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Soziale gerechtigkeit

- Utopie oder Herausforderung?

von Eckart D. Stratenschulte

Soziale Gerechtigkeit ist ein Thema, das bei allen politischen Diskussionen, ob am Stammtisch oder im Deutschen Bundestag, ganz oben steht. Die Schwierigkeit im Umgang mit diesem Thema liegt nicht zuletzt darin, dass es keinen verbindlichen Begriff von Gerechtigkeit gibt und dass Gerechtigkeit immer auch eine Empfindung, also subjektiv geprägt ist.


Natürlich steht soziale Gerechtigkeit im Verhältnis zur sozialen Ungleichheit, Während man die aber messen und beschreiben kann, ist soziale Gerechtigkeit eine Frage der Bewertung. Die Bundeskanzlerin verdient viel mehr als ein Busfahrer, das ist leicht festzustellen. Aber ist es gerecht? Die Bundeskanzlerin verdient viel weniger als ein Wirtschaftsmanager oder ein 22-jähriger Bundesligaspieler. Ist das gerecht? Was wir also für sozial gerecht halten beziehungsweise mit wie viel Ungerechtigkeit wir bereit sind zu leben, muss politisch ausgehandelt werden. Wie unterschiedlich die Auffassungen sind, zeigt ein Blick in die aktuellen Programme der im Bundestag vertretenen Parteien .

Schon weil diese Beurteilungen sich immer unterscheiden werden, aber auch, weil keine Gesellschaft vollkommen ist, wird es die sozial gerechte Gesellschaft nie geben, nur solche, in denen es gerechter zugeht, und andere, die ungerechter sind.

 

— Sozialverträgliche Ungleichheit

Letztendlich dreht sich die Frage der sozialen Gerechtigkeit immer um die der Gleichheit. Wie gleich müssen die Bürger, wie unterschiedlich dürfen sie sein, damit eine Gesell­schaftsordnung als gerecht empfunden wird? Das heißt, soziale Gerechtigkeit hat nicht die Gleichheit aller zum Ziel, sondern das Maß der sozialverträglichen Ungleichheit. Dass jemand, der viel und fleißig arbeitet, mehr verdient als jemand, der faul und nachlässig ist, dürfte allgemein akzeptiert sein. Dass Männer und Frauen für denselben Job ein unter­schiedliches Gehalt bekommen, was manchmal heute noch so ist, dürfte allgemein als ungerecht empfunden werden.

Gerechtigkeit hat also mit Gleichheit zu tun. Kontrovers diskutiert wird die Frage, wo die relative Gleichheit bestehen müsse, bei den Chancen oder den Ergebnissen. Ist jeder seines Glückes Schmied und für seinen Erfolg oder Missererfolg selbst verantwortlich, oder muss der Staat dafür sorgen, dass im Ergebnis alle mehr oder weniger denselben Anteil am Wohlstand, an der sozialen Sicherung, an der Gesundheitsversorgung und bei der kulturellen Teilhabe besitzen? Müssen also, um ein Bild aus dem Sport zu nehmen, alle zur selben Zeit loslaufen, oder sollen alle im selben Augenblick ankommen?

Beispiel: Hüftgelenke für Alte?

Vor einiger Zeit gab es in Deutschland im Zusammenhang mit der Gesundheitsreform eine Debatte darüber, ob die Krankenkassen, also die Allgemeinheit, älteren Menschen noch ein neues Hüftgelenk finanzieren müssten. Damit waren gleich zwei Punkte angesprochen: die Gerechtigkeit zwischen Beltragszahlern und Leistungsempfängern, die aucn zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Rauchen oder mit Risikosportarten kontrovers diskutiert wird, und die Gerechtigkeit zwischen den Generationen. Schließlich sind es die Jungen, die aktuellen Beitragszahler, die den Alten, den Rentnenrn, das Hüftgelenk „spendieren" sollen.




Die soziale Ungleichheit in Deutschland nimmt zu. Was bedeutet das für die soziale Gerechtigkeit?

 
 

1. Was ist soziale Gerechtigkeit?

A Gerecht ist, ...

 

☺ wenn es allen gleich gut geht

☺ wenn jeder machen kann, was er will

☺ wenn auf die Rücksicht genommen wird, denen es schlechter geht

☺ wenn die mehr bekommen, die mehr brauchen

☺ wenn die mehr bekommen, die mehr leisten

☺ wenn ...

 

- Von wegen Chancengleichkeit

Von je 100 Akademiker-Kindern, deren Väter einen Hochschulabschluss haben kommen in die gymnasiale Oberstufe 88 Kinder und 83 beginnen ein Studium.

