Home Random Page


CATEGORIES:

BiologyChemistryConstructionCultureEcologyEconomyElectronicsFinanceGeographyHistoryInformaticsLawMathematicsMechanicsMedicineOtherPedagogyPhilosophyPhysicsPolicyPsychologySociologySportTourism






II. Fragen der Terminologie

 

Es kann festgestellt werden, daß die Terminologie betreffend die historischen (sowohl die antiken als auch die mittelalterlichen) Waffen in zahlreichen, in rumänischer Sprache erschienenen Studien und Abhandlungen oder gar in geschichtlichen und archäologischen Synthesearbeiten in unadäquater Weise angewendet wurde, wobei es zwischen den Begriffen Schwert und Säbel des öfteren zu Verwechslungen gekommen ist.

Dem Begriff Schwert (rum. spadă) liegt das griechische Wort spáthe zugrunde, das aus der lateinischen Sprache übernommen wurde und mit dem man einen langen, flachen, zum Verrühren verschiedener Substanzen geeigneten Gegenstand bezeichnete; unter dieser Bedeutung ist heute noch in der rumänischen Sprache das Wort "spatulă" erhalten geblieben, das ein Laborutensil bezeichnet. In die militärische Terminologie ging dieses Wort zur Zeit des späten Altertums ein, wobei mitspatha eine gerade zweischneidige Waffe bezeichnet wurde, die länger ist als der sg. Gladius. Mit dem Wort spadă (Schwert) wird in der rumänischen Sprache folgendes bezeichnet: eine individuelle, dem Nahkampf zugedachte Hieb- und Stichwaffe, die während des Altertums, des Mittelalters und der Moderne anzutreffen ist, und die eine über 30 cm lange, gerade zweischneidige Klinge aufweist. Aus dieser Waffe entwickelte sich im Spätmittelalter und zu Beginn der Neuzeit der Degen, dasRapier (Raufdegen) sowie das Florett.

Der Ursprung des Begriffes sabia (Säbel) ist nicht gänzlich geklärt worden, es handelt sich dabei jedoch vermutlich um ein aus dem Ungarischen szabni abgeleitetes Wort, das "schneiden" bedeutet. Aus diesem Begriff bürgerte sich in mehreren europäischen Sprachen jene Benennung ein, die eine individuelle, für den Nahkampf bestimmte Waffe bezeichnet, die für das Mittelalter und die Neuzeit kennzeichnend ist. Diese Waffe ist mit einer gekrümmten einschneidigen Klinge versehen und weist im allgemeinen - mit Ausnahme der Säbel aus dem Fernen Orient - einen Griff auf, der in bezug auf die Klinge in entgegengesetzter Richtung gebogen oder gekrümmt ist.

Zwischen den beiden oben genannten Formen gab es noch den sax oder scramasax, eine Waffe mit gerader, aber einschneidiger Klinge, die allerdings kürzer war als jene der für die Zeit der Wanderung der germanischen Völker kennzeichnenden spatha; außerdem sei auch der zur Zeit des Mittelalters und der Moderne in Erscheinung tretende Pallasch(paloş) genannt, eine Waffe mit gerader, (manchmal einschneidige) Schwertklinge und die einen leicht zur Schneide gekrümmten oder gebogenen Säbelgriff aufweist. (Abb. 29-b)

Eine Sondergattung bilden die Waffen mit gekrümmter, an der Innenseite der Krümmung schneidenden Klinge; die antiken Exemplare dieser Art heißen falx und die mittelalterlichen sind unter der Benennung Kampfsichel bekannt.



 

 

III. Die Waffen, wie sie sich in der Geistigkeit und der Mentalität des Mittelalters widerspiegeln

 

Der Mensch war zur Zeit des Mittelalters in größerem Maße an seine Waffen gebunden als dieses heute der Fall ist, sein Verhältnis zu diesen Gegenständen war ein betont persönliches und subjektives. Dieser Stand der Dinge läßt sich jedoch anhand der damals herrschenden geschichtlichen Gegebenheiten sowie durch das aus früheren Zeiten stammende geistige Erbe erklären.

In den Werken der Schriftsteller des Altertums sind Zeugnisse eines Waffenkultus bei den alten Germanen anzutreffen; sie sind desgleichen durch archäologische Funde, wie die Helmplatten von Torslunda belegt und können schließlich auch in der nordischen Mythologie und der Sagensammlung der Edda angetroffen werden.

