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Anspruch auf Familie

"Mitunter wird den Schwangeren gesagt, dass sie doch vorher gewusst hätten, dass sie Hilfe bräuchten", sagt Kerstin Blochberger vom BBE. "Sie werden gefragt, warum sie denn überhaupt schwanger geworden seien. Das ist in dieser Form eine Verletzung der Menschenrechte." Viele Ratsuchende seien dann so geschockt, dass sie die Ämter gar nicht mehr aufsuchten. "Es kommt auch immer noch vor, dass Eltern gesagt wird, wenn sie keine Lösung fänden, müsse eine Pflegefamilie für das Kind gesucht werden", so Blochberger.

Menschen mit Behinderung haben einen Anspruch darauf, eine Familie zu gründen und ihre Kinder selbst zu erziehen, so steht es in den UN-Behindertenrechtskonventionen. Die Verträge traten 2008 in Kraft und gelten auch in Deutschland. Aber bis heute hapert es mit der konkreten Umsetzung der Rechte von Behinderten in der Bundesrepublik.

"Eltern mit Behinderung werden oft gar nicht wahrgenommen", sagt Blochberger. "Rollstuhlfahrer kommen nicht ins Gebäude, es fehlen Orientierungsmittel für Blinde und Gebärdendolmetscher auf den Ämtern."

Sterilisierung behinderter Kinder bis in die 1990er

Kurzmann und Blochberger gehören zur ersten Generation behinderter Eltern in Deutschland. Jahrzehnte lang wurden viele Kinder und Jugendliche mit schwerer Behinderung sterilisiert. Das änderte sich erst 1992, als die Sterilisation Minderjähriger verboten wurde. "Seitdem ist die Zahl behinderter Eltern deutlich gestiegen, aber der Staat ist darauf nicht vorbereitet", sagt Blochberger.

Demonstration gegen die Diskriminierung behinderter Menschen in Bremen

Im Sinne der UN-Behindertenrechtskonventionen muss der Staat die Eltern so unterstützen, dass diese ihre Kinder selbst versorgen können. Blochberger und ihre Mitstreiter vom Bundesverband behinderter Eltern fordern daher klare gesetzliche Regelungen, die es behinderten Eltern erleichtern, Hilfe zu bekommen. "Im Gesetz müsste stehen, dass Eltern mit Behinderung einen Anspruch haben auf Elternassistenz zur Versorgung ihrer Kinder", fordert Blochberger. Es brauche klare Regeln, damit Mitarbeiter in Ämtern behinderte Eltern unterstützen, und zwar nicht nur wenn es um Arbeit und Mobilität gehe.

Die Elternassistenz ist ein Anliegen, das dem Verein von Blochberger sehr am Herzen liegt. Die Mutter will, dass Eltern mit Behinderung ihre Kinder eigenständig erziehen können, dabei aber jemanden zur Seite gestellt bekommen, der immer dann zur Stelle ist, wenn Unterstützung benötigt wird. Ob diese Hilfe gewährt wird, ist bis jetzt noch von Stadt zu Stadt und Amt zu Amt unterschiedlich.

"Mehr Lebensqualität"

Anke Kurzmann managt den Alltag mit ihren Jungs allein. Manchmal ist sie unsicher, inwiefern sie Artur und Bruno im Haushalt mit einbeziehen kann. Sie will den beiden nicht das Gefühl geben, dass sie auf ihre Mithilfe angewiesen sei. "Das Wichtigste für ein Kind ist das Recht auf Kindheit", sagt sie. Kurzmann befürchtet, dass ihre Söhne darauf verzichten würden, sollten die beiden merken, dass sie Hilfe braucht. Genau das will die Mutter vermeiden. Sie wünscht sich, dass ihre Söhne genauso aufwachsen wie die Kinder gesunder Eltern.



Deswegen möchte die zweifache Mutter jetzt einen Antrag auf Elternassistenz stellen. Sie hat gehört, dass die Chancen auf die Assistenz in ihrer Stadt in den letzten Jahren gestiegen seien und sagt: "Wenn es klappt, würde das auch mehr Lebensqualität für meine Kinder bedeuten."

(http://www.dw.de/behinderte-eltern-der-alltag-als-h%C3%BCrdenlauf/a-17598506)

 


Date: 2015-12-24; view: 646


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