Von je 100 Nichtakademiker-Kindern kommen in die gymnasiale Oberstufe 46 Kinder und nur 23 beginnen ein Studium.

Nach den Angaben der IGLU-Studie 2006 erzielten die Kinder aus der obersten sozialen Schicht, die eine Gymnasielempfehlung erhielten, in einem unabhängigen Test im Schnitt 537 Punkte. Ein Kind aus der untersten Schicht benötigte für diese Empfehlung 614 Punkte.

Geprüft wurde, wieviel die Kinder von einem Text verstanden haben.

- Akademiker-Kinder aufs Gymnasium

Lehrerempfehlung für Kinder aus folgenden Gruppen:

· Leitende Angestellte, höhere Beamte, Unternehmer, freie Akademiker u.a. – 537

· Mittleres Management, Beamte im mittleren/ gehoben Dienst, techn. Angestellte –569

· Büro- und Verwaltungsberufe, Verkaufs- und Servicetätigkeiten – 582

· Selbständige – 580

· Facharbeiter und Arbeiter – 592

· Un- und angelernte Arbeiter, Landarbeiter – 614

B Wie sozial gerecht geht es Ihrer Meinung nach in Deutschland zu? Begründen Sie Ihre Einschätzung!

- sehr gerecht - nicht besonders gerecht - ziemlich gerecht - sehr ungerecht

2. Was müsste getan werden, damit es in Deutschland gerechter zugeht?

Kreuzen Sie entsprechend an: + = dem stimme ich zu / - - das lehne ich ab

- Aussagen

1. Die Steuern für die Reichen müssten erhöht werden. Dann hätte der Staat mehr Geld, das er den Armen geben könnte.

2. Die Steuern müssten gesenkt werden, damit sich Leistung wieder lohnt. Wer mehr arbeitet, soll auch mehr davon haben.

3. Der Staat muss jedem, der will, einen Arbeitsplatz beschaffen. So hat jeder die gleiche Möglichkeit, sich nach oben zu arbeiten. |

4. Alle Erwerbsfähigen müssten zur Arbeit gezwungen werden. Nur wer am Wirtschaftsleben teilnimmt, kann Ansprüche stellen und gleichberechtigt sein.

3. Was spielt eigentlich für soziale Gerechtigkeit eine Rolle?

Soziale Sicherheit + 0 - Bildung + 0 - Glück + 0 -
Einkommen + 0 - Steuerbelastung + 0 - Gesundheitsvorsorge + 0 -
Kreuzen Sie entsprechend an: + = sehr wichtig / o = nicht so wichtig / - = unwichtig. Nennen Sie zwei weitere Faktoren


 
 
Arbeitsplatz + 0 - Gleichheit von Mann und Frau + 0 - Auslandsreisen + 0 -

4. Wie wichtig ist die Herkunft für die soziale Gerechtigkeit?

Kreuzen Sie die Aussagen an, die Sie für richtig halten. Wie wichtig ist die soziale Herkunft?Begründen Sie Ihre Meinung.

- Aussagen

1. Gar nicht. Dirk Nowitzki und die Bundesliga-Profis haben nicht studiert und verdienen mehr als alle Lehrer/innen unserer Schule.


2. Niemand sucht sich seine Eltern aus. Aber wer aus „kleinen Verhältnissen“ kommt, hat wenig Chancen, Karriere zu machen. Das ist nicht gerecht.

3. Der ehemalige Bundeskanzler Schröder hat seinen im Krieg gefallenen Vater nie kennengelernt, seine Mutter war Putzfrau. Das zeigt: Wer wirklich will, kommt auch nach oben.

4. Die soziale Herkunft bestimmt das weitere Leben. Das ist nicht gerecht, aber nicht zu ändern. Der Staat sollte das auch nicht versuchen.

5. Die soziale Herkunft bestimmt das weitere Leben. Das ist nicht gerecht, aber zu ändern. Der Staat muss ab dem Kindergarten aktiv eingreifen und die Kinder fördern. Dafür muss das Bestimmungsrecht der Eltern über ihre Kinder eingeschränkt werden.

6. Eltern, deren kinder schlecht in der Schule sind, sollten zur Rechenschaft gezogen werden, denn die Bildung entscheidet über den weiteren Lebensweg.

7. Schüler/innen aus einfachen sozialen Verhältnissen sollten einen Notenbonus bekommen, nur so hat das Kind eines Hilfsarbeiters die gleichen Chancen wie das eines Professors.


 


Date: 2015-12-24; view: 1559


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S.O.S. Urgences. Roselyne Bertin. Chapitre 17. (pp.45-47) | Soziale Marktwirtschaft
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