. Die sprachstilistischen Prinzipien sind allerdings in beiden Fällen die gleichen: Da die Perspektive des Autors und der von ihm dargestellten Person verschmelzen, vereinigen sich ↑ Autorstil und ↑ personaler Stil zum ↑ Autor-Personen-Stil.

erlebte Reflexion: Form der ↑ Reflexionsdarstellung: Die inneren geistig-psychischen Vorgänge einer dargestellten Person, ihre nicht geäußerten Erwägungen, Zweifel, Gefühle, Assoziationen werden sprachlich so gefaßt, als erlebe sie der Autor mit. Erlebte Reflexion erscheint in der pronominalen ↑ Perspektive und in der ↑ Zeitebene des Kontextes — also gewöhnlich in ↑ Er-Form und im Präteritum —, unterscheidet sich demnach klar von ihrer Entsprechung, der ↑ direkten Reflexion; nur bei präsentischer Ich-Form eines Textes fällt sie mit dieser zusammen. Die Abgrenzung vom Kontext, dem eigentlichen ↑ Autortext, ist dagegen oft schwierig. Zunächst wird erlebte Reflexion meist durch eine ↑ Reflexionskennzeichnung, die auf augenblickliche Gedanken, Gefühle, Assoziationen einer Textperson hinweist, eingeleitet (K. erinnerte sich. N. versank in Gedanken usw.). Die Reflexion selbst hebt sich vom Autortext

 

 

Erörtern _ _______ 44

 

meist durch den Wechsel zu einem Sprachstil, der sich der geistigen Physiognomie und psychischen Verfassung der dargestellten Person anpaßt, ab: W. war fast erschrocken gewesen, wie gut der Rat geklappt hatte. Man hatte den Aldinger wrklich geholt (Seghers). Syntax und Lexik sind stärker emotional geprägt; miterlebte Entscheidungsfragen machen oft die geistig-psychische Situation deutlich. Diese Art gemeinsamen Erlebens von Autor und Person ist auch in nichtfiktiven, publizistischen Texten möglich, so in der Biographie: Was der Zweiundzwanzigjährige [Engels] sah, wühlte ihn im Innersten auf. War das nicht das Bild seiner Vaterstadt, nur greller in den Farben, ersohreckender in den Kontrasten? — Bisweilen leitet der Autor unmerklich zur erlebten Reflexion über: Schließlich unterzeichneten sie die Bestätigung. Da lag sie. Ein Fehler war Max unterlaufen: er hatte Christian nicht nach seiner Zustimmung gefragt. Nur einmal zwischendurch eine versteckte Anfrage (H. Otto).

Eine besondere Form der erlebten Reflexion ist die kollektive erlebte Reflexion; hier identifiziert sich der Autor mit einer Gruppe (ebenfalls unter Beibehaltung der pronominalen Per-spektive: sie oder ein stellvertretendes Indefinitpronomen oder die Gruppenbezeichnung selbst): Die Erregung unter den Männern . . . schlug hoch. Sie sollten bestraft werden für ihr Pech, das sie mit dem Gestängebruch hatten . . . Nur deshalb lagen sie mit der Planerfüllung am weitesten zurück. Deshalb keinen Kühlschrank für U 3. Niemand auf der Baustelle konnte das gutheißen (H. Otto).

Erlebte Reflexion über größere Textabschnitte hinweg, sprach-liches Identifizieren mit der Person, Hineinversetzen in ihre Perspektive führt auch beim Leser oder Hörer stärker zum Miterleben, führt suggestiv zu einer gewissen Identifikation (↑ Identiflkationszwang). Die erlebte Reflexion wird vielfach als erlebte Rede bezeichnet, obwohl diese (↑ erlebte Rede 1) eine Form der ↑ Rededarstellung ist; daneben gibt es zahlreiche andere Benennungen (↑ unter erlebte Rede 2).

Erörtern: Darstellungsart, mit deren Hilfe der Autor Kausal-zusammenhänge eines Geschehens in Natur und Gesellschaft in der Weise erfaßt und deutet, daß der Leser, Hörer oder Zu-schauer den Weg des Erkennens, den ihn der Autor führt, den Weg des Beweises verfolgen kann und auf solche Art zum Mit-

 

45 _ _______ Erzählen

 

denken aufgefordert ist. Das Mitnehmen des Publikums ist das pragmatische Hauptmerkmal des Erörterns. Erörternde Ele-mente sind außer dem ↑ Syllogismus: Begründung, Erwägung, Hilfsüberlegung, Einwand, Wertung, Einschätzung, Frage-stellung, Auseinandersetzung mit Auffassungen dritter Per-sonen, Überprüfung von Tatbeständen.

