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Begriffliche Synonyme 3 page

Darstellungshaltung: Verhältnis des Darstellenden, des Autors, zum Geschehen einerseits und zum Publikum andererseits. Eine einheitliche, z. B. eine streng sachbezogene, eine episch breite, eine satirische oder pathetische Darstellungshaltung, also die stilistische Einheitlichkeit des Textes, ist Grundforderung an den Autor. Inkonsequenzen in der Darstellungshaltung des Autors äußern sich in ↑ Stilbruch, Inkonsequenzen in der Dar-stellungshaltung seiner Personen, sichtbar im ↑ personalen Text, beeinträchtigen daneben die Glaubwürdigkeit der Darstellung überhaupt.— Bei erzählender Literatur wird die Darstellungs-haltung spezieller als Erzählhaltung bezeichnet.

Darstellungsmethodc:Verfahren zur ↑ Stilisierung von Texten, z. B. ↑ Komprimieren, ↑ Pointieren, Vergleichen (↑ Vergleich). Darstellungssituation↑ personale Darstellungssituation.

Darstellungstempo,in erzählender Literatur Erzähltempo: Tempo, in dem ein dargestelltes Geschehen seinen Fortgang nimmt. Es wird bezeichnet durch sprachliche ↑ Komprimierung, mit semantischen und syntaktischen Mitteln.

Darstellungsweisen↑ Darstellungsarten.

deliberatiye Gattung↑ unter Rhetorik.

Denkstil,Gedankenstil: Hilfsbezeichnung für die Form der ge-danklichen Komponente sprachlicher Äußerungen, in Ab-

 

 

Denkstilistik

 

grenzung von der sprachlichen Aussageweise, dem ↑ Sprachstil. Diese gedankliche Komponente ist erkennbar in der gesamten ↑ Textgestaltung, in ↑ Disposition, ↑ Komposition und ↑ Ge-dankenführung im engeren Sinne, in ↑ Anschaulichkeit, in ↑ Statik und ↑ Dynamik der Darstellung (die jedochzugleich ab-hängt von Statik und Dynamik des darzustellenden Gegen-standes), in ↑ Dichte, ↑ Präzision usw. und in der Verwendung gedanklicher Figuren, die nicht an feste sprachliche Formen ge-bunden sein müssen (↑ Isolog, Antithese, Gleichnis, Vergleich). Der Denkstil muß zu einem großen Teil aus dem Text mittelbar erschlossen werden; er ist nur zum Teil ablesbar an lexisch, morphologisch und syntaktisch auffälligen Formen, die von der ↑ Sprachstilistik registriert werden. Insofern ist der Sprachstil Teil des Denkstils; andererseits kann der Sprachstil relativ un-abhängig vom Denkstil verändert werden (↑ Gedanke und Sprachform), z. B. durch bloßen Austausch von ↑ Synonymen und die Variation nur formaler Elemente (Vermeidung von ↑ Gleichklang, ↑ stilistisohe Variation, ↑ Stabreim). Vielfach wird der hier unter Denkstil gefaßte Sachverhalt als ↑ literarischer Stil bezeichnet, doch engt man ihn damit auf die künstlerische Literatur ein (abgesehen davon, daß die Bezeichnung litera-rischer Stil mehrdeutig ist).

Nicht identisch ist der hier erläuterte Terminus Denkstil mit dem teilweise von Psychologen verwendeten Begriff, der die formale Apperzeption im Sinne von Anschauungsstil meint. ↑ Denkstilistik.



Denkstilistik:Hilfsbezeichnung für jenen Teil der Stilistik, der im Unterschied zur ↑ Sprachstilistik nicht die durch die Sprach-wissenschaft (insbesondere durch Grammatik und Lexikologie) erfaßbare Seite sprachlicher Äußerungen, sondem die Form der gedanklichen Komponenten der Äußerungen, d. h. den ↑ Denk-stil zum Gegenstand hat. Von manchen Wissenschaftlern wird der hier gemeinte Sachverhalt als ↑ literaturwissenschaftliche Stilistik bezeichnet, doch engt man ihn damit auf die künst-lerische Literatur ein — abgesehen davon, daß diese Bezeichnung mehrdeutig ist.