Tacitus erwähnt in seinem Werk, daß die bedeutendsten Ereignisse im Leben eines Mannes von Feierlichkeiten geprägt waren, bei denen den Waffen eine bestimmte Rolle zukam: bei der Aufnahme des Mannes in die Gemeinschaft - dem man ab dann, dem Zeitpunkt seiner Volljährigkeit, sämtliche Rechte zusprach -, bei der Hochzeit, als Beweis seiner Männlichkeit, und sogar bei seinem Tod, als man ihm seine Waffe ins Grab beigab. Durch Waffengeklirr konnte man bei Volksversammlungen seine Meinung kundtun. Diese Umstände äußerten sich auch in einer vom Kampfgeist geprägten Religion, die den im Kampfe Gefallenen das ewige Leben in der Walhalla versprach, wo die Menschen den Kampf unter Odins Führung ewig weiterführen könnten. Dieses ist auch die Ursache, warum den Waffen geistige Werte verliehen wurden, man sie personifizierte, sie mit Namen wie "Gram", "Balmung", "Calibarn" u.a. versah und ihnen überirdische Kräfte zusprach. Insbesondere die Schwerter, die man als edelste der Waffen betrachtete, wurden unter die Obhut von Tyr, dem Gott des Schwertes, gestellt oder unter jene des höchsten Gottes Odin. Dabei wurden die Schwertklingen mit den Runenzeichen dieser Götter versehen. Ebenfalls im genannten Zeitalter entstand der Gedanke der geheiligten, von der Gottheit beschützten Waffe sowie jener der mit einem Fluch belasteten, Unheil heraufbeschwörenden Waffe. Diese Unterscheidung zwischen edlen, für den Nahkampf bestimmten Waffen und den unedlen, "schurkischen" Waffen, die für den Weitkampf bestimmt waren, tritt bereits während des Altertums in Erscheinung. Die wenigen aus dem Altertum oder dem Mittelalter stammenden Beschreibungen sagenhafter Helden (z.B. David, Wilhelm Tell oder Robin Hood) die für den Weitkampf bestimmte Waffen benutzen, beziehen sich ausnahmslos auf unterdrückte oder benachteiligte Völker oder Gesellschaftsgruppen.

Dank des besonderen materiellen und geistigen Werts, den das Schwert verkörpert, wurde diese Waffengattung bereits seit dem späten Altertum und bis in unsere Tage zum Gegenstand besonders wertvoller und geschätzter Geschenke, die z.B beim Abschluß einer Friedensverhandlung oder im Falle von Militärbündnissen überreicht wurden. In zahlreichen schriftlichen Quellen wird vom Darreichen wertvoller Schwerter als Geschenk an bedeutende Heeresführer berichtet, oder gar davon, daß der Tribut durch solche Stücke entrichtet wurde.

Derartige, den Urkunden entnommene Angaben werden des öfteren von archäologischen Funden unter Beweis gestellt. Die Votivbeigabe von Waffen in Gräbern, wobei diese Stücke in manchen Grabanlagen oder Kultkomplexen rituell gebogen vorgefunden wurden, ist aus dem Altertum und bis in die Blütezeit des Mittelalters belegt und stellt den mit den Waffen in Verbindung stehenden Glauben sowie den geistigen Wert dieser Stücke unter Beweis.

