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Vom Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert

Die ersten erhaltenen schriftlichen Zeugnisse der deutschen Sprache stammen aus dem 8. Jahrhundert. Das lateinische Alphabet diente als Grundlage für die Verschriftung. Dabei war die Schwierigkeit zu überwinden, dass es nicht für alle deutschen Laute, zum Beispiel die Umlaute, eigene Schriftzeichen gab. Um das Jahr 1000 legt Notker von St. Gallen seiner Rechtschreibung phonetisch-phonologische Beobachtungen zugrunde (Notkersches Anlautgesetz). Die Interpunk-tion entwickelt sich ab dem Hochmittelalter. Ab 1300 wird die Virgel als Satzzeichen genutzt, und Großbuchstaben werden allmählich eingesetzt, um Anfänge zu markieren. Ab dem 14. Jahr-hundert verdrängte das Deutsche zunehmend das Lateinische als Kanzleisprache. Zur Verbrei-tung einer hochdeutschen Schriftsprache kam es ab 1522 durch die deutsche Bibelübersetzung von Martin Luther.

In Texten des 16. bis 18. Jahrhunderts finden sich noch in großer Zahl Doppel-konsonanten an nach heutigen Maßstäben unnötigen Stellen, wenn nämlich in einer Silbe der Konsonant auf einen Diphthong (zum Beispiel im Wort „auff“) oder vorhergehenden Konsonan-ten (zum Beispiel im Wort „Kampff“) folgt. Anstelle der Verdoppelung wurden bei bestimmten Konsonanten jedoch Kombinationen mit anderen Konsonanten verwendet, die noch heute gebräuchlich sind, etwa tz statt zz, ck statt kk oder dt statt dd. Außerdem verwandte man die Schreibweisen aw statt au, äw statt äu, ew statt eu sowie eÿ statt ei bei mit diesen Diphthongen auslautenden Silben (zum Beispiel „new“ statt „neu“; das „W“ ist dabei noch als das ursprüng-liche „Doppel-U“ zu verstehen; zum eÿ siehe Folgeabschnitt). Diese in der Rechtschreibung seit rund 200 Jahren nicht mehr verwendeten alten Formen sind teilweise noch in Familien- und Ortsnamen (zum Beispiel „Pfeiffer“, „Speyer“) sowie in den Namen der Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg enthalten.

Einen guten Eindruck einer Schreibweise des späten 18. Jahrhunderts vermittelt der aus vielen Quellen in Originalorthografie verfügbare „Urfaust“ Goethes. Dessen Originalschreib-weise weist allerdings zu anderen deutschen Texten einen wesentlichen Unterschied auf: Goethe ließ seine Werke in der „lateinischen“ Antiqua setzen. Ihnen fehlte bereits die in gebrochenen Schriften (zum Beispiel Fraktur) und der handgeschriebenen deutschen Kurrentschrift übliche Unterscheidung zwischen dem „langen S“ ( ſ ) und dem „runden S“ ( s ), die bis ins 20. Jahr-hundert das Schriftbild deutscher Texte prägte und deren Beherrschung ein Teil der deutschen Rechtschreibung war. Allerdings ist das „lange S“ seit Einführung der Antiqua in der Renaiss-ance bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts auch bei dieser Schriftart europaweit üblich gewesen. Es ist daher als Sonderzeichen noch heute im Zeichensatz von „Times New Roman“ und vielen anderen Schriften verfügbar. Dasselbe gilt für die „lateinische“ Schreibschrift. Dort sah das „lange S“ allerdings genauso aus wie ein kleines „H“ der „deutschen“ Schreibschrift, was insbesondere bei Namen gelegentlich zu Verwechslungen und dadurch der Änderung von „ſs“ in „hs“ führte.



Bis ins 18. Jahrhundert und darüber hinaus gab es keine allgemein verbindliche Recht-schreibung. Jeder Schreiber schrieb im Rahmen allgemeiner Regeln spontan so, wie er es persön-lich gerade für richtig hielt. In Zeiten, wo er sich nicht sicher war, änderte er die Schreibweise unter Umständen im selben Text, wenn nicht sogar im selben Satz. Dabei orientierte er sich neben der eigenen Schulbildung an verschiedensten Vorbildern, insbesondere auch an den amt-lichen Bekanntmachungen. Auf diese Weise bildeten sich – ausgehend von den staatlichen Kanz-leien – Trends und regionale Unterschiede heraus. Sie führten ab etwa der Mitte des 18. Jahr-hunderts dazu, dass man sich von den alten Verdoppelungsregeln langsam immer mehr verab-schiedete.

