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Begriffliche Synonyme 2 page

Formal nicht notwendige Satzteile können über die Ausklamme-rung hinaus syntaktisch abgesondert werden (↑ Absonderung). Aussage (im stilistischen Sinne): das in einer Texteinheit Mit-geteilte, der rationale Kern einer literarischen, publizistischen oder sonstigen Mitteilung. Jede als sinnvoll beabsichtigte For-mulierung eines Sachverhalts ergibt eine Aussage. Die Aussage im stilistischen Sinne ist nicht an Aussagesätze im grammati-schen Sinne gebunden. Jede Beobachtung und jede Vorstellung, jedes Urteil und jeder Schluß, der sich aus bestätigten Fest-stellungen ergibt, jede Einzelforderung und jeder Appell, der sich aus einer Reihe von Einzelforderungen zusammensetzt, jede Einzelfrage und jedes Problem, das auf vielen Einzelfragen gründet, jede Antwort und jede umfassende Erwiderung, die aus der Beantwortung vieler Einzelfragen hervorgeht, jede Norm und jedes Regelwerk, das viele einzelne Verhaltensregeln vereint, ist im stilistischen Sinne Aussage. Zweckmäßigerweise lassen sich unterscheiden: Einzelaussage (etwa eines Einwortsatzes, eines längeren Satzes. einer Satzneriode, eines kleineren Absatzes), Aussagekomplex (etwa eines ↑ Syllogismus, eines
19________________________ _______Aussagenfolge

 

 

größeren Absatzes, eines Abschnitts, eines Kapitels, eines ↑ Exkurses), Textaussage (Aussage des gesamten schriftlichen oder mündlichen Textes, z. B. einer Nachricht, eines Artikels eines belletristischen Werkes). Bei der Einzelaussage kann es sich entweder um eine ↑ Hauptaussage oder eine ↑ Neben- aussage handeln. Der Aussagekomplex kann sich wie die Text- aussage in Haupt- und Nebenaussagen, in ↑ Hauptgedanken und argumentierende Gedanken (↑ Ratio), aber auch in gleich berechtigte zusammengehörige Aussagen gliedern. Die Aussage eines Gesamttextes kann zu einer einzelnen Aussage verdichtet werden; z. B. sagt Goethes Drama „Iphigenie" aus: humanitas setzt sich durch. Jedoch wird die Aussage eines künstlerisehen Ganztextes in einer Einzelaussage meist trivialisiert (abgesehen davon ist jede künstlerische Aussage ästhetisch geformte Aussage und hat nur in der Einheit mit ihrer Forn ihren Wert); ↑ Aussageabsicht, ↑ auch Konzept.

Aussageabsicht:Zielrichtung des Autors; sein Streben, mit dem ↑ Text entweder eine Änderung des Gegenwärtigen im gesell- schaftlich fortschreitenden Sinne herbeizuführen oder die gesell- schaftlich fortschreitende Änderung des Gegenwärtigen zu ver- hindern, indem er die Zustimmung der Angesprochenen für die eigene Meinung und Haltung zu gewinnen sucht. Der Umsetzung der Aussageabsicht in Text dienen ↑ Gedankenführung, ↑ Dis- position und ↑ Komposition.

Aussagedichte ↑ Dichte.

Aussagekomplex ↑ unter Aussage.

Aussagenfolge: (1) als argumentierende Gedankenfolge (↑ Syl-logismus) oder (2) als ↑ veranschaulichende Merkmalsfolge er-scheinend. Die Grenzen zwischen beiden Arten sind fließend, da fixierten Tatbeständen Urteile immanent sind bzw. Urteile be-stimmte Tatbestände in sich einschließen. Bezeichnet man den ↑ Kerngedanken einer argumentierenden Gedankenfolge bzw. einer veranschaulichenden Merkmalsfolge mit Summe, und be-zeichnet man den argumentierenden Gedanken (↑ Ratio) bzw. das Merkmal mit Detail, so ergeben sich folgende Abfolgen von Aussagen: a) Summe + Detail, z. B. Beweisziel plus argumen-tierende Gedanken oder Anschauungsziel plus Merkmale; b) De-tail + Summe, z. B. argumentierende Gedanken plus Schluß-folgerung oder Merkmale plus Gesamteinschätzung; c) Summe