Nicht identisch ist unser Begriff mit der teilweise von Psycho-logen verwendeten Bezeichnung, die eine Theorie der formalen Apperzeption meint.

 

 

Detail ______ _______ 32

 

 

Detail: Glied einer ↑ Aussagenfolge; es erscheint als ein argu-mentierender Gedanke (↑ Ratio) zum ↑ Hauptgedanken in der argumentierenden Gedankenfolge (↑ Syllogismus) und als charakterisierendes Merkmal einer Erscheinung in der ↑ ver-anschaulichenden Merkmalsfolge.

Detaillierung: im erzähltechnischen Sinn das Beleben und Ver-anschaulichen eines Berichts, einer Erzählung usw. durch charakteristische, interessante, die Atmosphäre verdeutlichende Einzelheiten und Merkmale. Die Details epischer Prosa müssen für das Geschehen und für seinen Ausgang wesentlich sein, sie müssen Funktion haben, d. h. ihren Beitrag zur dichterischen oder publizistischen Umsetzung der generellen ↑ Aussageabsicht leisten. ↑ Detail.

Dialektismus: Wort, Wendung, grammatische Eigenheit mit territorial begrenzter Anwendung. Außerhalb der Alltagssphäre dienen Dialektismen gewöhnlich der Zeichnung lokalen und sozialen Kolorits. ↑ charakterologischer Ausdruck, Stilfärbung.

Dialog: Zwiegespräch, Wechselrede in einem Kunstwerk; in publizistischen Texten oft einfach als Gespräch bezeichnet, an dem allerdings auch mehr als zwei Personen beteiligt sein können. Die Darstellung des Dialogs bedarf als eine Form der ↑ Rede-darstellung zunächst der Kennzeichnung bzw. Einleitung (↑ Rede-kennzeichnung); diese kann direkt oder durch den ↑ Kontext erfolgen. In diesem Sinn gibt es (entgegen der Bezeichnung) keinen „uneingeleiteten Dialog". Doch müssen Rede und Gegenrede, nach der prinzipiellen Kennzeichnung, nicht stets von neuem gekennzeichnet werden (↑ Blankdialog). Vom fiktiven Dialog der Kunst und dem realen Dialog realer Personen kann noch unterschieden werden der fingierte Dialog (↑ auch fingierte Rede) realer Gestalten; er ist vor allem Mittel politischer Publizistik, aber auch populärwissenschaftlicher Darstellung. ↑ Monolog, Satzkonstanz.

Dichte, Aussagedichte: Gedrängtheit, Ökonomie der Aussage, Weglassung alles für die Aussage Unwesentlichen, aller Füll-wörter und Floskeln, auf ein Ganzes gesehen auch der ↑ Neben-aussagen, im Gegensatz zu Breite und Ausführlichkeit. Dichte ist in der Kunst wesentliches Gestaltungsprinzip der Lyrik; lyrische Dichte wird oft der epischen Breite, der Lyriker als

 

 

Direkte Rede

 

Verdichter und deshalb eigentlicher Dichter dem Schfiftsteller gegenübergestellt. Diese Gegenüberstellung, etymologisch falsch und ästhetisch fragwürdig, bezieht sich auf Gattungs-, nicht auf Wertunterschiede. Innerhalb einer Gattung kann sie jedoch auch Grundlage für ein Werturteil sein, was dann in stilistischer Hinsicht begründet ist. Dichte kann gewissermaßen mechanisch durch sprachliche Straffung, oft als Komprimierung bezeichnet, erreicht werden. Höchste Dichte strebt z. B. im Bereich der ↑ Redewiedergabe der themaangebende ↑ Redebericht an. ↑ sprachliche Aussage und formal-logische Aussage, ↑ auch Prägnanz.