Im publizistischen Bereich ist das Erörtern immer dort am Platz, wo es in erster Linie darum geht, Menschen zu über-zeugen, Polemik zu führen, den Feind zu entlarven, den poten-tiellen Verbündeten zu gewinnen, wirksam werdende gesell-schaftliche Gesetzmäßigkeiten zur Geltung zu bringen, sozialistische ethische Grundsätze anzuerziehen, moderne ästhetische Prinzipien zu vertreten, neue menschliche Beziehungen zu klären. ↑ Darstellungsarten.

Erzählen: Darstellungsart, ähnlich dem ↑ Berichten, jedoch unterschieden durch das Bestreben, ein Geschehen nicht im protokollarischen Sinn, sondern als Nacherlebtes und Nachzu-erlebendes zu erfassen, durch das Streben nach besonderer, künstlerischer Gestaltung. Erzählt wird in einer bestimmten ↑ Darstellungshaltung (Erzählhaltung). Erzählen verlangt und erzeugt eine ↑ Erzählsituation; die Situation ist entspannt (und wird gespannt). Der Erzähler richtet seine Aufmerksamkeit nicht nur auf den Kern der Sache oder der Handlung; er ver-sucht den ethischen und ästhetischen Anteil daran zu erfassen. Am deutlichsten treten die Charakteristika des Erzählens im literarischen Erzählen hervor. Während der Bericht auf realen Vorgängen fußt (Sonderfall: fiktiver Bericht als literarisches Genre), erlaubt literarisches Erzählen — in den Grenzen des realistischen Prinzips — die Fiktion, die beliebige Erfindung von Personen und Handlungen und von Vorgängen in Gesellschaft und Natur. Die Fiktion gestattet auch eine reiche Verwendung der sonst kaum möglichen, weil nichtdokumentarischen ↑ Reflexionsdarstellxing. Das Hineinversetzen des Lesers in die Vorgänge bewirken neben der Reflexionsdarstellung auch grammatische Mittel wie das ↑ historische Präsens. Spannungsfördernd in bezug auf das Was und das Wie sind ↑ Rückblende und ↑ Vorausdeutung, darüber hinaus jede Art des Wechsels der ↑ Perspektive. Inhaltlich wird der Mitvollzug des Lesers durch Konflikt und Dramatisierung, durch Psychologisierung

 

Erzählertext _______ 46

 

u. a. m. erreicht. Durch den suggestiven Zwang zum Miterleben (↑ Identifikationszwang) kann das Geschehen derart gegenwärtig erscheinen, daß das Präteritum der Erzählung seines Zeitcharakters beraubt wird (↑ episches Präteritum). So unterscheidet sich literarisches Erzählen vom Berichten vor allem durch die komplexe Anwendung verschiedener literarischer Techniken. Mit dem modernen literarischen Erzählen verschmelzen reale und vorgegebene Assoziationen und ihre sprachliche Formulierung, z. B. als Meditation in ↑ direkter Reflexion, die in anderen Darstellungsarten, etwa im Berichten, kaum möglich sind und die nicht selbst als eine besondere Darstellungsart (etwa „Assoziieren" oder „Sprechdenken") gelten. Durch die potentielle Vereinigung dieser Formen erhält literarisches Erzählen eine Qualität, die es von jeder einzelnen Darstellungsart und von der Summe der in ihr aufgehobenen f Darstellungsarten unterscheidet.

Erzählertext ↑ Autortext.

Erzählhaltung ↑ unter Darstellungshaltung.

Erzählsituation: Situation, in der ein Geschehen erzählt wird; zugleich die Situation, die durch die Erzählung geschaffen wird. Zu unterscheiden ist zwischen (1) der eigentlichen (auktorialen) Erzählsituation (das Geschehen wird vom Autor selbst betrachtet und erzählt) und (2) einer personalen Erzählsituation (das Geschehen wird aus der ↑ Perspektive einer Textperson betrachtet und erzählt). Die personale Erzählsituation ist allgemeiner als ↑ personale Darstellungssituation zu bezeichnen.

Erzähltempo ↑ unter Darstellungstempo.