Im christlichen Mittelalter wurden mehrere Bräuche, die mit dem Waffenkultus zusammenhingen, in leicht abgewandelter Form aufrechterhalten, wobei man einige davon in ein "christliches Gewand gehüllt" hatte. Die sporadische Beigabe von Waffen mit offensichtlich ritueller Absicht ist archäologisch bewiesen worden; die runischen Inschriften magischen Charakters wurden in christlicher Zeit durch Inschriften ersetzt, die zwar einen christlichen Gehalt aufwiesen, aber die gleiche Bedeutung wie die Runen innehatten: Sie sollten die Gottheit zum Schutz der Waffe aufrufen. Mehr noch, durch die Kreuzform des mittelalterlichen Schwertes wurde letzteres zu einem Gegenstand, den man beim Schwurablegen heranzog; auch der Schlag mit dem Schwert zum Zeichen der Aufnahme in den Ritterstand, das Küssen der Parierstange, das Berühren der Schultern mit der Klinge - dies alles trug dazu bei, daß diese Waffe zum Symbol der genannten privilegierten Gesellschaftsschicht wurde. Durch das Zusammenführen des Schwertsymbols mit dem des Ritterranges und des Kreuzes, wurde eine weitere privilegierte Gesellschaftsschicht des Mittelalters - jene der Kreuzritter - gekennzeichnet; daraus entwickelte sich der Gedanke eines Heeres Christi und der geistlichen Ritterorden. Im Mittelalter wurde das Schwert, neben der Krone, zu einem bedeutenden Symbol mehrerer europäischer Königshäuser; ein Beweis dafür sind die in den Krönungsschätzen verwahrten Zeremonieschwerter, die einen hohen symbolischen und geistigen Gehalt verkörpern, sowie die Darstellungen derartiger Stücke in der bildenden Kunst. Das Schwertsymbol trat jedoch auf allen Ebenen des mittelalterlichen Alltags in Erscheinung: als Zeichen der politischen oder juristischen Macht, bis hin zu den Schwerttänzen, die ein Teil des Brauchtums der Zünfte und der Bauerngemeinschaften waren.

 


IV. Vorläufer des Schwertes und des Säbels

 

Der Ursprung des mittelalterlichen Schwertes und Säbels muß, wie dies auch bei anderen Waffengattungen der Fall ist, bei ähnlichen Waffenformen der früheren Zeitalter gesucht werden.

Das Schwert ist eine Waffenform, die mutmaßlich zugleich mit dem Erscheinen der Metallverarbeitung auftritt, da die Metalle, die ersten Materialien waren, die es, dank ihrer Eigenschaften, dem Menschen erlaubten, für den Kampf geeignete, lange, schlanke und zugleich leicht zu handhabende, widerstandsfähige Gegenstände herzustellen. Das zutage getretene archäologische Material zeigt, daß die Bronze die erste Legierung war, die sämtliche zur Herstellung derartiger Stücke technisch notwendigen Eigenschaften aufwies. Die Bronzeschwerter sind in zahlreichen Varianten vorhanden und treten sowohl in Lagern als auch als Einzelfunde auf; sie sind in mehreren Synthesearbeiten untersucht worden und können als erstes Glied in der Entwicklungskette der Schwerter angesehen werden.

Aus den Bronzeschwertern, mutmaßlich aus deren unter der Benennung "mit Verlängerungen" (Antennen) oder "mit Adlerklaue" bekannten Variante, die für die Hallstatt B2 Zeitspanne des 9. Jahrhunderts v. Ch. kennzeichnend ist, entwickelten sich die ersten Stücke, die vorerst mit einer ausschließlich aus Eisen gefertigten Klinge versehen waren; sie wurden "akinakes"-Dolche der Variante B benannt. Später entstanden die eigentlichen, gänzlich aus Eisen geschmiedeten Schwerter, wie z.B. jenes aus Dobolii des Jos-Ilieni, das in das 6. bis 5. Jahrhundert v. Chr. datiert wird.

Die darauffolgende Entwicklungsstufe wird von den Schwertern aus der Laténe-Zeit gebildet, die mittels die einschlägiger archäologischer Funde als auch durch der Kultur der Kelten zugeordnete künstlerische Darstellungen oder aus in Urkunden enthaltenen Berichten bekannt sind. Diese Waffen waren lang und entsprachen der individuellen Kampfstrategie der genannten Bevölkerung; diese Schwerter besaßen jedoch einen nicht sehr hohen Hiebwiderstand, und bei ihrer Verwendung konnten, laut den Augenzeugenberichten des Polybios, bereits nach den ersten Hieben Verformungen der Klinge auftreten.

Die sich auf den kollektiven Einsatz stützende, organisierte Kampfart der römischen Legionen trug zur Verbreitung des kurzen Schwertes, des sg. Gladius, bei; letzterer ist sowohl aus den überlieferten urkundlichen Berichten, aus künstlerischen Darstellungen sowie durch archäologische Funde bekannt, die aus dem gesamten Raum des Imperiums stammen. Der Gladius blieb bis in das späte Altertum erhalten und war als eine für den Einzelkampf bestimmte Hieb- und Stichwaffe des Fußvolkes verbreitet, als sich in der Heeresstruktur und -taktik - infolge der kriegerischen Auseinandersetzungen mit den germanischen Völkern und der beständig zunehmenden Bedeutung des Reitervolkes - die Notwendigkeit der Benutzung einer Waffe mit längerer Klinge ergab. Aus den Schwertern des römischen Reitervolks (z.B. jenes, das in Tibiscum gefunden wurde) und dem langen germanischen Schwert entstand das Schwert der Völkerwanderungszeit, das in den urkundlichen Quellen spatha genannt wird und von den Chronisten des Altertums als ein "größerer Gladius" beschrieben wurde. Diese Waffe, die in den byzantinischen Quellen auch unter der Benennung xiphos in Erscheinung tritt, kann als "unmittelbarer Vorfahre" des klassischen mittelalterlichen Schwertes angesehen werden.