Dichtersprache: zusammenfassende Bezeichnung für die sprach-
lichen Möglichkeiten und Konventionen innerhalb der Dich-
tung, d. h. für spezifisch dichterische Wörter (Schwingen für
,Flügel'), Flexionsformen (Lande für ,Länder') und syntaktische
Formen (einer Sache entraten); auch für die Realisierung der
sprachlichen Möglichkeiten, die Sprache der Dichter einer be-
stimmten Periode oder Richtung, z. B. mittelhochdeutsche
Dichtersprache. Gemeint ist mit dem Begriff oft der ↑ künst-
lerische Sprachstil. Das einzelne dichterische Sprachmittel wird
auch als ↑ Poetismus bezeichnet. : '
Diktion: mögliches Synonym für Sprachstil (↑ Sprachstil 2).
direkte Bede: Erscheinungsform der ↑ Rededarstellung. Eine
reale (in künstlerischer Literatur auch eine als real angenommene)
mündliche oder schriftliche Äußerung ist wörtlich oder in
adäquater Übersetzung fixiert; der Urheber kommt selbst zu
Wort (↑ personale Darstellungssituation), Modus, Tempus und
Personenbezeichnung, der gesamte Stil der ursprünglichen
Äußerung bleibt — von erlaubter ↑ Redigierung abgesehen —
unverändert. Direkte Rede bedarf, wie die anderen Rede-
darstellungsformen, der ↑ Redekennzeichnung; zu dieser ist in
dokumentarischen Texten auch die zusätzliche graphische Be-
zeichnung (Anführungszeichen oder Einrückung) bzw. die
sprechtechnische Bezeichnung (Pause, Stimmänderung) zu
zählen. Wo sie in künstlerischer Literatur fehlt, wird der Leser —
bewußt oder unbewußt — im unklaren gelassen, ob es sich um
↑ Autortext oder ↑ personalen Text, um direkte Rede oder
↑ direkte Reflexion handelt. Hier entseheiden besonders der
↑ Kontext und die ↑ kontextualen Mittel. Fehlende graphische

3 Stilkuade

 

 

direkte Reflexion ______ _______ 34

 

 

Bezeichnung in dokumentarischen Genres weist auf ↑ ab-strahierte Rede. Direkte Rede kann auoh syntaktisch unvoll-ständig als ↑ Teilzitat erscheinen.

Die Gestaltungsmethode, die zur „direkten Rede" führt, kann als direkte Rededarstellung, spezieller als direkte ↑ Redewieder-gabe (bei realen Äußerungen), oder als direkte ↑ Redegestaltung (bei fiktiven Äußerungen) bezeichnet werden.