Erzähltempus: das dem ↑ Erzählen als einer Darstellungsart und dem realen oder vorgestellten vergangenen Erzählgegen-stand gemäße Tempus; es ist das Präteritum. Vergangenes wird als eine Abfolge, nicht als Anhäufung einzelner Tatsachen dargestellt. Bedingt durch die erzählende ↑ Darstellungs-haltung, wird das Geschehen als nicht gegenwärtig-real ausgewiesen, wobei das Zeitbewußtsein überhaupt schwinden kann (↑ episches Präteritum). Daneben ist relative Möglichkeit der ↑ Tempuswahl gegeben; so flndet sich in Unterhaltungsliteratur und Kolportage auch das Präsens, in Mundarten auch das Perfekt (und zuweilen sogar das Futur) als Erzähltempus. Auch

 

Exkurs

 

kann Vergangenes als gegenwärtig dargestellt werden (↑ histo-risches Präsens). Insgesamt hängen Erzähltempus und Er-zählzeit also nicht unmittelbar zusammen; so kann auch aus einer ↑ Zeitebene des Erzählens in eine andere übergewechselt werden, ohne daß damit ein Tempuswechsel verbunden sein muß. ↑ auch Berichtstempora.

Erzählzeit ↑ unter Erzähltempus.

etymologische Wiederholung: Art der ↑ Wiederholung, bei der ein Substantiv mit einem stammverwandten Verb auftritt, z. B. einen Kampf kämpfen. Zur Vermeidung bloßer ↑ Tautologie und zur Erzielung von Nachdruck ist gewöhnlich ein ↑ Epitheton erforderiich: ein glückliches Leben leben. ↑ auch variierte Wiederholung.

Euphemismus: Sammelbezeichnung für beschönigende, höfliche, mildernde, betrügerische, demagogisohe, sophistische, verfälschende, verhüllende Ausdrücke, die aus den unterschiedlichsten Motiven, z. B. aus gesellschaftlicher Konvention, Zeitgeschmack, Höflichkeit, Aberglaube, Zynismus, Täuschungsabsicht, die direkte Bezeichnung des Sachverhalts umgehen. Das hauptsächliche Anwendungsgebiet für den Euphemismus ist die Demagogie, die Absicht des Sprechers, seine eigentliche Denkart zu verbergen, über eine für ihn unangenehme Situation hinwegzutäuschen, zu verhindern, daß der Gegner Informationen erhält, die dieser in der politischen Auseinandersetzung ausnützen könnte, die Absicht des Sprechers also, sehr bewußt Mißverständnisse hervorzurufen. In diesem Sinn ist die euphemistische Ausdrucksweise eine Hauptmethode imperialistischer Volksverleitung: Endlösung der Judenfrage für ‚rassistischen Völkermord’, Frontbegradigung für ‚Niederlage und Bückzug’. Mitunter gibt es für dieselbe Sache graduell abgestufte Euphemismen; so wird der Begriff „Proletarier" in Westdeutsohland durch den offiziellen Euphemismus Arbeitnehmer ersetzt; stark euphemistisch erscheint er als Betriebsbürger.

Exkurs m: Abwendung vom eigentlichen Gegenstand, und zwar in eigener Sache oder zu anderen Gegenständen. (1) Das Eingehen auf die eigene Situation zielt auf Einholung der Publikumszustimmung. Der Autor oder Sprecher gibt entweder offen die Schwierigkeiten zu, in denen er sich befindet (z. B. gewichtige

 

Exposition _______ 48

 

Tatsachen, die seiner Meinung entgegenstehen, wobei er jene bagatellisiert; ein das Publikum schockierender Gedanke; Zweifel an seiner Sachzuständigkeit), oder er verbirgt die Schwierigkeiten, indem er Scheingründe für das Übergehen wichtiger Untersuchungspunkte anführt oder seine Ausführungen abbricht, da er sich bewußt wird, über die Köpfe des Publikuma hinwegzureden; (2) Die Hinwendung zu anderen Gegenständen betrifft das ↑ Beispiel, die ↑ veranschaulichende Merkmalsfplge, den ↑ Vergleich, die zu breit angelegte argumentierende Gedankenfolge (↑ Syllogismus, ↑ Erörtern) u. a.

Exposition: Auslegung, Entwicklung eines Begriffs, Erklärung; Ausgangsposition, z. B. im Drama.

Expressivität, auch Ausdruckswert, Stilwert: mögliche Bezeichnung für die Summe aller begrifflichen und nichtbegrifflichen Merkrnale eines Textes, z. B. assoziative Elemente, Appellfunktion, ↑ Emotionalität, ↑ Rationalität. ↑ auch Stilwert.

