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Autobahnbau und Transitverkehr

 

Österreich ist aufgrund seiner zentralen verkehrsgeographischen Lage die Drehscheibe des Verkehrs in Mitteleuropa. Alle Autobahnen haben nämlich internationale Transitfunktionen für die Nachbarländer und sind für den transeuropäischen Verkehr unverzichtbar, wie etwa die Inntalautobahn (A12) und die Brennerautobahn (A13) für den Nord-Süd-Verkehr durch Tirol und die Tauernautobahn (A10) für den Nord-Süd-Verkehr durch Salzburg und Kärnten. Eine echte Neutrassierung ohne historische Vorläufer bietet die Nord-West-Transversale durch die Alpen mit der Innkreisautobahn (A8) von Passau nach Wels und der Pyhrnautobahn (A9) von Linz nach Graz, welche in den Jahrzehnten der Teilung Europas strategische Bedeutung in der Verbindung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem NATO-Staat Türkei besaß und als sogenannte „Gastarbeiterroute“ noch immer besitzt.

 

Für den innerösterreichischen Verkehr wurde als erstes die Westautobahn (A1) fertiggestellt (1954 – 1968), für welche die Planung und Errichtung im Raum Salzburg bereits 1938 bis 1940 erfolgt ist. Eine durchgehende Autobahn auf dem Staatsgebiet von Wien nach dem Westen, nach Tirol und Vorarlberg, fehlt bis heute. Nach der Fertigstellung der A1 stand der Autobahnbau nämlich einerseits unter dem Druck des Föderalismus und andererseits aufgrund der Notwendigkeit zu externer Kreditaufnahme unter dem Druck der Wünsche des Auslandes.

 

Die 1958 begonnene Südautobahn (A2) von Wien nach Italien wurde daher nicht über den Semmering und durch das Industrieviertel der Mur-Mürz-Furche angelegt, sondern von Wien am Ostalpenrand entlang durch vorwiegend ländliche Gebiete nach Graz und Klagenfurt in geringer Distanz zum Eisernen Vorhang geführt.

 

In den letzen zwei Jahrzehnten, also nach der Ostöffnung, war und ist man vor allem darum bemüht, den Osten Österreichs mit seinen Nachbarn zu verbinden. Dies ist bis jetzt nur in Teilen gelungen, wichtige hochrangige Autobahn- bzw. Schnellstraßenverbindungen nach Tschechien und Ungarn fehlen noch, sind jedoch teilweise bereits kurz vor der Fertigstellung.

 

 

 

Auch in der Bundeshauptstadt stehen noch wichtige Autobahnbauten vor der Umsetzung. Da es aufgrund des Naturschutzes nicht möglich ist, einen geschlossenen Autobahnring um Wien zu bauen, war man zu kreativen Notlösungen gezwungen.

 

Im Transit hat man die Bürde der EU-Mitgliedschaft zu tragen. Dies wird vor allem bei einem direkten Vergleich mit der Schweiz als Nicht-EU-Land deutlich. Stellt man den Straßen- und Schienenverkehr durch die Alpen gegenüber, zeigt sich ein klares Bild. Während in Österreich das Verhältnis von Straße und Schiene 2:1 beträgt, ist es in der Schweiz umgekehrt, nämlich 1:2. Betrachtet man die Entwicklung der letzten drei Jahrzehnte, so hat in Österreich der Straßentransit um 150 %, der Eisenbahntransit aber nur um 50% zugenommen. In der Schweiz dagegen hat man mit großer Konsequenz die Bahnorientierung durchgehalten und das bereits 1934 festgelegte Gesamtgewicht für LKW von 28 t nie aufgegeben. Österreich hat dagegen ein 44 t Limit akzeptiert. Der Bau der neuen Eisenbahntransversale für die Verbindung Basel-Mailand mit dem 50 km langen St. Gotthard-Tunnel entspricht dieser Strategie, während in Österreich der Brenner-Basistunnel immer noch auf sich warten lässt.



 

Aufgrund der Verpflichtungen aus dem EU-Vertrag kann Österreich jedoch keine eigenständigen Entscheidungen treffen und zum Beispiel nicht einmal die LKW-Maut selbständig festlegen. Die starke Lobby der Frächter und andere Wirtschaftsverbände, vor allem in Deutschland und Italien, würden umgehend ihre Verbindungen zur jeweiligen Landespolitik und zu den entsprechenden EU-Entscheidungsträgern aktivieren. Es ist damit der Schweiz dank ihrer klugen Verkehrspolitik gelungen, Schwerlaster und Lastwagenzüge in Richtung Österreich und Frankreich umzuleiten.

 

Die Wirtschaft hat mit der Erzeugung von schadstoffarmen LKWs inzwischen reagiert, doch hat sich andererseits das Verkehrsaufkommen so erhöht, dass die Lärm- und Schadstoffbelastung entlang der großen Durchgangstäler längst die der Bevölkerung zumutbaren Grenzen überschritten hat und Bürgerinitiativen immer wieder eine Verbesserung der Situation fordern.

 

Durch die Grenzöffnung nach dem Osten sind die Westautobahn und der Wiener Raum seit den 1990er Jahren zu den noch viel stärker vom Transitverkehr betroffenen Regionen geworden.

 

http://www.youtube.com/watch?v=RPl5NQOJ6OI

 

Sie sehen einen Bereicht des ORF-Wirtschaftsmagazins ˆCO vom 10. Mai 2007 zum Thema Transit in Österreich. Was ist der Inhalt? Berichten Sie!

 

 


Date: 2016-01-03; view: 813


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