1788 veröffentlichte Johann Christoph Adelung Orthographievorschläge, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Grundlage für den Rechtschreibunterricht in den deutschen Schulen bildeten. Sie schränkten unter anderem den bis dahin oft überschwänglichen Gebrauch des ß ein, waren aber im Detail nicht unwidersprochen.

Jahrhundert

Noch bis ins frühe 19. Jahrhundert wurde statt heutigem ei in vielen Wörtern eÿ oder ey geschrieben (zum Beispiel „beÿ“ statt „bei“). Die Schreibweise war im Rahmen der Ver-doppelung aus eij entstanden. Das „j“ war ursprünglich lediglich eine Nebenform des „i“, die am Wortanfang oder -ende benutzt wurde. Die Wissenschaftler und Literaten, die sich intensiv mit der deutschen Sprache befassten, hatten recht unterschiedliche Zielvorstellungen zur Recht-schreibung. Sie reichten von „Schreib wie du sprichst!“ bis zu extrem historischer Schreibweise, beispielsweise Leffel statt Löffel, weil hier kein o zum Umlaut wurde, sondern das voranstehende l ein ursprüngliches e verfärbt hat. Die Gebrüder Grimm, die mit ihrem Deutschen Wörterbuch einen Meilenstein der deutschen Linguistik setzten, propagierten und praktizierten eine gemäßig-te Kleinschreibung mit extrem sparsamem Gebrauch großer Anfangsbuchstaben. Ein Autor schrieb in seinem gesamten umfangreichen Werk z statt tz.

Ab etwa 1850 gab es Beratungen, die zur Entstehung von Orthographieanweisungen für Schulen führten (Hannover 1854, Leipzig 1857, Württemberg 1860, Preußen 1862, Bayern 1863, Österreich 1868). Nach der Reichsgründung von 1871 wurde der Ruf nach Vereinheitlichung der Regeln lauter. Im Januar 1876 tagte in Berlin auf Einladung des Preußischen Kultusministers Adalbert Falk die I. Orthographische Konferenz zur Herstellung größerer Einigung in der Deutschen Rechtschreibung, an der außer Vertretern der Staaten des Deutschen Reiches auch Delegierte aus Österreich und der Schweiz teilnahmen. Nach teilweise weitgehenden Vor-schlägen einigte man sich sehr maßvoll. Die Beschlüsse wurden aber in den Staaten des Reichs unterschiedlich umgesetzt. 1879 und 1880 erfolgte die Veröffentlichung der bayerischen und preußischen offiziellen Regelbücher, die dann mit geringen Veränderungen auch im übrigen Deutschland angenommen wurden. 1879 erfolgte in Österreich die erstmalige Einführung der dort bis 1901 gültigen heyseschen s-Schreibung.

Die wenigen Neuerungen wurden teilweise von prominenten Personen des öffentlichen Lebens bekämpft, bis zu Debatten im deutschen Reichstag. Wirksamer als Tagungen von Akademien war die Arbeit Konrad Dudens. Mit der Erstellung und Herausgabe (1880) seines orthographischen Wörterbuchs mit dem Titel „Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache – Nach den neuen preußischen und bayerischen Regeln“ propagierte er – als Einzelperson – eine Synthese aus den einzelstaatlichen (insbesondere preußischen und bayer-ischen) Schulvorschriften.

