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VIII. Das Wesen der Zeugung vom Standpunkte der All-Einheit des Unbewußten.

Die Seele sowohl jedes der Eltern, als auch des Kindes, ist nur (!) die Summe der auf den betreffenden Organismus gerichteten Thätigkeiten des Einen Unbewußten.

(547.)

Wir Menschen sind also todte Marionetten, leere Formen. Herr von Hartmann, was haben Sie gethan?!

ii618 Daraus nun, daß ein Organismus, so lange er gefroren ist, weder des Lebens, noch einer Seele theilhaftig ist, folgt, daß wenn nach einer gewissen Zeit Leben und Seele in ihn zurückkehrt, diese Seele nicht mehr als ein und dieselbe mit der vor dem Uebergange in den gefrorenen Zustand ihm einwohnenden betrachtet werden kann, da zur Dieselbigkeit zweier zeitlich getrennter Seelen die zeitliche Continuität der Thätigkeiten der ersteren mit den Thätigkeiten der letzteren erforderlich ist.

(554. 555.)

Horribile dictu! Herr von Hartmann, besinnen Sie sich nur während eines Augenblicks. Ist es möglich, daß ein solcher gefrorener Organismus je wieder aufleben könnte, wenn das letzte Fünkchen Leben in ihm verlöscht worden wäre? Sie lehren unverblümt das Wunder in einem wissenschaftlich sein sollenden Werke. O, es ist unerhört!

 

IX. Die aufsteigende Entwicklung des organischen Lebens
auf der Erde.

Da das Unbewußte stets der dispositionell vorgezeichneten Entwickelungsrichtung, als der im Allgemeinen seinen vorgesetzten Zwecken entsprechenden und die geringsten Realisationswiderstände (!) darbietenden Richtung folgt, wenn es keinen besonderen Grund hat, für bestimmte Zwecke eine Abweichung vorzunehmen, und da ein solcher Grund für die gewöhnliche Zeugung, wo es nur auf die Erhaltung der Art ankommt, fehlt, so schlägt es ... den leichtesten Weg ein, d.h. das Erzeugte gleicht den Erzeugern, und diese Erscheinung nennt man die »Vererbung oder Erblichkeit der Eigenschaften.«

Da nun die Schwierigkeiten schon groß genug sind (!), welche durch das Hinausgehen über die alte Art und das Hinzufügen neuer Charaktere entstehen, so wird das Unbewußte suchen, ... die neue höhere Art aus solchen Arten hervorzubilden, bei denen nur neue Charaktere hinzuzufügen, aber möglichst wenig oder gar keine bestehenden positiven Charaktere zu vernichten sind.

(568.)

Was soll man zu einer solchen geschraubten gewaltsamen Anbequemung Ihrer Cartesianischen Philosophie an den siegreichen Darwinismus sagen? Gesetzt, Sie hätten Recht, das psychische |

ii619 Unbewußte fände in seinem organischen Bilden einen Widerstand an der Materie, so müßte doch dieser Widerstand für das All-Eine Unbewußte gar kein Widerstand sein; denn das All-Eine Unbewußte ist durch Nichts beschränkt, es ist wie jede einfache Einheit allmächtig. Sie gehen zwar der Allmacht des Unbewußten aus guten Gründen, wo Sie es können, aus dem Wege, aber einmal wenigstens mußten Sie ihr begegnen. Auf Seite 538 geben Sie Ihrem Moloch Allmacht. Und trotzdem reden Sie, einer Allmacht gegenüber, von Schwierigkeiten. Unverzeihlich!



Ein Sprung bleibt freilich immer bestehen, denn sonst müßten von einer Art zur nächsten unendlich (!) viele Zeugungen hinüberführen, was bei der endlichen Entwicklungszeit der Organisation auf der Erde unmöglich ist.

(573.)

In diesem Satz ernten Sie wieder einmal den in der Erkenntnißtheorie gesäten Wind als vollen Sturm; denn Sie werden sich erinnern, daß »unendlich« ein Prädicat ist, das dem Ding an sich nicht zukommt.

Goethe sagte:

Du Kräftiger, sei nicht so still,

Wenn auch sich Andere scheuen.

Wer den Teufel erschrecken will,

Der muß laut schreien.

So will ich denn recht laut schreien: Mogha purisa! und mögen Sie, in richtiger Selbsterkenntniß, einen passenderen Ausruf an die Stelle des meinigen setzen.

Sehen wir doch Fälle eintreten, wo das Unbewußte lieber Mißgeburten zur Welt schickt, als daß es sich bis zur Ueberwindung der vorliegenden materiellen Schwierigkeiten anstrengte.

(576.)

Ach! was für ein hektischer, auszehrender, schwacher oder besser: fauler Gott doch Ihr All-Eines Unbewußtes ist! Ich glaube, daß sich einen solchen trägen, faulen Fetisch selbst die Hottentotten nicht gefallen ließen, und Sie wollen ihn einer Nation aufbinden, welche Kant und Schopenhauer zu den ihrigen zählt!

Das »Eingreifen« Ihres Unbewußten in die reale Welt der Individuen ist eine widerliche, barbarisch rohe Lehre. Sie lassen beständig die Nothwendigkeit der empirischen Vorgänge von unzähligen Wundern durchbrechen. Nicht einmal in einer Versammlung von Tollen sollte man Sie zu Wort kommen lassen, geschweige unter Gelehrten.

ii620


Date: 2015-01-02; view: 1023


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