direkte Reflexion, in der Literaturwissenschaft ↑ innerer Monolog, auch stiller Monolog: eine Forrn der ↑ Reflexions-darstellung. Die inneren geistig-psychischen Vorgänge einer dargestellten Person, ihre nicht geäußerten Erwägungen, Zweifel, Gefühle, Assoziationen u. ä. erscheinen ähnlich einer Äußerung, einer ↑ direkten Rede. Die Darstellung der Reflexionen wird gleichsam der Person selbst überlassen, sie bilden ↑ personalen Text, es ergibt sich eine ↑ personale Darstellungssituation. Grammatisch erscheinen sie demnach im Präsens als Grund-tempus, im Indikativ als Grundmodus und in der 1. Person, seltener auch in der 2. Person. In dieser letzten Möglichkeit unterecheidet sich die direkte Reflexion von der direkten Rede, ebenso durch die meist feblenden Anführungszeichen. Allerdings werden zuweilen auch einfache Anführungszeichen, in älterer Literatur auch normale Anführungszeichen gesetzt; umgekehrt bleibt tatsächliche Rede in künstlerisoher Literatur oft graphisch unbezeichnet, so daß Rede und Reflexion in solchen Fällen formal nicht zu trennen sind. Die Unterscheidung ist durch die ↑ Reflexionskennzeichniing und durch den gesamten Kontext gegeben, sofern nicht der Lesende in dieser Hinsicht bewußt im unklaren gelassen werden soll. Vom ↑ Autortext heben sich Passagen direkter Reflexion demnach meist durch das Tempus (Präsens gegenüber dem normalen ↑ Erzähltempus, dem Prä-teritum) und durch die Personalpronomina (1. oder 2. Person gegenüber der normalen ↑ Er-Form künstlerischer Literatur) ab. Beispiele: Reflexion in Ich-Form: Er richtete sich auf. Immer, wenn er aich aufrichtete, wurde ihm schwindlig. Ich muß zu Gundel! Der Gedanke blieb: Ich muß zu Gundel! (Noll) / Reflexion in Du-Form: Einmal sah er sein Spiegelbild im Waaser eines Dorfteiches. Ein viel zu großer Schädel, ein hohlwangiges Gesicht, fiebrig glänzende Augen, struppiger Bart . . . Das bist du, das ist von dir geblieben ... (Noll) — Sind sowohl Autortext als

 

 

Disposition

 

auch Reflexion in Ich-Form verfaßt, so bleibt als formales Un-terscheidungsmerkmal der Tempuswechsel. Steht der Autortext im Präsens und in Ich-Form, so hebt sich die direkte Reflexion von ihm formal nicht mehr ab. Die Unterscheidung ergibt sich, vorbereitet durch die Reflexionskennzeichnung, allein durch in-haltliche Kriterien, oft auch durch die veränderte Diktion (↑ personaler Stil), durch andere Wortwahl, plötzlich verän-derten, meist kürzeren oder bruchstückhaften Satzbau usw. Passagen solcher Reflexionen werden überhaupt syntaktisch freier gestaltet als der Autortext, da sie oft Impressionen, Träume oder Wachträume darstellen wollen; sie können auch aus ein-zelnen, scheinbar unzusammenhängenden Wörtern bestehen.

Direkte Reflexion grenzt die geistig-psychischen Vorgänge stärker vom äußeren Geschehen und vom Autortext ab als die Dar-stellung ↑ erlebter Reflexion; anders als bei dieser werden sie direkt der dargestellten Person zugeordnet. In mündlicher Dar-bietung werden direkte Reflexionen zusätzlich durch veränderte Sprechhaltung, in Funkgenres durch Einblendung einer anderen oder der eigenen, technisch veränderten Stimme usw. gekenn-zeichnet. — Ein moderner Sonderfall direkter Reflexion ist der Film- oder Fernsehmonolog, in dem bei stummer Szene die Stimme des Nachsinnenden technisch reproduziert (und oft mit technischen Mitteln verfremdet) in die Szene eingeblendet wird.

Die Reflexion kann auch als gemeinsame Überlegung einer Gruppe (als kollektive direkte Reflexion, kollektiver innerer Monolog) erscheinen.

Disposition, auch Gliederung, Dispositio: Auswahl und Anord-nung der Gedanken — in Hinblick auf das Publikum — in der Weise, daß die Gedanken dem Gegenstand, seiner Darstellung und der ↑ Aussageabsicht am günstigsten sind. Die Art und Weise der Disposition bewegt sich zwischen zwei extremen Ab-folgen. (1) Handelt es sich um historische Geschehensabläufe, so entspricht der Bericht oder die Erzählung, die in schlichten Fügungen und Sätzen dem zeitlichen Ablauf des Geschehens nachgehen, der natürlichen Folge der Ereignisse. Diese natür-liche Disposition hat den Vorteil der Einfachheit und Klarheit für sich; sie hat aber auch den Nachteil der Eintönigkeit, Un-erregtheit und Selbstverständlichkeit, und es besteht die Gefahr,

3*

 

 

Dispositionsausdriicke ______ _______ 36

 

das Publikum zu langweilen und bei ihm Desinteresse hervorzu-rufen. (2) Dieser natürlichen Disposition steht die kunstvolle Disposition gegenüber, die z. B. mit ↑ Vorausdeutung, ↑ Vor-griff, ↑ Rückblende, ↑ assoziativer Gedankenfolge, ↑ veranschau-lichender Merkmalsfolge arbeitet.