Abb. 1. Wohnhausdetail Ende 19. Jahrhundert

Abb. 2. Aus dem „Buch der Schrift“ (1880), s und z sind Lautschrift, wie heute IPA

Jahrhundert

Dreißig Jahre nach der deutschen Reichsgründung von 1871 wurde auf der II. Ortho-graphischen Konferenz von 1901 die deutsche Schriftsprache erstmals einheitlich geregelt. Eine wichtige Veränderung war die endgültige Abschaffung des th in Wörtern deutschen Ursprungs wie bei thun, Thür, Thal. Dass die th-Schreibung in Wörtern griechischen Ursprungs wie Thron und Theater beibehalten wurde, wurde oft dem persönlichen Einwirken des deutschen Kaisers Wilhelm II. zugeschrieben. Verhältnismäßig viele Wortschreibungen betraf die Einführung von Variantenschreibungen und Neuschreibungen bei Fremdwörtern mit c: In den allermeisten Wör-tern durfte nun auch, in vielen musste nun z oder k (je nach Aussprache) geschrieben werden (Akzent neben Accent). Dudens Wörterbuch blieb maßgeblich, als der Bundesrat 1902 für das gesamte Deutsche Reich verbindliche „Regeln für die Deutsche Rechtschreibung nebst Wörter-verzeichnis“ erließ. Die neue Orthographie nach Duden wurde per Erlass zum 1. Januar 1903 in den Behörden verbindlich eingeführt und am 1. April 1903 in den Schulen. Sie wurde aber auch in Österreich und der Schweiz beachtet.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erschuf der Germanist Joseph Lammertz einen Text, das vom Breslauer Lehrer Oskar Kosog verbreitete und nach ihm benannte Kosog'sche Diktat, den bis heute niemand fehlerfrei schreiben kann. Durch die Veröffentlichung dieses Textes in der kleinen Schrift Kosogs Unsere Rechtschreibung und die Notwendigkeit ihrer gründlichen Reform (1912) machte dieser einer größeren Öffentlichkeit deutlich, dass noch immer Reform-bedarf besteht.

Eine Einschränkung der großen Anzahl von eingeführten und zugelassenen Varianten-schreibungen und weitergehende Regelungen zur Zeichensetzung, die bei der II. Orthograph-ischen Konferenz nicht beschlossen wurden, wurden von Konrad Duden 1915 durch Integration des „Buchdruckerduden“ in den allgemeinen Duden eingeführt.

Als in den 1920er Jahren viele Traditionen kritisch hinterfragt wurden, gab es auch For-derungen nach einer grundlegenden Reform der deutschen Rechtschreibung. So schlug ein Autor namens A. Schmitz 1920 in der Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins unter der Artikelüberschrift „Was muß eine neue Rechtschreibung leisten?“ vor, die Darstellung der Vokaldehnungen zu vereinfachen, v und ph durch f zu ersetzen und die Schreibweise von Fremd-wörtern an deutsche Ausspracheregeln anzupassen, wo beispielsweise g nicht als [g] gesprochen wird oder h stumm bleibt.

Weitgehend unbekannt blieb, dass in der Zeit des Nationalsozialismus durch Reichs-erziehungsminister Bernhard Rust der Versuch einer Rechtschreibreform unternommen wurde. Neue Regeln der Reform der deutschen Rechtschreibung von 1944 lagen gedruckt in einer Million Exemplaren vor, wurden aber nicht mehr umgesetzt. Eine nachhaltige Auswirkung auf das Erscheinungsbild deutschsprachiger Texte hatte die allgemeine Einführung der Lateinschrift. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts hatten im Druck gebrochene Schriften, handgeschrieben die Sütterlinschrift und andere Kurrentschriften dominiert. Die zunehmende Verwendung von Antiquaschriften und ihres handgeschriebenen Gegenstücks, der Kursivschriften, war zunächst von den Nationalsozialisten noch heftiger bekämpft worden als von anderen nationalistischen Kreisen. 1941 kehrte sich das ins Gegenteil um. Hitler ordnete die sofortige Umstellung auf Antiqua an. In dem Zusammenhang wurden die im Prinzip einfachen, insgesamt aber umfang-reichen Bestimmungen bedeutungslos, die den Einsatz von Lang-s (ſ) und Schluss-s regelten. Inzwischen sind sie so weit in Vergessenheit geraten, dass sich schon so mancher Anhänger altertümlicher Schriftarten blamiert hat.

In den folgenden Jahrzehnten wurde die Deutsche Rechtschreibung de facto von der Redaktion des „Duden“ weiterentwickelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese Tradition in Leipzig und in Mannheim doppelt fortgeführt (Ost- und West-Duden). In Westdeutschland griffen zu Beginn der 1950er Jahre einige Verlage das faktische Dudenmonopol an, indem sie Wörterbücher mit abweichenden Schreibweisen herausbrachten. Daraufhin erklärten die Kultus-minister der westdeutschen Bundesländer den Duden per Beschluss vom November 1955 in allen orthographischen Zweifelsfällen für verbindlich.