Ausstoßung ________________________ _______20

 

+ Detail + Summe, z. B. Beweisziel plus argumentierende
Gedanken plus Schlußfolgerung oder Anschauungsziel plus Merk-
male plus Gesamteinschätzung; d) Details, z. B. nur argumen-
tierende Gedanken oder Merkmale ohne resümierende Glieder;
e) Summen, z.B. nur Schlußfolgerungen oder Gesamteinschätzungen ohne beweisführende Gedanken bzw. ohne Merkmale; ↑ Disposition, Dreiteilung, Komposition, Dreiteilung.
Ausstoßung ↑ unter Elision.

Autor-Personen-Stil: mögliche Bezeichnung für das Verschmelzen des eigentlichen ↑ Autorstil mit dem ↑ personalen Stil. Zu solch gemeinsamem Stil kommt es durch Verschmelzen der ↑ Perspektive von Autor und dargestellter Person in ↑ erlebter Rede und ↑ erlebter Reflexion. Hier identifiziert sich der Autor scheinbar mit der Person und zwingt auch den Leser suggestiv zum Hineinversetzen, zur Betrachtung aus dieser Perspektive (↑ Identifikationszwang); doch bracut die Identifikation des Autors nur sprachlicher Art zu sein.

Die Fiktion, als erlebe der Autor die Gedanken der dargestellten Person mit, die sowohl bei zugrunde liegender Rede als auch bei ↑ Reflexion entsteht, und die gleiche formale Behandlung (↑ Er-Form, kein Tempuswechsel) führten zur allgemeinen Verwendung der Bezeichnung erlebte Rede für den gesamten Sachverhalt des Autor-Personen-Stils. Rede und Reflexion sind jedoch zu trennen.

Autor-Personen-Text: mögliche Bezeichnung für den Textteil, indem ↑ Autortext und ↑ personaler Text einander durchdringen: Die ↑ Perspektive des Autors und die derdargestellten Person verschmelzen, und die Person wird in einer ↑ personalen Darstellungssituation gleichsam Mitgestalter des Textes, so in ↑ erlebter Rede und ↑ erlebter Reflexion.

Autorrede ↑ Autortext.

Autorsprache ↑ Autorstil.

Autorstil, Autorsprache: eigentlicher Stil des Autors, sichtbar im ↑ Autortext, im Unterschied zum Stil dargestellter Personen, dem ↑ personalen Stil, der sich in ↑ personalem Text äußert. Autorstil und personaler Stil können verschmelzen (↑ Autor-Personen-Stil).

Autortext,Autorrede, in künstlerischer Literatur auch Erzählertext: eigentlicher Berichts- oder Erzähltext im Unterschied

 

 

begriffliche Synonyme

 

zum ↑ personalen Text, den Äußerungen einer im Text erschei-nenden realen oder flktiven Person (↑ Rededarstellung) oder deren redeähnlich gefaßten Gedanken, Gefühlen, Assoziationen (↑ Reflexionsdarstellung). Autortext und personaler Text können bei bestimmten Formen der Rededarstellung (↑ erlebte Rede 1) und der Reflexionsdarstellung (↑ erlebte Reflexion) verschmelzen (↑ Autor-Personen-Text).

Grundmodus des Autortextes ist der Indikativ. Das Grund-tempus hängt ab von der Art des gesamten Textes (↑ Berichts-tempora, Erzähltempus, Tempuswahl). Grundsätzliche pro-nominale Formen werden davon bestimmt, ob der Autor sich — real oder fiktiv — am Geschehen beteiligt darstellt oder nicht (↑ Ich-Form, Er-Form).