Was den Säbel betrifft, wird angenommen, daß dieser erst zur Zeit des frühen Mittelalters, zugleich mit dem Vordringen verschiedener asiatischer Völkergruppen in Europa, Verbreitung gefunden hat.

Als europäischer Vorläufer dieser Waffenform könnten jedoch die seit dem Altertum bekannten, dem individuellen Kampf angepaßten einschneidigen Hiebwaffen betrachtet werden. Solche Stücke sind die Waffen der Iberer und der Daker als auch die sax oder scramasax benannten Sekundärwaffen der germanischen Völker, oder jene des byzantinischen Heeres, die Xenophon unter dem Namen machaira und Vegetius unter semispatha anführt.

Der Ursprung des mittelalterlichen Säbels, mit all seinen morphologischen und funktionalen Kennzeichen, muß allerdings im nordpersischen Raum gesucht werden, jenem Raum, der von türkischer Bevölkerung besiedelt war, die diese leichte Waffe der Reiterei entwickelt hatte und von wo die ersten derartigen Bewaffnungsstücke zugleich mit der ersten Wanderungswelle der Awaren nach Mitteleuropa vorgedrungen sind. Häufiger ist der Säbel im pannonischen Raum anzutreffen, u.zw. als Fundstück bei archäologischen Ausgrabungen, die das 9. bis 10. Jahrhundert erforschen, sowie in einschlägigen Untersuchungen in Siebenbürgen für das 10. bis 11. Jahrhundert, d.h. während der vom Eindringen der Madjaren in diesem Raum gekennzeichneten Zeit.

 

V. Herstellung, Verwendung und Entwicklung des Schwertes und des Säbels im Mittelalter

 

Die Entwicklung dieser Kampfwaffen während des Mittelalters war von der Wechselwirkung zahlreicher geschichtlicher Faktoren bedingt, wobei heute schwerlich nachgewiesen werden kann, inwieweit oder in welchem Maße Faktoren wie: das Verbessern der Eisenverarbeitungstechniken, die Entwicklung der Kampfausrüstung, das Erfinden der ersten Feuerwaffen oder die damit verbundene Veränderung der individuellen Kampftechniken, die kollektiven militärischen Strategien oder Taktiken u.a.m. diesen Entwicklungsvorgang beeinflußt haben.

1. Das Schmieden der Schwerter und Säbel ist eine äußerst heikle Tätigkeit der Eisenbearbeitung, sie könnte auch als "der Spitzenzweig" der mittelalterlichen Metallurgie bezeichnet werden.

Die Klinge bildete jenen Teil der Waffe, der am schwierigsten herzustellen war; sie mußte im Idealfall eine hohe Härte aufweisen, jedoch nicht leicht brechbar und zugleich elastisch, lang und scharf sein; auch hatte die Klinge bei den aus verschiedenen Winkeln erfolgten Hieben einen hohen Widerstand aufzuweisen. Da die Waffenklinge, neben den oben genannten Eigenschaften, einerseits sehr lang sein mußte, andererseits aber ein für eine leichtere Handhabung möglichst niedriges Gewicht aufweisen sollte, bestand eine einzige Möglichkeit, diesen Forderungen gerecht zu werden: die Verbesserung der Metallqualität. Im Mittelalter hatte man dieses Problem gelöst, indem man kohlenstoffreiches Eisen mit kohlenstoffarmem Stahl verband, wobei der sg. "Damaszenerstahl" entstand. Das Damaszieren der Schwert- und Säbelklingen wurde auf zwei Arten durchgeführt: durch mechanische Damaszierung, - eine Verarbeitungsweise, die sowohl in Europa als auch im Orient in verschiedenen Varianten vollzogen wurde -, oder durch chemische Damaszierung, die für die persischen und arabischen Eisenschmiede kennzeichnend war. Beide Arten der Damaszierung sind sowohl anhand historischer Quellen belegt als auch anhand ausführlicher metallographischer Studien und Analysen nachgewiesen worden. Sicherlich wurden nicht alle Schwertklingen einer solchen Sonderbehandlung unterworfen; es gab auch einfachere Methoden, die allerdings zu minder guten Ergebnissen führten, z.B. das Behämmern und anschließende Härten des Materials.