Die Dudenredaktion ging einerseits konservativ vor, indem sie es als ihre primäre Aufgabe betrachtete, im Wörterbuch den vorherrschenden Sprachgebrauch zu dokumentieren. Andererseits entwickelte sie im Regelwerk zur Klärung immer neuer Zweifelsfälle immer feinere Verästelungen.

Die fachwissenschaftliche Debatte politisierte sich im Gefolge der 1968er-Bewegung. Eine normierte Rechtschreibung wurde als repressiv und als Mittel der sozialen Selektion kriti-siert. Reformvorschläge bemühten sich nun nicht mehr nur um die Klärung von Zweifelsfällen, sondern wollten die deutsche Rechtschreibung grundlegend vereinfachen und dadurch insbeson-dere das Schreibenlernen vereinfachen.

Vielen Vorschlägen gemeinsam war die Forderung nach „gemäßigter Kleinschreibung“: Die generelle Großschreibung von Substantiven sollte abgeschafft, die von Eigennamen dagegen beibehalten werden. Eine solche Reform hatte nach dem Zweiten Weltkrieg Dänemark durch-geführt.

Allerdings ergab eine vielbeachtete Untersuchung in den Niederlanden, dass eine dem Deutschen entsprechende Groß- und Kleinschreibung einen großen Einfluss auf die Lese-geschwindigkeit hat. Die Probanden waren mit einer solchen Groß- und Kleinschreibung in der Lage, Texte in ihrer Muttersprache sehr viel schneller zu lesen als in gemäßigter Klein-schreibung. (Darstellung und Literaturhinweise in der Grammatik das Wort/der satz.) Als Reak-tion wurde in verschiedenen europäischen Ländern, darunter Großbritannien, darüber diskutiert, eine dem Deutschen entsprechende Groß- und Kleinschreibung einzuführen. Die Diskussionen verliefen jedoch ausnahmslos im Sande.

In der Zeit der deutschen Teilung nach 1949 war die Wahrung der sprachlichen Einheit ein Motiv zur Unterlassung neuerlicher Reformversuche. Im Gefolge der Entspannungspolitik der sozialliberalen Koalition konnte sich jedoch ab 1980 der Internationale Arbeitskreis für Orthographie zusammenfinden, dem Fachleute aus beiden deutschen Staaten sowie Österreich und der Schweiz angehörten. Bald nach der deutschen Wiedervereinigung kam es dann zu der Rechtschreibreform von 1996. Anders als beispielsweise in Frankreich mit der Académie fran-çaise gab es im deutschen Sprachraum keine aus Tradition zur Sprachbeobachtung und -regelung berufene Instanz. Eine entsprechende Einrichtung wurde nach anhaltender Kritik an der Reform von 1996 mit dem Rat für deutsche Rechtschreibung erst 2004 geschaffen, deren erste Aufgabe, zunächst die strittigsten Bereiche der bestehenden Neuregelung der Rechtschreibung zu über-arbeiten, im Februar 2006 abgeschlossen wurde.

Gegenwart

Mit der Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996 wurde ein präskriptives Regelwerk geschaffen, das nach einer kleinen Überarbeitung im Jahr 2004 und einer größeren im Jahr 2006 seit 2007 an Schulen in Deutschland und in ähnlicher Form auch in Österreich und der Schweiz verbindlich ist. Seit 1999 ist das Regelwerk auch für die deutschen Bundes-verwaltungen verbindlich. Das modifizierte Regelwerk trat in Deutschland am 1. August 2006 amtlich in Kraft. Vor allem bei Fremdwörtern, aber auch in etlichen anderen Fällen sind auch in der neu eingeführten Rechtschreibregelung viele Variantenschreibungen zugelassen worden (z.B. Orthographie/Orthografie). In der 24. Aufl. des Dudens (2006) versucht nun der Duden-Verlag durch die Integration seiner Variantenempfehlungen (gelb unterlegte sog. „Duden-Empfehlungen“) in den allgemeinen Duden die Variantenvielfalt einzuschränken, was der Intention der „Väter“ der Reform widerspricht. (Im „Hinweis zur Wörterbuchbenutzung“, Bei-blatt zu dieser Auflage, liest sich das so: „Wer sich an diesen Empfehlungen orientiert, stellt eine einheitliche Rechtschreibung sicher.“). Die reformierte Rechtschreibung wird jedoch nur von einer kleinen Minderheit der deutschen Bevölkerung befürwortet und von einer Mehrheit abge-lehnt, wie eine Umfragenreihe ergeben hat.