 

B

 

Bearbeitung: 1. bei künstlerischen und publizistischen Texten gewöhnlich die Umgestaltung (Umgliederung, zumindest sprach-liche Änderung) durch eine fremde Hand, wobei die Grenzen der Gattung bzw. des Mediums, im Unterschied zur ↑ Adap[ta]tion, nicht überschritten werden; die Umgestaltung durch den Autor wird dann als Überarbeitung bezeichnet. Zur Bearbeitung in diesem Sinn gehören auch aktuelle inhaltliche Einfügungen und Streichungen historisch überholter oder mißverstandlicher Stellen. — 2. bei nichtkünstlerischen Texten auch die intensive Umgestaltung im Unterschied zur Überarbeitung, bei der keine durchgreifenden Änderungen vorgenommen werden. Produkt der eingehenden Bearbeitung oder Überarbeitung kann eine völlig andere ↑ Fassung sein.

begriffllcbe Synonyme: verschiedene sprachliche Zeichen für ein und denselben Sachverhalt, die in stilistischer Hinsicht, z. B. in der Stilschicht (Anmut — Charme, die Tat des Mannes — des Mannes Tat), differieren. Die Bezeichnung ist umstritten, Ge-brauch und Abgrenzung sind nicht einheitlich; ↑ Synonyme, Synonymie, stilistische Synonyme.

 

Beispiel________________________ _______ 22

 

Beispiel: Sonderfall des Ähnlichen. Eine historisch, dokumen-tarisch, publizistisch oder literarisch festgehaltene Tatsache wird mit dem zur Diskussion stehenden Gegenstand oder Gedanken in Vergleich gesetzt, wobei das Wissen, der Erfahnmgsschatz und das Anschauungsvermögen des Publikums berücksichtigt werden; ↑ auch Tertium comparationis.

Beiwort Epitheton.

belletristischer Sprachstil ↑ künstlerischer Sprachstil.

Bereichsstil, Funktionalstil (Riesel), Funktionsstil (H. Beeker u. a.): Gesamtheit der für einen gesellschaftlichen Bereich cha-rakteristischen ↑ Stilzüge bzw. ↑ Stilprinzipien. Ausgehend von ähnlichen Funktionen, die Mitteilungen in einem solchen Bereich, z.B. im Amtsverkehr, in Wissenschaft, Alltag, Publizistik, ha-ben, wird bei dieser Klassifikation versucht, bestimmte Stil-typen (↑ Stiltyp) herauszuarbeiten, die trotz unterschiedlicher Thematik und unterschiedlicher konkreter Funktion der einzel-nen Texte ähnliche Stilzüge aufweisen. So werden die Bereichs-stile nach ihrer Kommunikationsfunktion in Umgangs[sprach]stil oder ↑ Alltags[sprach]stil (alltägliche Kommimikationsfunktion), ↑ Amts[sprach]stil (amtliche Kommunikationsfunktion), ↑ wissenschaftlichen Sprachstil (wissenschaftliche Kommuni-kationsfunktion), ↑ publizistischen. Sprachstil (agitatorisehe und propagandistische Kommunikationsfunktion) und ↑ künstle-rischen Sprachstil (ästhetische Funktion) eingeteilt, wobei der künstlerische Sprachstil eine Sonderstellung einnimmt, da künst-lerische Werke keine bloße Kommunikationsfunktion haben. Die Normen der einzelnen Stilbereiche werden von manchen Stil-theoretikern als so bindend betrachtet, daß sich der einzelne Autor unabhängig vom eigenen Stil und der konkreten ↑ Aussage-absicht ihnen nahezu völlig unterordnen müsse. Diese Auffassung findet von zwei Seiten Widerspruch: Einerseits wird darauf ver-wiesen, daß sich im Kommunikationsprozeß, jedenfalls in den Ländern mit sozialistischer Gesellschaftsordnung, immer mehr Menschen sozial, bildungsmäßig und damit auch im Stil einander nähern. Andererseits kann und muß der Begriff der Funktion, der einer Einteilung in gesellschaftliche Stilbereiche zugrunde liegt, konkret und eng gefaßt werden; z.B. hat innerhalb des Presse-journalismus, der dem publizistischen Sprachstil zugeordnet wird, die satirische Glosse eine andere Funktion als die Nachricht, diese