Da die natürliche wie die kunstvolle Disposition sowohl den Ganztext als auch dessen einzelne Teile (Absätze, Abschnitte, Kapitel) betrifft, wird die Disposition zumeist je nach ihrer Be-deutung für die Gesamtaussage und die Aussageabsicht bald nach dem einen, bald nach dem anderen Prinzip aufgebaut. In bezug auf die argumentierende Gedankenfolge ↑ Gedankenführung, ↑ Syllogismus, ↑ Zweiteilung, ↑ Dreiteilung. Die Disposition als anordnendes Prinzip ist, wenn es um zergliedernde Erfassung oder überlegende Vorbereitung eines Textes geht, zu unterscheiden von der ↑ Komposition als vereinigendem Prinzip. Die Disposition wählt die einzelnen Aussagen aus und ordnet sie an; die Komposition entscheidet, über die syntaktische und phonetische Form der Wortgruppen, Sätze, Übersatzeinheiten. ↑ Rhetorik.

Dispositionsausdrücke ↑ Stichpunkte.

Dispositionsbegriffe ↑ Stichpunkte.

Dispositionswörter ↑ Gliederungswörter.

Doppelsinn: Nutzung der Mehrdeutigkeit eines Ausdrucks (↑ Polysem) für eine Aussage. In der Regel macht der ↑ Kontext einen mehrdeutigen Ausdruck eindeutig, da er nur eine der möglichen Bedeutungen aktiviert. Jedoch läßt sich das Mit-verstehen einer Zweitbedeutung im Kontext provozieren. Der Doppelsinn dient vor allem der Satire. So enthüllt Weinert im antifaschistischen Gedicht „Aufbruch der Nation" die gefähr-liche Verlogenheit des Nazischlagworts Aufbruch: Die Nation ist aufgebrochen / wie ein Pestgeschwür. Daneben kann Doppelsinn Mittel der ↑ Anspielung oder des Humors sein; z. B. gibt er Grundlage für harmlose Paradoxa (↑ Paradoxon): Was ist paradox? Wenn ein Hund an der Leine ohne Leine geht. ↑ Wort-witz.

Dreiteilung: Grundtyp der Gliederung (↑ Disposition) eines ↑ Textes in Anfangsteil, Hauptteil und Schlußteil. (1) Der knapp zu haltende Anfangsteil soll beim Publikum Interesse am Gegenstand hervorrufen. Methoden hierzu sind z. B. das An-

 

 

Dynamik

 

knüpfen an ↑ Sentenz, ↑ Sprichwort, ↑ Zitat, an ein aktuelles Ereignis, eine interessante Einzelheit, die aus dem Hauptteil vorweggenommen wird, Sinnbildliches, Vergleichendes, Histori-sches, ein erster Gesamteindruck; (2) der Hauptteil stellt das Beweis- bzw. Darstellungsziel (Behauptung, These, Propositio) voran und läßt den begründenden Teil (Argumentation) bzw. den darstellenden Teil (Erzählteil, Narratio) folgen; (3) der Schlußteil (Peroratio) stellt die Übereinstimmung zwischen Behauptung und Schlußfolgerung (Conclusio) fest bzw. gibt nach der ausführlichen Darstellung eine begründete Gesamteinschätzung.