Deutsche Grammatik

Dieser Artikel beschreibt die deutsche Grammatik, insbesondere Merkmale, die für das Deutsche im Vergleich zu anderen Sprachen besonders charakteristisch sind.

Deutsch ist eine Artikelsprache. Deutsch hat Präpositionen wie an, in (= Adpositionen, die vor dem Bezugsausdruck stehen) und Adjektive, die vor dem Nomen stehen, zu dem sie gehören. Es gibt vier Kasus und zwei Numeri. Deutsch hat ein Genus-System, jedes Substantiv hat ein Genus (Maskulinum, Femininum, Neutrum). Am Genus des Substantivs orientieren sich das Genus eines Adjektivs oder eines Artikels, die zu der Substantivgruppe gehören. Das System der Zeigwörter ist dreistufig (hier – da – dort). Deutsch hat ein reiches Inventar an Abtön-ungspartikeln (halt, eben, eh). Das Deutsche zeichnet sich durch eine besonders flexible Wort-bildungsfähigkeit aus – besonders bei den Komposita (Haus+tür, Kegel+form, Wiki+text, Weihnacht-s-+baum+verkäufer).

Substantiv/Nomen

Das Deutsche unterscheidet Singular und Plural in den Formen der Substantive, Adjek-tive, Artikel und Pronomina. Aus dem Indogermanischen ist ein versteinerter Dual nur noch in den (heute altertümlichen) Formen des Wortes für zwei erkennbar (zween, zwo, zwei). In den bairischen Dialekten geht zudem das Personalpronomen der 2. Person Plural ös/es auf eine alte Dualform zurück. Beim Nomen kann der Plural durch: Anhängen eines Suffixes, die Variation eines Vokals (Umlaut), beide Mittel angezeigt werden.

Das Deutsche kennt drei Genera (Geschlechter): Maskulinum (männliches Geschlecht), Femininum (weibliches Geschlecht), Neutrum (sächliches Geschlecht). Wenngleich keine wirk-lichen Regeln existieren, lassen sich bezüglich der Wortendungen doch Regelmäßigkeiten in der Zuordnung der Genera beobachten. So sind z. B. die meisten Substantive auf -e feminin. Eine größere Ausnahme von dieser Regel bilden die Substantive auf -e, die männliche Lebewesen bezeichnen, z. B. der Bote, der Schwede. Substantivierte Adjektive und Verben sind grund-sätzlich neutral. Substantive, die mit den Silben -keit, -ung und -heit enden, sind grundsätzlich Femina. Die diminuierenden Endsilben -chen und -lein lassen jedes Substantiv zum Neutrum werden; auffallend in diesem Zusammenhang ist, dass sich natürliches Geschlecht und Genus unterscheiden können: z. B. das Mädchen, das Weib, die Geisel, der Trampel. Im Plural ver-schwindet die Unterscheidung zwischen den Genera, im Gegensatz zu den meisten romanischen Sprachen.

Zu unterscheiden sind vier Formen des Kasus (Fälle):

ž Nominativ – (Frage: Wer oder was?) (Subjekt, Redegegenstand; Prädikativ) „Hans ist Bäcker“

ž Genitiv – (Frage: Wessen?) (attributiv, Objekt bei wenigen Verben, auch führen einige Präpositionen und Halbpräpositionen den Genitiv mit sich) „Claudias Tasche“; „Wir gedenken der Toten“; „kraft seines Scharfsinns“ / „der deutschen Sprache mächtig“

ž Dativ – (Frage: Wem?) (von Handlung/Ereignis betroffene Personen oder Dinge) „jemandem vertrauen“

ž Akkusativ – (Frage: Wen oder was?) (Objekt, auf das eine Handlung zielt, das von einem Prozess erfasst wird) „ein Buch verschenken“, „einen Vertrag abschließen“

Einige Kasusendungen sind in der Sprachgeschichte verloren gegangen, so dass der Artikel als eigentlicher Kasusanzeiger dient. Da auch die Reihenfolge Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv üblich ist, können die Bezeichnungen 1., 2., etc. Fall manchmal Verwirrung stiften. Gut markierte Endungen haben im Singular der Genitiv, im Plural der Dativ.