 

 

Berichten

 

eine andere als der Leitartikel und dieser eine andere als die Reportage. Es erscheint deshalb zweckmäßig, die Sprachstile vom Generellen zum Speziellen zu gliedern in Bereichsstil, ↑ Gattungsstil, ↑ Genrestil. Die Problematik der Gliederung in Funktional- bzw. Bereichsstile wird an der von einzelnen Theoretikern getroffenen unterschiedlichen Gruppierung deut-lich. Teilweise werden die Stilbereiche noch weiter differenziert. Umgekehrt werden. die stilprägenden Kommunikationsbereiche auch eingeschränkt auf vier (z. B. alltäglich, offiziell, appel-lierend-publizistisch, künstlerisch) oder auf nur drei Bereiche (z. B. Alltagsverkehr, Sachprosa, Belletristik). Vom Kommuni-kationsbereich zu unterscheiden ist die den Stil mitbestimmende rnündliche oder schriftliche Kommunikationsart (↑ mündlicher Stil, schriftlicher Stil).

Berichten:Darstellungsart, mit deren Hilfe der Autor die Zu-sammenhänge eines einmaligen, in dieser Form unwiederholbaren Natur- und Gesellschaftsgeschehens erfaßt und intellektuell wie emotionell deutet, und zwar neben notwendigen Urteilen haupt-sächlich mittels Tatsachen, geleitet von einem zentralen, situationsbedingten Gesichtspunkt und entsprechend der ↑ Aus-sageabsicht in mehr oder minder ausschließlicher Bezogenheit auf die Strukturierung des Geschehens, z. B. im Rechen-schaftsbericht, oder in mehr oder minder ausschließlichem Bezug auf das Erleben des Geschehens durch die Beteiligten, z. B. im Augenzeugenbericht. Die ausschließliche Bezogenheit auf die Strukturierung des Geschehens, d. h. der Versuch, das Ge-schehen in seinen Bedingungen und Abhängigkeiten, in seinen objektiven Gesetzmäßigkeiten zu erkennen, z. B. die technische oder handelsökonomische Entwicklung eines Betriebs in der Rechenschaftsperiode, erfordert als Vorarbeit die Analyse vieler Einzelgeschehnisse. Der ausschließliche Bezug auf das Erleben des Geschehens durch die Beteiligten leistet a priori subjektiven berichtenden Elementen Vorschub, was z. B. den Schiedsrichter veranlaßt, möglichst viele Zeugen eines bestimmten Vorfalls zu hören, um den Tatbestand sachgetreu zu rekonstruieren. Der Berichterstatter deutet und wertet mit Auswahl, Gewichtung und Bezeichnung der einzelnen Phasen. und Tatbestände das Geschehen von seinem Standpunkt aus. Die Verschiedenheit des Standpunkts in sachlicher, politischer, gnoseologischer, ideolo-

 

 

berichtete Rede___________________ _______ 24

 

 

ischer Hinsicht, dessen Richtigkeit oder Falschheit, Aufrichtigkeit oder Unaufrichtigkeit bringen es mit sich, daß mit Hilfe der ausgewählten, gewichteten und bezeichneten Tatsachen das Geschehen wahrheitsgemäß hervortritt oder entstellt oder gar umgekehrt wird; ↑ Darstellungsarten, Berichtstempora.

berichtete Bede:häufige Bezeichnung für die nach der ↑ Rede-kennzeichnung (A. nahm das Wort) syntaktisch selbständig und im Konjunktiv fortgeführte ↑ Redewiedergabe: . . . Er sei damit einveretanden. Die Leistung sei hervorragend, er unterstütze den Vorschlag. Für besonders verdienstvoll halte er die Ausarbeitung der theoretischen Grundlagen. Die Bezeichnung ist nicht notwendig und führt leicht zur Verwechslung mit dem eigentlichen ↑ Redebericht. Es handelt sich um ↑ indirekte Rede.