Jedes Schwert mußte, unabhängig von der Qualität seiner Klinge, mit einem Griff, einer Parierstange und einem Knauf versehen werden. Der Griff (das Gefäß) besteht aus einer geschmiedeten Griffangel (die aus einer Metallstange in verlängerung der Klinge gefertigt wurde), auf die der Knauf und die Ummantelung des Griffes befestigt sind. Die Parierstange und der Knauf sind meistens aus Eisen gefertigt und seltener aus nichteisenhaltigen Metallen, aus Knochen oder Geweih. Die Ummantelung des Griffes wurde gewöhnlich durch Umhüllen mit Leder oder Gewebe durchgeführt, in einigen Fällen wurde Edelmetalldraht umgewickelt oder Plattierungen aus Holz- Knochen oder Geweih angefertigt. Die Befestigung der Griffeinzelteile auf der Parierstange und der Griffangel wurde durch zwei Methoden erzielt: durch Behämmern und Vernieten. Das Behämmern des warmen Materials ist für jene Stücke kennzeichnend, deren Parierstange und Knauf aus Eisen sind; die warmen Elemente wurden auf die kalte Griffangel angehämmert, wobei sich die warmen Teile beim Auskühlen eng um den Griff legten. Das Vernieten wurde dort häufiger angewendet, wo die zu befestigenden Teile aus nichteisenhaltigen Metallen, aus Knochen, Geweih oder Holz bestanden sowie in solchen Fällen, in denen der Knauf und die Parierstange nicht in derselben Werkstatt wie die Schwertklinge hergestellt worden waren und die Einzelteile infolgedessen nicht genau zusammenpaßten. In solchen Fällen wurden die vorhandenen Leerräume durch Keile, durch Kitt oder Blei aufgefüllt.

 

2. Handhabung der Waffe und deren Verhältnis zur Kampfausrüstung

 

Der Herstellungsvorgang des Schwertes war zugleich mit dem Zusammensetzen der Griffeinzelteile abgeschlossen. Die Wirksamkeit einer solchen Waffe im Kampf hing nicht allein von der Klingenqualität ab, sondern auch von der Art und Weise, wie die anderen Einzelteile befestigt waren, inwieweit es gelungen war, den Schwerpunkt des Schwertes auszugleichen und somit die leichte Handhabung der Waffe zu gewährleisten.

Das Ausgleichen des Schwerpunktes der Schwerter wurde in den verschiedenen Zeitaltern unterschiedlich vorgenommen und war durch das beständige Bestreben gezeichnet, die Herstellungsformen und -techniken dieser Waffen der Entwicklung der angewandten Kampftaktiken und -ausrüstungen anzupassen.

Für das frühe Mittelalter belegen die urkundlichen und archäologischen Quellen, daß die Schwerter hauptsächlich als Hiebwaffe benutzt wurden, mit der dem Gegner kräftige Hiebe versetzt wurden, die dieser nicht mit dem Schwert, sondern mit dem Schild abwehren mußte. Diesen Umständen zufolge weisen die in ganz Europa verbreiteten germanischen spatha und die byzantinischen, nordischen, oder fränkischen Schwerter eine breite und massive Klinge auf, deren Spitze stumpf ist und die mit einer kurzen Parierstange sowie einem leichten, innen hohlen Knauf versehen sind. Der Schwerpunkt solcher Waffen fällt zwischen die Klingenmitte und die -spitze; aus diesem Grund mußte der Kämpfer eine beachtliche Hiebkraft aus der Schulter entwickeln, während sein Handgelenk zwischen dem breiten Knauf und der Parierstange festgehalten wurde. Dank dieser Eigenschaften waren derartige Bewaffnungsstücke für die Kämpfe des Fußvolkes und auch für Seeschlachten bestens geeignet; für den berittenen Kämpfer war die genannte Kampfart weniger vorteilhaft, da das Gleichgewicht des Reiters dabei gefährdet war.