Im Gegensatz zu etwa der Altgriechischen, Lateinischen und Polnischen Sprache ent-spricht im Deutschen der Vokativ (Anredefall) formal dem Nominativ: „Kater, verzieh dich!“

Eine umgangssprachliche Alternative des Genitivs ist die Konstruktion Präposition und Dativ: die Freundin meines Vaters → die Freundin von meinem Vater (umgangssprachlich und in Dialekten auch „mein(em) Vater seine Freundin“ (standarddeutsch: die Freundin meines Vaters), „dem sein Job“, „mit meinem Vater seiner Freundin“ (standarddeutsch: mit meines Vaters Freundin); wegen des Regens → wegen dem Regen.

In der Standardsprache folgt nach wegen in den meisten Fällen der Genitiv (wegen des Regens). Steht nach wegen ein stark zu beugendes Substantiv im Singular ohne Artikel und ohne Attribut, kann die Genitivendung entfallen (wegen Umbaus geschlossen; auch: wegen Umbau geschlossen). Der Dativ wird verwendet, wenn der Genitiv nicht erkennbar ist (wegen manchem). Personalpronomina werden wegen häufig vorangestellt und zusammengeschrieben (meinet-, deinet-, seinet-, unseret-, euret-, ihretwegen); heute nur noch selten in Gebrauch sind wegen meiner, wegen deiner, wegen ihrer/seiner, wegen unser, wegen eurer, wegen ihrer.

Der Genitiv lebt als Attribut zu Substantiven, nach den zahlreichen Halbpräpositionen (dank, kraft, aufgrund …) und nach substantivierten Verben (Nominalstil: die Kirche besichtigen → die Besichtigung der Kirche).

Das Deutsche kennt grundsätzlich zwei Artikel (Begleiter), den bestimmten (definiten) und den unbestimmten (indefiniten). Die Artikel werden nach Kasus, Numerus und Genus dekliniert.

Der sog. indefinite Artikel ist mit dem Zahlwort für die Zahl 1 identisch. Im Deutschen hat er keine eigene Pluralform. Manche Grammatiken führen als Plural von „ein“ auch „einige“ auf. (Eine Ausnahme bildet die Wendung „die einen (und) die anderen“, die auch im Plural dekliniert werden kann, z. B. „Mit den einen verstand ich mich gut, mit den anderen nicht so.“)

Singular männlich weiblich sächlich Plural m / w / s
Nominativ der die das Nominativ die
Genitiv des der des Genitiv der
Dativ dem der dem Dativ den
Akkusativ den die das Akkusativ die
Singular männlich weiblich sächlich  
Nominativ ein eine ein
Genitiv eines einer eines
Dativ einem einer einem
Akkusativ einen eine ein

Die Deklination der männlichen Artikel ist am ausgeprägtesten und unterscheidet sowohl bei bestimmten als auch bei unbestimmten Artikeln deutlich. Die sächlichen Artikel sind in ihrer Deklination mit den männlichen bei Genitiv und Dativ identisch, während im Singular der weib-lichen Deklination ein Synkretismus zwischen Nominativ und Akkusativ sowie Genitiv und Dativ besteht. Die Unterscheidung in grammatikalische Geschlechter fällt im Plural völlig weg.

Man unterscheidet bei Substantiven die sog. „Gegenstandswörter“ („Konkreta“) – z. B. „Tisch“ von den sog. „Begriffswörtern“ („Abstrakta“) – z. B. „Mut“. Das Substantiv enthält Informationen zu dem jeweiligen Fall (Kasus), der Zahl (Numerus), sowie dem Geschlecht (Genus). Die Flexion von Substantiven bezeichnet man als „Deklination“.

