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Die deutsche Sprache im 20. und frühen 21. Jahrhundert

In der Entwicklung der deutschen Sprache im 20. Jahrhundert wurden viele Tendenzen fortgesetzt, die noch im vorigen Jahrhundert begonnen hatten; hinzu kamen die Einflüsse von zwei totalitären Ideologien (Nationalsozialismus und Kommunismus), unter deren Zeichen das 20. Jahrhundert stand. Wie im 19. Jahrhundert, betrafen die Änderungen vor allem den Wort-schatzbereich und Ende des Millenniums, wie vor einhundert Jahren, kam es auch zu einem neuen Streit über die Frage der Reform der deutschen Rechtschreibung.

Im Gegensatz zum 19. Jahrhundert, in dem Sprachwissenschaftler die Sprache in ihren historischen (diachronischen) Aspekten untersuchten, verschob sich das Interesse der Linguistik im 20. Jahrhundert auf die Erforschung der Gegenwart (Synchronie) der Sprache. Zu der domi-nierenden Richtung in der Sprachwissenschaft wurde der Strukturalismus, der von dem schweiz-erischen Sprachwissenschaftler Ferdinand de Saussure und seinen nach seinem Tode herausge-gebenen Vorlesungsschriften Cours de linguistique générale (1916) begründet wurde. De Sau-ssure lehnte historische Forschungen der Sprache ab; er und andere Strukturalisten glaubten, die Beschreibung des Sprachsystems in seinen aktuellen Zusammenhängen soll die einzige Aufgabe der Linguistik sein; de Saussure war auch der erste, der zwischen der Sprache als System von Zeichen (langue) und dem Sprechakt (parole) unterschied. Auf Grund der Ansichten de Sau-ssures entwickelten sich später verschiedene Richtungen im Strukturalismus, der heute ein Kon-glomerat verschiedener, oft weit voneinander entfernter Strömungen in der Sprachwissenschaft und anderen Wissenschaftszweigen ist.

Nach der Machtübernahme Adolf Hitlers wurde die deutsche Sprache, wie andere Lebenssphären des Deutschen Reichs, in den Dienst der Nazipropaganda gestellt. Die Jahre 1933 bis 1945 waren die erste Epoche in der deutschen Geschichte, in der mit der Sprache Missbrauch in solch einem Umfang getrieben wurde. Die von der Propaganda genutzten Wörter wider-spiegelten die nationalistische und rassistische Ideologie des Dritten Reichs: in Gebrauch kamen zum Beispiel solche Komposita wie Rassenbewusstsein, Rassenschande, Arier, Halbjude. Inte-ressant ist es, dass nur wenige dieser Wörter von den Nationalsozialisten geprägt wurden; die meisten wurden aus der Sprache der nationalistischen Ideologie vom Anfang des 20. oder noch Ende des 19. Jahrhunderts übernommen. Das Dritte Reich hat die wenigsten Worte seiner Spra-che selbstschöpferisch geprägt., – behauptete Victor Klemperer in seiner Abhandlung über die Sprache des Dritten Reichs (LTI – Notizbuch eines Philologen)

Besonders nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1939 wurden in der deutschen Sprache auch immer mehr militärische Ausdrücke, auch in Bezug auf das zivile Leben, gebraucht. Dazu gehören zum Beispiel Komposita mit Schlacht (Arbeitsschlacht) oder solche Wörter wie kämpferisch, Einsatz, marschieren.



Die von den Nazis benutzten Wörter waren oft Euphemismen oder Verhüllungen. Das bekannteste Beispiel ist die Endlösung der Judenfrage für die Ausrottung der jüdischen Bevölk-erung in Deutschland und den besetzten Gebieten Europas. Andere Beispiele sind die Heimkehr der Ostmark ins Reich für die Annexion Österreichs (die Nutzung des Namens Österreich war in Deutschland verboten), oder die Rückgliederung des Sudetengaus für die Annexion der tsche-choslowakischen Gebiete nach dem Münchner Abkommen im Jahre 1938.

Antisemitische Propaganda im Nazi-Deutschland

Eine besondere Entwicklung erfuhr auch die deutsche Sprache während des Bestehens der DDR, wofür die Keime bereits in der sowjetischen Besatzungszeit von 1945 bis 1949 gelegt worden sind. Die alles übergreifende sogenannte Vergesellschaftung im Staat, in dem die SED das Machtmonopol beanspruchte (gemäß Verfassung war ihre führende Rolle festgeschrieben), erzwang die Bildung neuer Wörter und Wortverbindungen, die die neue Wirklichkeit wider-spiegelten, wie Plansoll, Neuererbewegung, Arbeitsbrigade. Mit den sich ebenfalls in der DDR immer verändernden Verhältnissen verschwanden solche Wörter auch manchmal nach einigen Jahren des Gebrauchs, zum Beispiel Neubauer, Aufbauhelfer oder Arbeiter-und-Bauern-Fakul-tät. Viele der Neuprägungen waren Lehnübersetzungen und Lehnbedeutungen aus dem Russi-schen, wie Kulturhaus, Wandzeitung, Pädagogischer Rat (in der Bedeutung „Gesamtheit der Lehrkräfte einer Schule“), Brigade („Arbeitsgruppe in einem Produktionsbetrieb“) oder Lager (das sozialistische Lager).