Dubletten f pl, lexische Dubletten: Wörter mit gleicher Bedeu-tung. — 1. schriftsprachliche (literatursprachliche) Dubletten: im schriftsprachlichen System mögliche Wörter für denselben Sachverhalt, lexische ↑ Synonyme. — 2. landschaftliche (terri-toriale) Dubletten: landschaftlich begrenzte, schriftsprachlich gleichberechtigte Wörter für denselben Sachverhalt; mit einem neueren Terminus als ↑ Heteronyme bezeichnet. Duktus ↑ Gedankenführung.

Dynamik f: Bewegtheit, Vorgang, Geschehen im Gegensatz zu Ruhe, Verharren, Anschauen (↑ Statik). Da die wichtigste Er-scheinungsform der Bewegung ihr zeitlicher Ablauf ist, wird das Zeit-Wort, das Verb, in dem die Zeit grammatisch fixiert ist, als sprachliches Element der Dynamik, mithin der ↑ Verbalstil häufig als dynamischer Stil schlechthin angesehen, wobei unter Verbalstil eine Darstellungsweise verstanden ist, die sich relativ vieler finiter Verbformen bedient. Da jedoch Verben nicht nur Vorgänge, sondern auch Existenzformen bezeichnen, die eben-falls nur in der Zeit denkbar sind (Uran ist ein Schwermetall), ist Verbalstil nicht identisch mit dynamischem Stil. Dynamik kann lexisch ebenso in bestimmten substantivierten Infinitiven und Verbalabstrakten (also Nomina) begründet sein; sie kann syntaktisch in einem lebhaften, wechselnden Satzbau, in ↑ asso-ziativer Gedankenfolge, in Bruchstücken von Sätzen, in kühner Metaphorik (↑ Metapher) usw. liegen.

Unter den ↑ Darstellungsarten enthält das Berichten natürliche Dynamik, während Beschreiben und Charakterisieren, da ein Status ausführlich gekennzeichnet wird, zur Statik neigen. Die Kunst des Beschreibens und des Charakterisierens ist es, die

 

Effekt ______ _______ 38

 

 

natürliche Statik durch sprachlich-dynamische Elemente zu überwinden, was im Einzelfall schon erreicht werden kann durch Temporalisierung, d. h. durch Verzeitlichung von Zuständen (grünt für ,ist grün'), oder durch Verwendung von Bewegungs- für Zustandsverben, was allerdings auch zu konventionalisierten Fügungen führen kann, die keine Dynamik mehr enthalten (links erhebt sich ein Haus für ,links steht ein Haus').

 

E

 

Eflekt m: Nachwirkung eines Textes beim Publikum. Der ↑ Text genügt sieh nicht selbst, er kehrt sich heraus, ruft den Leser, Hörer oder Zuschauer gleichsam zu sich heran und versucht, sich mit ihm durch die Art und Weise der Darstellung (↑ Darstellungsarten) selbst ins Verhältnis zu setzen. Sowohl die Gediegenheit der Gegenstandsdarstellung als auch die Wendung zum Publikum müssen im Text vorhanden sein, doch müssen beide Anliegen einander Gleichgewicht halten. Strengste Gegen-standsdarstellung läßt das Publikum im allgemeinen kalt. Tritt andererseits das Bemühen um Publikumskontakt zu sehr hervor, so kann zwar der Text gefallen, bleibt aber ohne inhaltliche Eindringlichkeit.

einfache Gedankenftthrung ↑ unter Gedankenführung.

Einklammerung ↑ Klammerung.

Einschaltung, Einschub: 1. innerhalb des Satzes eine ↑ Paren-these. — 2. in übersatzmäßigen Einheiten (↑ suprasyntaktische Einheit) auch ein in einem selbständigen Satz formulierter Nebengedanke. — 3. im Großzusammenhang ein ↑ Exkurs.

Einschub ↑ Einschaltung.

Einsparung ↑ grammatische Einsparung, kontextuale Einsparung, Sprachökonomie.

Einwand ↑ rhetorischer Einwand.

Einzelaussage ↑ unter Aussage.

