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Der Stil der Alltagsrede

Die Hauptfunktion des Stils der Alltagsrede (auch Alltagsstil, Umgangssprachstil genannt) besteht darin, ungezwungen intime Mitteilungen privater Natur oder sachliche, aber nicht offiziele Feststellungen aus dem Alltags- und Arbeitsleben im mündlich-dialogischen Verkehr an Gesprächspartner weiterzuleiten. [Riesel: 445] Die Erscheinungsformen des Alltagsstils sind vorwiegend umgangssprachlich genormt. Man kann folgende Erscheinungsformen dieses Stils nennen:

Mündlich-dialogisch (im Privat- und Familienleben, im täglichen Arbeits- und Geschäftsverkehr);

Mündlich-monologisch (in Berichten, Erzählungen und Reden mit Alltagsthematik, in Reden anlässlich verschiedener Vorkommnisse, z.B. bei Hochzeiten, Geburtsfeiern);

schriftlich-dialogisch (im privaten Briefwechsel und in Tagebüchern).

Die Umgangssprache ist eine zwischen Literatursprache und Dialekten stehende Erscheinungsform der Nationalsprache. Der Umgangssprachstil ist die zu bestimmten Zwecken ausgewählte und nach bestimmten Gestzmäßigkeiten angeordnete Verwendungsweise der Umgangssprache im Alltagsverkehr. Der Gebrauch der sprachlichen Elemente hängt von dem Gesellschaftskreis des Sprechenden, von seinem Bildungsgrad ab. Es können bald die literarischen, bald die mundartlichen Elemente, bald Argotismen und Jargonismen sein. Die Wesenszügedes Alltagsstils sind folgende:

1. Ungezwungenheit und Lockerheit

2. Emotionalität und subjektive Bewertung der Aussage,

3. Konkretheit, Bildhaftigkeit, Schlichtheit und Dynamik,

4. Hang zuHumor, Spott und Satire,

5. Hang zur Ausdrucksfülle der Rede einerseits und zur Kürze andererseits.

In der Sprachwirklichkeit fließen natürlich die genannten Merkmale ineinander.

Als Hauptfunktion des Alltagsstils wird von E. Riesel die ungezwungene lockere Verständigung der Menschen im privaten Umgang angesehen. Ungezwungenheit und Lockerheit im Stil der deutschen Alltagsrede kommen durch bestimmte lexisch-phraseologische Mittel zum Ausdruck. In sämtlichen Stilen der Nationalsprache wird der Einschluss von Parenthesen, die mit dem Thema nichts zu tun haben, oder die Verwendung von umgangssprachlichen Konstruktionen und familiären oder groben Wörtern als Zugeständnis an den Alltagsstil betrachtet. Die wichtigsten Spracheigenheiten im Stil der Alltagsrede sind Flickwöretr aller Art.

a) Modalwörter: wohl, gewiß, sozusagen, kurz u. ä.;

b) Interjektionen aller Stilfärbungen: oh, au, bums, zum Teufel u. ä.;

c) Partikel: ja, doch, einmal u. ä.;

d) Fragewörter: nicht wahr? Wirklich? u. ä;

e) Adverbien: so, natürlich u. ä.;

f) ganze Wendungen: Moment mal! Was Sie nicht sagen! u. ä..

Die Rede der Menschen im Alltagsverkehr wird oft von derartigen Füll- und Schaltwöretrn (wer weiß wie, Gott weiß wie, der Teufel weiß wie …) überflutet: Er ist schon wieder wer weiß wo gewesen. Ich werde der Teufel weiß wann mein Geld zurückbekommen. Kennzeichnend für den lockeren Ton des Umgangssprachstils ist die Bezeichnung von Personen, Dingen, Gegenden durch die Periphrasen Ding, Zeug, Sache, oft in Zusammensetzung mit dem Adberb da: Sie hat sich schon wieder so ein Ding, solche Dinger (solches Zeug, solche Sachen) gekauft – Der Dingsda hat mir gesagt. All diese Formulierungen klingen entweder unbekümmert oder bewusst herabsetzend. Die sprachliche Spezifik des Alltagsstils äußert sich auch in der sorglosen Verwendung von Dialektismen, Argotismen und Vulgarismen. Man nennt z.B. die Zigarettenstummel in Berlin Kometem (Kippen) und in Wien Tschicks.