Exzerptn: Auszug aus einem ↑ Text unter dem Gesichtspunkt einer bestimmten anderweitigen Verwendung (Agitation, Ge-staltung eines anderen Themas), im Unterschied zum Konspekt, in dem das Wesentliche aus dem Text zunächst ohne konkreten Verwendungszweck aufgenommen wird. Die sprachlichen Prinzipien des Exzerpierens und Konspektierens sind gleich; je nach Umfang der Vorlage und Verwendungsmöglichkeit erfolgt die Abfassung in ↑ Stichpunkten, im ↑ Telegrammstil oder in gedrängtem ↑ Nominalstil, unter Verwendung von ↑ Zitat und ↑ Teilzitat als Dokument. Offizielle Formen des Exzerpts sind in der Presse die ↑ Stichpunktwiedergabe und das ↑ Schlagzeilenexzerpt.

 

F

Fachausdruck ↑ Terminus.

Fachjargonismus, Berufsjargonismus: in einem Fachgebiet üblicher ↑ Jargonismus, der im Unterschied zum ↑ Terminus nicht


 

49 _______ Fertigstücke

 

der literarischen ↑ Stilschicht angehört, z. B. Oberlicht für Oberbeletichter (beim Theater). Fachjargonismen in publizistischen und künstlerischen Texten dienen oft charakterisierenden, satirisehen und ähnlichen Zwecken. ↑ Stilfärbung.

fakultative Sprachformen: im Kontext mögliche, zur Auswahl stehende sprachliche Formen für denselben Sachverhalt; Formen (Fügungsweisen), die den Sinn der Aussage nicht verändern, allerdings den Sachverhalt unter verschiedenen Aspekten fixieren (↑ Synonyme) und in bezug auf Darstellungsbreite, Rhythmus, Wohlklang und vor allem in bezug auf die Einfügungsmöglichkeit innerhalb des Kontextes (Gedankenfolge, Blickrichtung, Variation) unterschiedlich sein können: Es zog ein Unwetter auf. / Ein Unwetter zog auf. — Du hast ein wertvolles Buch erhalten / ein Buch, das wertvoll ist, erhalten / ein Buch erhalten, das wertvoll ist.

Fassung: durch ↑ Bearbeitung oder Überarbeitung stilistisch, gliederungsmäßig oder inhaltlich abgeänderte Form eines künstlerischen oder wissenschaftlichen Werkes (Neufassung, zweite Fassung, Bühnenfassung usw.).

Fertigstücke: Begriffskomplexe (Wortkomplexe und syntak-tische Fügungen), in denen der Vorstellungswert des Einzelteils verblaßt ist (↑ auch Floskeln). Fertigstücke sind sprachliche Formulierungen für Beziehungen und Sinnkomplexe, die in der gesellschaftlichen Praxis ständig wiederkehren und nicht von jedem Sprechenden und Schreibenden neu geprägt, sondern insgesamt übernommen, in eine eigene Darstellung eingefügt, beigegeben werden, d. h. sehr oft als Attribute und somit als Attributkette erscheinen. Zum Beispiel wird Erfüllung der Verpflichtungen (unserer Kollegen) in die Formulierung Kontrolle [der Erfüllung der Verpflichtungen (unserer Kollegen)] übernommen und diese ihrerseits als Fertigstück dem nominal gefaßten Vorgang Organisieren (die Organisierung) untergeordnet: die Organisierung {der Kontrolle [der Erfüllung der Verpflichtun-gen (unserer Kollegen)]}. Geläufige Fertigstücke sind Begriffs-komplexe wie die Bevölkerung der DDR, die Partei der Arbeiterklasse, der Aufbau des Sozialismuß. Umfangreichere Fertigstücke sind allgemein bekannte wissenschaftliche Begriffskomplexe wie das Gesetz der ungleichmäßigen (politischen und wirtschaftlichen) Entwicklung der kapitalistischen Länder, die zu einer

4 Stilkunde


 

Figurenrede_______ 50

 

Kette führen können: kraft des Wirkens [des Gesetzes der un-gleichmäßigen (politischen und wirtschaftlichen) Entwicklung der kapitalistischen Länder]. Durch gedankenlose Verbindung von Fertigstücken kann es zu zweideutigen Formulierungen kommen wie Minister für Erziehung der Koreanischen Volksdemokratischen Republik. (Aktuelle Fertigstücke werden allerdings auch in solcher Verbindung richtig verstanden.) Oder es entstehen pleonastische Formulierungen wie die von der UdSSR beschlossene Verringerung der Streitkräfte der Sowjetunion aus den Fertigstücken Streitkräfte der Sowjetunion und von der UdSSR beschlossene Verringerung.