Elativ m: Superlativ ohne Vergleichsverhältnis, z. B. grundehrlich.


 

Dispositionsausdriicke ______ _______ 36

 

Elision: Wegfall eines Vokals aus sprechtechnischen oder aus rhythmischen Gründen: (1) Ausstoßung (Synkope f): gehn für gehen; (2) Abstoßung (Apokope f): lang für lange; (3) Aus- und Abstoßung: grad für gerade. Auch zur Vermeidung der Auf-einanderfolge von Vokalen (Hiatus m) werden Vokale ab-gestoßen: trag' ich. — Stilistisch interessiert insbesondere die Apokope, da oft noch die vollen und die apokopierten Formen nebeneinander stehen. Die volle Form kann z. B. archaisierend (späte und frühe) oder volkstümlich (Mein Herze!) oder humo-ristisch (im Gemüte) oder poetisch (der Hirte) wirken oder ist rhythmisch begründet (Nun noch em Wort vorm Schlafengehn, indes / mein letzter Kämmrer mir das Bette macht! [Hebbel]). In manchen Fällen wird die apokopierte Form in wörtlicher Be-deutung (am Rand des Abgrunds), die volle Form in übertragener (am Rande des Abgrunds) verwendet.

Elocutio ↑ unter Rhetorik.

Emotionalität: mögliche Bezeichnung für die Summe der emotionalen, d. h. gemütsbewegenden Elemente eines ↑ Textes; Anreicherung des Textes durch gefühlsbezogene Aussageelemente; als Summe der emotionalen Textanteile eine wesentliche Komponente der ↑ Expressivität.

Emphase f: Art des ↑ Tropus; Bezeichnung eines Merkmals durch einen Begriff, dem das Merkmal inneliegt: Daß der Mensch zum Menschen werde, / Stift' er einen ew'gen Bund (Schiller). Würde der ganze Inhalt des Begriffes Mensch genommen, wäre die Aussage überflüssig. Sie zielt jedoch hier auf das Merkmal human im Sinne des Goetheschen Wortes Edel sei der Mensch, / hilfreich und gut. Solche emphatische Aussage kann, in gewöhnlichem Tonfall gesprochen, als überflüssig mißverstanden werden; sie wird daher intonatorisch und gestisch hervorgehoben, so daß heute vielfach Emphase als phonetisehes Mittel des Nachdrucks verstanden wird: Ist das auch deine Meinung?

Endstellung: Stellung eines Satzglieds am Ende des Satzes. Bei ↑ Normalfolge der Satzglieder, im grammatischen Beiapielsatz, in dem kein Satzglied in irgendeiner Weise hervorgehoben ist, nimmt bei entzweitem Prädikat der infinite Prädikatsteil Endstellung ein (Wir haben dem Monteur die Maschine übergeben.); bei nichtentzweitem Prädikat das sachliche Objekt — nach dem persönlichen Objekt: Wir übergaben dem Monteur die

 

epideiktische Gattung _ _______ 40

 

Maschine, bei Häufung adverbialer Bestimmungen die Zweck-, davor die Orts-, davor die Modal-, davor die Zeit-, davor die Kausalbestimmung: Er arbeitete deshalb täglich unermüdlich im Labor an der Verwirklichung seiner Idee. Die Entfernung vom

finiten Prädikat, das im Aussagesatz stets in syntaktischer Zweitstellung steht, drückt (nach dem Prinzip der ↑ Satz-spannung) in umgekehrter Folge die konventionelle Stufung des Mitteilungswerts der Satzglieder aus. Deren Abfolge hängt jedoch auch von der Plazierung im Text ab (↑ unter Anfangstellung).

Soll abweiehend von der konventionellen Stufung des Mittei-lungswerts ein Satzteil hervorgehoben werden, rückt man diesen in ↑ stilistische Endstellung oder auch in ↑ stilstische Anfangstellung.

epideiktische Gattung ↑ unter Rhetorik.