Berichtigung,Correctio f: Zurücknahme einer zunächst absichtlich schwächeren, anders akzentuierten oder geradezu falschen Aussage und Ersatz durch die richtige.

Berichtstempora:die dem ↑ Berichten als einer Darstellungsart gemäßen Tempora; es sind bei vergangenem Geschehen Prä-teritum (Bericht über Abläufe) und Perfekt (Bericht über Fakten), bei augenblicklichem Geschehen (z. B. in einer Direktreportage) das Präsens. Insofern referierend über Pläne von zukünftigem Geschehen berichtet wird, darf auch das Futur als ein Berichtstempus gelten. Es gibt also — im Unterschied zum eigentlichen ↑ Erzähltempus — kein bestimmtes Berichtstempus. Die Tempora geben hier stärker objektive Zeitbezüge wieder; Möglichkeiten subjektiver ↑ Tempuswahl hängen von Gegenstand und ↑ Darstellungshaltung ab. — Beim ↑ Melden haben Tempora, von der Pressezitatkennzeichnung abgesehen (↑ unter historisches Präsens), sogar reine Zeitfunktion.

Berichtszeit↑ unter Berichtstempora.

Berufsjargonismus↑ Fachjargonismus.

Bescheidenheitsperiphrase,Höflichkeitsperiphrase f: Umschreibung (↑ Periphrase) anstelle der direkten Bezeichnung der Person in einem Pronomen: Der Rezensent bemerkt für ,Ich bemerke' / Es darf festgestellt werden für ,Ich konstatiere'. In solcher Umschreibung äußern sich historische Relikte ursprünglicher Subalternität (z. B. Gnädige Frau wünschen? / Was wünscht die Dame?) und damit verbundene Konventionen (Eure Majestät / Eure Exzellenz usw. haben).

Bildkontamination

Beschreiben:Darstellungsart, mit deren Hilfe der Autor festliegende Erscheinungen oder sich wiederholende Vorgänge in Natur und Gesellschaft vorstellbar macht, wobei er seine volle Aufmerksamkeit auf die Sache richtet. Mittels beschriebener äußerer und innerer Merkmale trägt er zum Erkennen des Wesentlichen einer Erscheinung bei und verwirklicht partiell seine ↑ Aussageabsicht, indem er von seinem fachlichen, politi-schen, gnoseologischen, ideologisohen Standpunkt aus die Er-seheinungsmerkmale auswählt, gewichtet, bezeichnet und inso-fern bewertet, als er sie entweder einem Wesentlichen richtig zuordnet oder vom Wesentlichen isoliert. Die einzelnen Merk-male der beschriebenen Erscheinung sollen sich so zusammen-fügen, daß ein Ganzes entsteht oder zumindest skizziert wird. Dazu verhelfen Verfahren, die einem bestimmten Ordnungs-gedanken folgen. Diesen Ordnungsgedanken entnimmt der Autor den situationsbedingten Zusammenhängen. Zum Beispiel beschreibt er, indem er sich dem Beobachtungsobjekt nähert oder indem er das Objekt auf sich zukommen läßt. Oder er geht vom optischen Gesamteindruck aus, wendet sich den sichtbaren Merkmalen zu und geht dann zu nicht-optischen Merkmalen über. Oder er erfaßt das äußere Bild eines Menschen, beschreibt dann die äußeren Lebensbedingungen und zieht Rückschlüsse auf die innere Verfassung dieses Menschen. Oder er ordnet die Erscheinungsmerkmale nach funktionalen Gesichtspunkten. Widersprüchliches deutet er durch Entgegensetzung artverschiedener, antithetischer Merkmale an. Im allgemeinen wird der Autor beachten müssen, daß er das Publikum von Be-kanntem, Vertrautem zu Unbekanntem, Fremdartigem führt oder besonders komplizierte Erscheinungen durch einfache, vorstellbare Merkmale plausibel macht. Alle genannten dar-stellungstechnischen Gesichtspunkte sind dem tragenden zen-tralen Betrachtungspunkt untergeordnet; sie helfen jedoch be-schreibende Textpassagen zu ordnen und zweckmäßig anzu-legen. ↑ Darstellungsarten.