Zugleich mit dem Vordringen der karolingischen Taktik, die sich auf die schwere, durch Kettenhemden (-panzer) geschützte Reiterei stützte, veränderte sich auch die Morphologie dieser Waffen. Die Klinge behielt ihre parallelen Schneiden und die abgestumpfte Spitze, sie wird jedoch länger und leichter; die Parierstange wurde zum besseren Schutz der Hand verlängert, während der massivere Knauf als Gegengewicht zum Gewicht der Klinge wirken sollte. Der Gewichtsschwerpunkt fällt bei dieser Waffenart auf die Klingenmitte, dabei konnte auch hier eine genügend hohe Hiebkraft entwickelt werden, um gegen die aus Eisendraht oder -ketten angefertigten Rüstungen anzukommen. Außerdem konnte man mit dieser Waffe präziser gezielte Hiebe erteilen, und die Handhabung dieser Schwerter war auch für den berittenen Kämpfer einfacher. Solche einhändig zu betätigende Schwerter sind in mehreren Arbeiten unter der Benennung "romanische" Schwerter anzutreffen.

Ab dem 12. bis 13. Jahrhundert wurden zunehmend kompliziertere Schutzausrüstungen benützt; die Dicke der Kettenpanzer nahm zu, und es erschienen die ersten Rüstungen mit Metallplatten. Gegen diese Rüstungen konnte man mit einhändig erteilten Hieben kaum ankämpfen, und so ergab sich die Notwendigkeit, eine Waffe mit scharfer Spitze zu entwickeln, mit der man die dicken Kettenhemden leichter durchstechen oder mit der man bis in die Zwischenräume der Plattenrüstungen vordringen konnte. Auf diese Weise entwickelte sich aus dem "romanischen" einhändigen Ritterschwert, durch Verlängern des Griffes - für eine eineinhalbhändige und später zweihändigen Betätigung -, durch Verlängern und Zuspitzen der Klinge, Verlängern der Parierstange und einen schwereren Knauf, das sogenannte "gotische" Schwert. Bei letzterem ist der Schwerpunkt zwischen die Klingenmitte und die Parierstange verlagert, wodurch dieses Schwert sowohl als einhändige als auch als zweihändige Hieb- und Stichwaffe betätigt werden konnte. Wenn man sie zum Austeilen von Hieben benutzte, konnte die durch die Schwerpunktverlagerung in die Richtung des Griffes verlorengegangene Kraft durch die beidhändige Betätigung kompensiert werden; durch den Griff wiederum, wurde die einhändige, auf die Schwachstellen der Rüstung des Gegners ausgerichtete Handhabung der Waffenspitze ermöglicht.

Das Erscheinen der ersten Feuerwaffen zu Beginn des 14. Jahrhunderts brachte Erneuerungen in der militärischen Taktik mit sich, und das mittelalterliche Schwert erfuhr bedeutende Veränderungen: auf der einen Seite entwickelten sich daraus die schweren Waffen für den beidhändigen Gebrauch, die bis zu 2 m Länge erreichen konnten und im 15. bis 16. Jahrhundert weitverbreitet waren; andererseits entstanden daraus die leichteren sg. Stichwaffen, wie z.B. das Rapier und das moderne Florett, das die militärische "Laufbahn" und die geschichtliche Entwicklung dieser Waffengattung beschließt.

Der Säbel war für die zur Untersuchung stehende Zeit eine meteorische Erscheinung; chronologisch betrachtet beschränkt sich seine Verwendung auf die Zeitspanne vom 10. bis 11. Jahrhundert und ist mit der Zeit der Migration der Madjarenstämme verbunden. Der Grund, warum diese Waffenart bereits nach einem Jahrhundert von dem Volk, das sie nach Europa gebracht hatte, nicht mehr verwendet wurde, muß darin gesucht werden, daß es sich hier um eine Waffe der leichten Reiterei handelt, die der sich auf die schwere Reiterei stützenden, europäischen Kriegsrüstung des 10. bis 11. Jahrhunderts nicht standhalten konnte. Der Säbel wurde erst nach dem 14. Jahrhundert erneut in höherem Maße verwendet, als die europäische, auf die ungestümen Angriffe der schweren Reiterei basierende Militärtaktik - nach ersten verzeichneten schweren Niederlagen - an die Kampfart der Türken, d.h. an jene der leichten Reiterei, angepaßt werden mußte.