Die Regeln der deutschen Deklination sind sehr subtil, was die Erlernung der deutschen Sprache am Anfang erschwert. Die deutsche Sprache verfügt u. a. über das Phänomen der „inneren Deklination“, d. h., dass sich nicht nur die Endung beim Deklinieren ändern kann, sondern auch der Stamm (Beispiel: „Baum/Bäume“ oder „Haus/Häuser“ (Sg./Pl.)).

Die deutschen Deklinationsklassen
-(e)s, -e der Berg, des Berg(e)s, die Berge
Nominativ Akkusativ Dativ Genitiv
-0- -0- -(e) -(e)s
-e -e -en -(e)
-(e)s, -er das Bild, des Bild(e)s, die Bilder
-0- -0- -(e) -(e)s
-er -er -ern -er
-(e)s, -en der Staat, des Staat(e)s, die Staaten
-0- -0- -(e) -(e)s
-en -en -en -en
-s, -0- der Fahrer, des Fahrers, die Fahrer
-0- -0- -0- -s
-0- -0- -(n) -0-
-s, -e der Lehrling, des Lehrlings, die Lehrlinge
-0- -0- -0- -s
-e -e -en -e
-s, -s das Radio, des Radios, die Radios
-0- -0- -0- -s
-s -s -s -s
-en, -en der Student, des Studenten, die Studenten
-0- -en -en -en
-en -en -en -en
-0-, -0- die Mutter, der Mutter, die Mütter
-0- -0- -0- -0-
-0- -0- -(n) -0-
-0-, -en die Meinung, der Meinung, die Meinungen
-0- -0- -0- -0-
-en -en -en -en
-0-, -e die Kraft, der Kraft, die Kräfte
-0- -0- -0- -0-
-e -e -en -e
-0-, -s die Gang, der Gang, die Gangs
-0- -0- -0- -0-
-s -s -s -s
-(e)ns, -(e)n der Name, des Namens, die Namen
-0- -(e)n -(e)n -(e)ns
-(e)n -(e)n -(e)n -(e)n

Adjektive

Adjektive als Attribute stehen im Deutschen grundsätzlich vor dem Bezugsnomen und ggfs. nach dessen Artikel. Prädikative Adjektive (Prädikativum) sind rein formal mit dem Ad-verb identisch.

Das Adjektiv steht generell in KNG-Kongruenz zu seinem Bezugsnomen. Die Flexions-endung wird aber nicht nur durch das Nomen, sondern auch durch die Endung des Artikels festgelegt. Wenn die Artikelendung „schwach“ ist, dann ist die Adjektivendung „stark“, und um-gekehrt. Die meisten Artikel und Artikelwörter haben ein gemischtes Bild an Endungen. Grund-sätzlich gelten folgende Endungen für den unbestimmten Artikel…

Singular männlich weiblich sächlich
Nominativ -er -e -es
Genitiv -en -en -en
Dativ -en -en -en
Akkusativ -en -e -es

… und diese für den bestimmten Artikel:

Singular männlich weiblich sächlich Plural männlich weiblich sächlich
Nominativ -e -e -e Nominativ -en -en -en
Genitiv -en -en -en Genitiv -en -en -en
Dativ -en -en -en Dativ -en -en -en
Akkusativ -en -e -e Akkusativ -en -en -en

Solche Affixe, welche äußerlich identisch sind aber verschiedene Merkmale kodieren, nennt man Synkretismen, diese sind charakteristisch für indogermanische Sprachen allgemein.

Der Komparativ eines Adjektives wird gebildet, indem an den Stamm das Suffix „-er“ gehängt wird. Bei einigen Adjektiven kommt es außerdem zu einer Stammflexion. Die Grund-form des Komparativs wird genauso dekliniert wie ein normales Adjektiv.

Häufig findet man im Deutschen eine rein nominale Verwendung des Adjektives, ohne ein Bezugswort. Die Syntax ist dabei mit der gewöhnlichen Nominalkonstruktion identisch – auch hinsichtlich der Flexion –, allerdings fehlt das Nomen. Stattdessen wird das Adjektiv nominalisiert. Beispiel: „Der Ältere ist tatsächlich schneller und stabiler als sein Nachfolger.“


Date: 2015-12-24; view: 1129


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