Bild↑ Sprachbild.

Bildhafügkeit↑ Gegenständlichkeit.

Bildkontamination,Bildvermengung: Ineinanderfließen (↑ Konta-mination) von zwei oder mehr bildlichen Vorstellungen (↑ Sprachbild) auf Grund einer formalen oder gedanklichen Ge-

 

 

bildliche Hyperbel__________________ _______ 26

 

meinsamkeit. Die ↑ Metapher Geißel des Krieges hat z.B. eine auf einem bestimmten Bild beruhende Bedeutung. Wenn es jedoch heißt Wir müssen die Geißel des Krieges ersticken, wird dieses Bild von einem zweiten (etwa: einen Brand ersticken) gestört (formal-lexische Gemeinsamkeit: Krieg in den zugrundeliegenden üblichen Verbindungen bzw. ↑ Fertigstücken Kriegsbrand und Geißel des Krieges; ungenau vorgestellte gedankliche Gemeinsamkeit: ‚das Schädigende’). Nicht selten wirkt das Ergebnis der Bildkontamination lächerlich: Dieser Geist wird schlimme Früchte tragen, wenn wir ihm nicht in den Arm fallen.

bildliche Hyperbel↑ unter Hyperbel.

bildlicher Vergleich:Form des ↑ Vergleichs, die neben die begriffliche Bezeichung der Sache eine übertragene (bildliche, metaphorische) Bezeichnung stellt, z.B. Lernen ist wie rudern gegen den Strom. Sobald man aufhört, treibt man zurück. Das Bild des Ruderns steht hier neben der Sache lernen. Das Gemeinsame, das ↑ Tertium comparationis, ist die stetige Anstrengung. Die Notwendigkeit der ständigen geistigen Anstrengung (lernen) wird durch die der körperlichen Anstrengung (rudern) vorstellig gemacht.

Bild und Sache müssen in echtem Ähnlichkeitsverhältnis zueinander stehen. Willkür in der Kombination zweier Bereiche, des bildlichen und des begrifflichen, führt keineswegs zu Originalität, sondern zu schiefen oder verfälschenden Vergleichen. Die Sprache der Demagogie bedient sich intensiv willkürlicher bildlicher Vergleiche. So heißt es, bezogen auf Staatsmänner, die sich ernsthaft Gedanken um die Erhaltung des Weltfriedens machen, in einem staatsmonopolistischen Blatt: Ein Holzpferd auf einem Karussel hat das Gefühl, ungeheuer weit vorwärts zu kommen. Dass es sich wochenlang im Kreise dreht, merkt es in seiner hölzernen Einfalt gar nicht. Diese Leute sind wie Holzpferde auf dem Karussel der Weltgeschichte. Aber was dreht sie? Sind sie alle nur Hampelmänner eines dialektischen Geschichtsprozesses, der ohne ihr Zutun abläuft? Hier wird mittels des bildlichen Vergleichs der gesellschaftliche Umwälzungsprozeß in vulgärmaterialistischer Gesellschafts-klitterung in eine Art von Mechanismus umgewandelt. ↑ Sachvergleich.

Bildschwulst:Bezeichnung für stark übertriebene Bilder und Vergleiche, etwa wenn es im Porträt einer Forschers heißt: Im

Charakterisieren

wilden Sturmgebraus der Gedanken wehten ihm neue Ideen zu; wie Blitze schlugen sie in das Gestau sirupzäher Überlieferung. Beim Bildschwulst sind meist schon die Einzelglieder der Aussage schwülstig (hier: Sturmgebraus, zuwehen, Gestau, sirupzähe Überlieferung). ↑ Sprachbild.

Bildvermengung↑ Bildkontamination.