Der Säbel ist etwa halb so schwer wie das Schwert und ist somit äußerst leicht zu handhaben; er kann jedoch nur im Falle eines solchen Feindes wirksam eingesetzt werden, der keine Schutzausrüstung trägt. Der Begriff "Hiebwaffe" trifft im Falle des Säbels nicht ganz zu, da durch ihn Schnittwunden verursacht werden (durch das Gleiten der gekrümmten Klingenschneide entlang der Kontaktfläche). Infolge dieser Charakteristiken war der Säbel im Mittelalter in jenen kulturell-geographischen Räumen am häufigsten verbreitet, wo die Militärtaktik die schnellen, von der schweren Reiterei ungehindert durchgeführten Manöver bevorzugte, oder während der jüngeren Zeit, als die Schutzausrüstung durch das Auftreten der Feuerwaffen zunehmend an Bedeutung verlor

 

VI. Schwert- und Säbelformen im Siebenbürgen des 9. bis 14. Jahrhunderts

 

Die mittelalterlichen, in das 9. bis 14. Jahrhundert datierten Schwerter, die im Raum Siebenbürgen entdeckt wurden und hier erhalten geblieben sind, können in großen Zügen in die Entwicklung dieser Waffenkategorie in Europa eingegliedert werden.

Die bereits für den Großteil Europas erarbeiteten Sachkriterien wurden an dem siebenbürgischen Material angewandt, um eine möglichst vollständige und genaue typologische und chronologische Einordnung durchführen zu können. Um diesem Zweck gerecht zu werden, haben wir die Schwerter anhand ihrer Einzelteile untersucht, wobei das Hauptkriterium jenes der Funktionalität ist, die sich aus der Kombination dieser Einzelteile ergibt.

Eine erste Einteilung der Schwerter nach funktionellen Kriterien kann nach den Eigenschaften der Klinge, dem Hauptelement dieser Waffen, vorgenommen werden; je nach ihrer Klinge unterscheidet man zwischen Schwertern, die als "Hiebwaffe", "Stichwaffe" oder als "Hieb- und Stichwaffe" dienen sollten.

Aufgrund der Griffe (Gefäße), die aus demselben Metallstück wie die Klinge geschmiedet sind, können die Schwerter, je nach ihrer Länge und implizite der Funktionalität ihrer Einzelteile, in solche eingeteilt werden, deren Griffe "für eine Hand (od. einhändige Betätigung)", "für eineinhalb Hände (od. eineinhalbhändige Betätigung)" und für "zwei Hände (od. zweihändige Betätigung)" vorgesehen sind.

Aus der Funktionalität des Knaufs, der Art und Weise wie die Faust den Griff anpackt, um den Schwerpunkt der Waffe in bezug auf das Klingengewicht wirksam zu verlagern, erfolgt die Einteilung in "leichte" und "massive" Knaufe.

Die Parierstangen können desgleichen nach ihrer Funktionalität eingeteilt werden, u.zw. in: "kurze" Parierstangen, die das Abgleiten der Faust in Richtung der Schneiden verhindern, sowie in "lange" Parierstangen, die die Faust zusätzlich vor den gegnerischen Angriffen schützen sollten.

Nachdem die genannten Elemente und ihre Kombinationsweise an dem siebenbürgischen Material des 9. bis 11. Jahrhunderts untersucht wurden, konnten zwei große Gruppen von Schwertern festgelegt werden: Gruppe A: frühmittelalterliche Schwerter (Ende des 8. Jhs. bis Mitte des 11. Jhs.) sowie Gruppe B: Schwerter des Hochmittelalters (Mitte des 11. Jhs. bis Ende des 14. Jhs.).

Aufgrund dieser ersten, an die Funktionalität gebundenen Einteilungen wird im folgenden die Entwicklung (Form und Chronologie) der einzelnen Teile des Schwertes aufgezeigt.

Die Klingen sind in 9 "Kategorien", die Griffe (Gefäße) in 3 "Dimensionen", die Parierstangen in 8 "Varianten" und die Knaufe in 12 "Formen" eingeteilt worden, u.zw. wie folgt:

 


Date: 2015-12-24; view: 832


<== previous page | next page ==>
I. Zur Forschungsgeschichte | K L I N G E N K A T E G O R I E N
doclecture.net - lectures - 2014-2024 year. Copyright infringement or personal data (0.011 sec.)