Auf phonetischem Gebiet werden Wörter und Wortgruppen achtlos hingeworfen, manchmal nicht bis zum Ende gesprochen: raus, runter, dran, aufn Berg, orntlich (ordentlich), ‘n Hans, ‘n Puppe, soll’ s ‘n sein (Was soll es denn sein?), nich, nisch u ä.

Besonders bemerkbar ist die Spezifik der lockeren Ungezwungenheit in den grammatischen Normen des Alltagsstils. Die große Zahl der Parenthesen, der Konstruktionsveränderungen und zahllosen Abbrüche mitten im Satz: “Bist du müde?” – “I wo. Und du?” – “Natürlich, sogar sehr. Aber trotzdem. Ich werd’ schon.” Es sei betont, dass die Pluralformen auf –s (wie z. B. Mädels, Jungens, Bengels, Kumpels, Arbeiters) typisch umgangssprachlichen Charakter haben.

Im Alltagsstil haben alle Berichte, Erzählungen und Dialoge emotionalen und zum größten Teil bewertenden Charakter. Eine wichtige Rolle bei der Realisierung dieses Merkmals spielen die Epitheta: ein phänomenales Konzert, ein ganz ausgemachter Lump, ein 150 prozentiger Bürokrat, goldrichtig, heilfroh, stinkfein. Emotionale Einstellung steckt in den zahlreichen Ausrufen, die in die Rede eingeschaltet werden: o weh! (Schmerz), Etsch! (Schadenfreude), toi-toi-toi (um etwas nicht zu “verrufen”), ach Käse!, Verdammich!, Verflucht!, Himmlisch!, Unsinn!, Quatsch!.

In die Umgangssprache kommen auch viele Wörter und Wendungen, die gleichzeitig im Studenten- und Schülerjargon benutzt werden: pauken, büffeln, ochsen, durchfliegen (bei der Prüfung durchfallen), er ist aus dem Amt geflogen (entlassen worden) exen (exmatrikulieren, entlassen, kündigen) Viele Wörter werden in der Umgangssprache in übertragener Bedeutung gebraucht: das Geklimper (über das Klavierspiel); Ich werfe deine Heule (Radio) raus; Komm, ich zeige dir meine Bude (eine Wohnung).

Der Wortschatz des Alltagsstils zeichnet sich durch auffallende Konkretheit, Bildhaftigkeit, Dynamik und Schlichtheit aus.

 

 

2.5 Der Stil der schönen Literatur

Der Stil der schönen Literatur unterscheidet sich qualitativ von den übrigen Stilen der Nationalsprache. Die gesellschaftliche Funktion der schönen Literatur besteht darin, durch ästhetische Einwirkung, durch künstlerische Bildhaftigkeit die Wirklichkeit widerzuspiegeln. Als Baumaterial, mit dessen Hilfe verschiedene Erscheinungen des gesellschaftlichen Lebens dem Leser zu Bewusstsein gebracht werden, dient der gesamte Reichtum der Nationalsprache. Gerade wegen dieser Fülle und Weite von Ausdrucksmöglichkeiten weigern sich manche Forscher (Levin), den Stil der schönen Literatur als einheitlichen Stiltyp anzusehen. Nach dieser Meinung dürfe man nur von künstlerischen Individualstilen sprechen. E. Riesel lehnt diese Meinung ab. Die sprachliche Spezifik des Stils der schönen Literatur, schreibt sie, “besteht eben darin, dass sämtliche Quellen sprachlichen Ausdrucks … verwendet, sämtliche Elemente der verschiedensten Stile herangezogen werden können, um durch eine hohe Stufe künstlerischer Bildhaftigkeit und Eindringlichkeit die angestrebte gesellschaftliche Funktion zu erfüllen.” [Riesel: 17] Der Stil der schönen Literatur wird auf schriftlichem Weg verbreitet und ist literarsprachlich genormt. Die auf mündlicher Überlieferung beruhende Dichtung führt den Namen “Folklore” (Volksdichtung) und besitzt ihre besonderen Sprach- und Stileigentümlichkeiten. [näheres siehe Brandes: 220]

 


Date: 2016-01-03; view: 1907


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