Blankdialog, uneingeleiteter Dialog: literarisch oder publizistisch gestalteter ↑ Dialog ohne jeweilige Bezeichnung der redenden Personen und ihres Verhaltens sowie der Gesprächsumstände (↑ Redekennzeichnung); unmittelbarer Wechsel von Rede und Gegenrede. Rede und Gegenrede sind in diesem Fall nur durch den Inhalt der Äußerungen, gegebenenfalls (bei ↑ Sprachcharakteristik) auch durch die Sprechweise erkennbar; äußerlich wird ihre Folge durch graphische Zeichen (Anführung, Absatz, Einzug, Gedankenstrich), im Mündlichen durch Pausen, zusätzlich auch durch Stimmänderung oder Rollenverteilung, gekennzeichnet.

Blankdialoge sind unangebracht, wenn die Aussagen für die betreffenden Personen inhaltlich und formal nicht charakteristisch sind. ↑ epischer Dialog.

Blickrichtung↑ Perspektive.

Bonmot n: Ausspruch, der in sprachlich eleganter, pointierter, oft paradoxer Form eine Aussage enthält, die eine gegebene Situation schlagartig deutet. Zum Beispiel: E. E. Kisch, um sein Urteil über den Romancier R., der zum Renegaten geworden war, gebeten, antwortete: „Das ist doch der Mann, der sich, im Gegensatz zu seinen Büchern, so leicht verkauft.“

 

C

 

Charakterisieren: kombinierte Darstellungsart, mit deren Hilfe der Autor unter einem zentralen, situationsbedingten Gesichtspunkt das Wesen einer Person erfasst, deutet und bestimmt, indem er über ihr Tun, über ihre Gewohnheiten, über ihr Auftreten in der Familie, im Kollektiv, über ihr Reaktionsvermögen

 

 

charakterologischer Ausdruck ______ _______ 28

 

 

in bestimmten Lebenssituationen und -konflikten berichtet, indem er das Milieu einfängt, den Lebens- und Entwicklungs-gang betrachtet. Beim Bestimmen des Charakters einer Person stellt der Autor mit Auswahl, Gewichtung und Bezeichnung der einzelnen Charakterisierungselemente die Person in ihrer Er-scheinung und in ihrem Wesen von seinem fachlichen, politischen, gnoseologischen, ideologischen Standpunkt aus dar. ↑ Dar-stellungsarten.

charakterologischer Ausdruck: Sprachform, die der historischen, räumlichen, sozialen, bildungsmäßigen, altersbedingten Zuordnung dient. Flickwörter (halt, eben, man, gell), Modewörter (Schau, makaber, 'ne Wolke; ↑ Modernismus) fungieren in diesem Sinn ebenso vorzugsweise wie ↑ Argotismus, ↑ Fachjargonismus, ↑ Vulgarismus einerseits und ↑ Archaismus, ↑ Historismus, ↑ Poetismus andererseits. Theoretisch vermag jedes Wort und jede Wendung die charakterisierende Funktion zu übernehmen. Im gegebenen Text setzen sich charakterologische Ausdrücke deutlich gegen die Autorlexik und -phraseologie ab und wirken daher wie eine besondere Art von Zitaten. Sie werden, sofern sie nicht innerhalb zitierter Rede erscheinen, im Autortext oft in Anführungsstriche gesetzt und erhalten so den Rang eines ↑ Teilzitats. In der Satire tragen sie dazu bei, Militarismus, Chauvinismus, Sozialdemagogie u. a. m. zu entlarven. Tucholsky z.B. läßt in seiner Satire „Der Türke" die Hauptgestalt sprechen: Da haben wir eine Nummer jesoffen! Einfach verheerend! ↑ Sprachcharakteristik

Chiasmus ↑ unter Kreuzstellung.

Conclusio ↑ unter Syllogismus, Hauptgedanke, Dreiteilung. Correctio ↑ Berichtigung.