Epidosis ↑ unter Komposition.

Epipher f: Wiederkehr derselben Sprachform am Ende mehrerer aufeinanderfolgender Satzteile, Sätze oder Absätze. Es kann unterschieden werden zwischen (1) einer lexischen Epipher, der Wiederholung desselben Ausdrucks, und (2) einer syntaktischen Epipher, der Wiederholung derselben syntaktischen Struktur; diese ist eine Form des ↑ Isokolons (Beispiele s. dort).

Die Epipher verbindet thematisch sich ergänzende Aussagen einer Folge von argumentierenden Gedanken (↑ Syllogismus) oder veranschaulichenden Merkmalen (↑ veranschaulichende Merkmalsfolge).

Ein Sonderfall der Epipher ist die rhetorische wörtliche Wiederholung einer schließenden Folgerung (↑ wörtliche Wie-derholung), in der Dichtung der Kehrreim. ↑ aber Anapher, ↑ auch Symploke.

epischer Dialog: die für epische und berichtende Genres charak-teristisohe Fixierung einer Wechselrede (↑ Dialog), bei der außer dem Redevorgang auch der Redende selbst jeweils ausdrücklich bezeichnet wird (↑ Redekennzeichnung), im Unterschied zum (mehr dramatischen) ↑ Blankdialog.

episches Präteritum: normale Erzählform der Literatur. Durch das Präteritum wird zunächst die Fiktion des Rückblicks ge-schaffen, auch im utopischen Roman, der gewissermaßen von einem nach-zukünftigen Standpunkt aus erzählt wird. Zugleich

 

 

Epitheton

 

ist daß Präteritum obligates Grandtempus fiktiver Erzähluug und wird, indem der Leser oder Hörer den Erzählstandpunkt vergißt und das Erzählte wie gegenwärtig vor sich sieht, in temporaler Funktion nicht bewußt wahrgenommen, besonders in ↑ personaler Darstellungssituation. ↑ Erzähltempus.

Epithetahäufung: besondere, meist aus Adjektiven bzw. Ad-verbien bestehende Gruppe einer ↑ veranschaulichenden Merk-malsfolge; Häufung von Eigenschaften zu einer Erscheinung (↑ Epitheton). Die Epithetahäufung ist dort begründet, wo sie beschreibt und charakterisiert, d. h., wo sie ein echtes Stück der Aussage übernimmt, z. B. Es steht ein Mann im dicken Schnee, unten am Fuße eines schwarz angekohlten Baumes, der spitzwinklig in gute Höhe ragt mitten im verbrannten Walde, schwarz auf vielfach zertretener Weiße (A. Zweig). Wo sie die Darstellung sohwülstig oder statisch macht, ist sie stilistisch fehl am Platz.

Die Epithetahäufung ist nicht identisch mit der Attribut-häufung im grammatischen Sinn, weil grammatische Attribute oft (in wissenschaftlichen Texten sogar weitgehend) nicht Eigenschaften, sondern begriffliche Zuordnungen (↑ Zuordnungshäufung) bezeichnen.

Epitheton n, Beiwort: nähere Kennzeichnung eines in einem Substantiv oder Verb ausgedrückten Begriffs, meist durch ein Adjektiv (die freundliche Straße) oder ein Adverb (er lächelte freundlich) (↑ aber weiter unten). Die Kennzeichnung (hier: freundlich) kann entweder als nur sachbezogenes oder zugleich als Atmosphäre gebendes Epitheton aufgefaßt werden. Oft er-scheint das Epitheton in Zweizahl, entweder in ↑ Synonymie (wirklich und wahrhaftig) oder in ↑ Akkumulation (schweigend und gleichgültig), und in Dreizahl, ebenfalls in Synonymie (böse, zornig, wutentbrannt) oder in Akkumulation (ärmlich, verblichen, düster).


Date: 2016-01-03; view: 676


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