Als Fertigstücke werden mitunter auch Phraseologismen (↑ Phraseologismus) bezeichnet. ↑ auch Nachdruckformen. Figurenrede ↑ unter personaler Text.

Figurensprache ↑ Figurenstil.

Figurenstil, unexakt Figurensprache: Stil der Figuren in einem literarischen Werk. Da von Figuren nur bei erfundenen Personen gesprochen werden kann, ist die Bezeichnung ↑ personaler Stil umfassender.

figürliche (verkleidete) Gedankenführung ↑ Gedankenführung.

flktive Rede: mögliche Sammelbezeiehnung für Äußerungen im Kunstwerk, deren Realität nur innerhalb des Werkes gilt. Nicht jede Rede im Kunstwerk ist fiktiv; auch reale Äußerungen real existierender Personen können darin enthalten sein. ↑ aber fingierte Rede.

fingierte Rede: besondere Form der ↑ Redewiedergabe, einer Person oder Gruppe zugesprochenes, aber nicht belegbares Zitat, vorgegebene Äußerung. In fingierter Rede, die formal der ↑ direkten Rede gleicht, werden unausgesprochene oder erwünschte Gedanken eines anderen, oft eines Gegners oder potentiellen Gesprächspartners, ausgedrückt. Fingierte Rede hat keine dokumentarische, sondern nur charakterisierende, illustrierende Funktion. ↑ aber fiktive Rede.

Floskeln f pl: 1. Redeblüten, nichtssagende Redesnarten. — 2. Wendungen und Sätze, die als ↑ Fertigstücke infolge häufigen Wiederkehrens der damit bezeichneten Situation oft in gleicher oder ähnlicher Form verwendet und vom Publikum nicht in ihrer vollen Bedeutung aufgenommen werden. ↑ rhetorische Floskeln.

 

_51 Gebrauchssprache

 

Formeln: allgemein übliche, konventionalisierte Wendungen (Satzteile, Sätze), die in ihrem eigentlichen Sinn verblaßt sind. Formeln in diesem Sinne sind Anredeformeln, Grußformeln, Briefformeln (Anfang und Schluß), juristisohe Formeln, religiöse Formeln, Zauberformeln usw. In der Literatur gibt es in Volkslied, Märchen und Sage, aber auch in der Epik immer wiederkehrende Formeln. Zu den Formeln gehören die Doppelformen (↑ Zwillingsformel), die durch Endreim (Saus und Braus) oder Stabreim (Lenkung und Leitung) oder einfach rhythmisch gebunden sind oder einen häufig wiederkehrenden inhaltlichen Kontrast bezeichnen (auf und ab). Auch die Verbindung bestimmter Substantive mit einem ↑ stehenden Epitheton (das blaue Meer) kann als Formel gelten. In der Nähe der Formeln stehen ↑ Losung, ↑ geflügeltes Wort, ↑ Schlagworte.

Funktionalstil ↑ Bereichsstil.

Funktionsstil ↑ Bereichsstil.

 

G

 

Gattungsstll: Gesamtheit der ↑ Stilzüge bzw. ↑ Stilprinzipien (↑ Stiltyp) einer Textgattung, gewöhnlich einer Gattung inner-halb der Kunst. Der Gattungsstil ist dem ↑ Bereichsstil unter-, dem ↑ Genrestil übergeordnet. Gattungsstile sind theoretisch noch ungenügend abgegrenzt.

Gebrauchssprache: öfters verwendete Bezeichnung für das im alltäglichen Gebrauch, im öffentlichen Leben und im mündlichen wissenschaftlichen Austausch angewandte Sprachsystem (Syntax, Lexik). Der Begriff wird in Abgrenzung von der ↑ Literatursprache bzw. ↑ Dichtersprache einerseits und dem Dialekt bzw. der Mundart andererseits verstanden; er schließt die Umgangssprache ein. Die Bezeichnung ist unexakt, nicht zuletzt insofern, als jedes (lebende) Sprachsystem dem Gebrauch dient. Gemeint ist oft der ↑ Alltags(sprach)stil bzw. der Stil der Sachprosa (↑ unter Bereichsstil).

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Date: 2016-01-03; view: 676


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