 

D

 

Darlegen: Darstellungsart, mit deren Hilfe der Autor die Kausal-zusammenhänge eines Geschehens in Natur und Gesellschaft mittels ↑ Syllogismus neben notwendiger Tatsachendarstellung

 

Darstellungsarten

 

unter einem zentralen, situationsbedingten Leitgedanken erfaßt und deutet. Der Autor trägt die Kausalzusammenhänge als Fazit seiner Überlegungen in lehrhafter Weise vor. Von seinem fachlichen, politischen, erkenntnistheoretischen Standpunkt aus wählt er den ↑ Hauptgedanken und argumentierende Gedanken (↑ Ratio) aus, gewichtet und verknüpft sie. Er nimmt beim Dar-legen für sich in Anspruch, souverän und definitiv über seinen Gegenstand zu schreiben, überzeugt davon, daß seine Urteile richtig sind und beim Publikum uneingeschränkt Zustimmung finden. Einwände registriert er als beantwortete, nicht als offene Fragen. Damit hängt zusammen, daß das Darlegen autoritäre und didaktische Züge zeigt. — Im Lehrbuch, das relativ gültige Aussagen vermittelt, sprechen für das Darlegen Geradlinigkeit der ↑ Gedankenführung, Denk- und Textökonomie, mit denen der Gegenstand erfaßt und entfaltet wird. Im publizistischen Beitrag werden diese Vorteile stark relativiert, sobald das Publikum Vorbehalte gegen den Gegenstand, den Autor oder die lehrhafte Behandlungsart hat oder sobald es Gelegenheit nehmen will, schöpferisch an der Meinungsbildung über den Gegenstand und dessen Einordnung in das gesellschaftliche Gesamtbild teilzunehmen (↑ Erörtern). Das auf die Auseinander-setzung verzichtende Darlegen erweckt den Eindruck, daß der Gegenstand in Struktur, Funktion und Gesetzmäßigkeit richtig (im erkenntnistheoretischen Sinne wahr) dargestellt wird. Ist jedoch der Leitgedanke, den der Autor festlegt, wirklichkeits-fremd oder gar wirklichkeitsverzerrend, so stehen subjektivisti-scher Leitgedanke und sich objektiv gebende Darstellung in Widerspruch. Ergebnis kann bei demokratischer Regsamkeit des Publikums ein Aufbegehren gegen die Aussage sein, bei politischer nnd gesellschaftlicher Indifferenz Meinungsmani-pulation und Irreführung. ↑ Darstellungsarten.

Darstellnnggarten, auch Darstellungsweisen: Verfahren, wie man einen Gegenstand wiedergibt. Grunddarstellungsarten sind das ↑ Beschreiben, das ↑ Schildern, das ↑ Berichten, das ↑ Erzählen, das ↑ Melden, das ↑ Erörtern, das ↑ Darlegen. In ihnen spiegeln sich Grundsituationen zwischen Gegenstand, Mitteilungszweck und Autor wider. Beim Beschreiben reiht der Autor Merkmale einer Erscheinung (Mensch, Ding) aneinander. Beim Schildern stellt er Merkmale der Erscheinung in Handlungen dar. Beim

 

Darstellungshaltung ______ _______ 30

 

 

Berichten folgt er den Phasen einer Bewegung, die er beim Er-zählen in besonderer Weise gestaltet. Beim Melden teilt er Hauptfakten eines Sachverhalts mit. Beim Erörtern sucht er Argumente zu einem zentralen Gedanken. Beim Darlegen reiht er die Argumente des zentralen Gedankens aneinander. Die reinen Darstellungsarten werden nach Gegenstand, Aussageabsicht, Genre, Erscheinungsorgan, Medium (Presse, Hörfunk, Fernsehen) vielfältig modifiziert und kombiniert. So bilden sich abgeleitete oder kombinierte Darstellungsarten heraus, z, B. das ↑ Charakterisieren, das ↑ Rezensieren. Sonderformen der Darstellung entstehen durch Brechung der Wirklichkeitsdarstellung, die sich aus den Äußerungen und ge-danklichen Reflexionen von Textpersonen (↑ Rededarstellung, Reflexionsdarstellung) und aus der Verschmelznng der ↑ Per-spektive von Autor und dargestellten Personen in ↑ erlebter Rede und ↑ erlebter Reflexion ergibt. ↑ auch Dynamik, Statik.


Date: 2016-01-03; view: 753


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