Wie im Nazi-Deutschland war die deutsche Sprache in der DDR in besonderem Maße zu Propagandazwecken benutzt worden; dabei gebrauchte man ähnliche Methoden zur Verhüllung der wahren Zustände im politischen und gesellschaftlichen Leben. So wurden zum Beispiel der Aufstand des 17. Juni 1953 als gescheiterter konterrevolutionärer Putschversuch und der Bau der Berliner Mauer als Sicherung der Staatsgrenze bezeichnet, wobei in offiziellen Texten (bzw. Reden) die Mauer selbst nie als solche benannt wurde. Dagegen war sie in der DDR-Propaganda meist nur der antifaschistische Schutzwall.

Einen interessanten Einblick in die propagandistische Funktion der Sprache (sowohl in der Bundesrepublik Deutschland als auch in der DDR) geben die Bezeichnungen für die beiden deutschen Staaten, die besonders in den Medien und im öffentlichen Leben im Gebrauch waren. Der offizielle Name der DDR war in vielen Milieus in der Bundesrepublik Deutschland lange Zeit ignoriert. Stattdessen sprach und schrieb man von der Sowjetischen Besatzungszone, Ost-zone oder sogar Mitteldeutschland (was den deutschen Charakter der nach 1945 zugunsten Polens und der Sowjetunion abgetretenen Gebiete östlich der Oder und Neiße implizierte). Noch Ende der 1980er Jahre wurde die DDR in der Zeitung »Die Welt« in Anführungszeichen („DDR“) geschrieben. Ähnliche Versuche der Diskreditierung des anderen deutschen Staates gab es in der DDR. Deutschland war ein historischer Begriff, und seine Nutzung in Bezug auf die Bundesrepublik Deutschland (wie es im westlichen Teil Deutschlands üblich war) war aus-geschlossen. Die Bezeichnung Bundesrepublik alleine kam in DDR-Medien ganz selten vor; man bevorzugte die Abkürzung BRD, weshalb diese in der Bundesrepublik Deutschland selbst ver-mieden wurde.

Die formale Kodifizierung der Regeln der deutschen Rechtschreibung auf der Ortho-graphischen Konferenz 1901 setzte den Diskussionen über die mögliche Vereinfachung und Ver-einheitlichung der deutschen Orthographie kein Ende. Auf einer der nächsten Orthographie-konferenzen im Jahre 1954 formulierte man die so genannten Stuttgarter Empfehlungen, in denen unter anderem die Kleinschreibung aller Substantive mit Ausnahme der Eigennamen (wie in anderen europäischen Sprachen) postuliert wurde. Wegen des Widerstands der Schriftsteller, Journalisten und anderer Kreise wurden diese Empfehlungen abgelehnt.

Seit 1954 wurde das Duden-Wörterbuch separat in der Bundesrepublik Deutschland (im Bibliographischen Institut in Mannheim) und in der DDR (im gleichnamigen staatlichen Verlag in Leipzig) verlegt. Abgesehen von den Unterschieden im Wortschatz, die die unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in den beiden deutschen Staaten widerspiegelten, gab es nur geringfügige Unterschiede in der Rechtschreibung der Wörter, sie beschränkten sich auch meistens auf fremde Namen (zum Beispiel Costa Rica in der Bundesrepublik Deutschland und Kostarika in der DDR) und manche Entlehnungen (zum Beispiel Woiwodschaft in der BRD und Wojewodschaft in der DDR für den polnischen Verwaltungsbezirk).

In den Achtzigerjahren begannen erneut Diskussionen über die Reform der orthogra-phischen Regeln. Es wurden verschiedene Vorschläge zu der Vereinheitlichung und Verein-fachung der Regeln gemacht; schließlich kam es im Jahre 1995 zur Beschlussfassung der Kultus-minister der deutschen Länder über die Einführung der Änderungen zum 1. August 1998 mit einer Übergangsphase bis zum 31. Juli 2005. Eine entsprechende Verpflichtung anderer deutsch-sprachiger Länder zur Reform der deutschen Rechtschreibung (Österreich, Schweiz, Liechten-stein) folgte im nächsten Jahr (1996).

Seit dem Moment der Annahme der neuen Regelungen stießen sie auf heftige Kritik seitens der Schriftsteller, Intellektuellen, aber auch gewöhnlicher Menschen, die die Änderungen (vor allem den Ersatz von ß mit ss vor kurzen Vokalen) für zu weitgehend hielten. Manche Zeit-ungen, Zeitschriften und Verlage (wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung) lehnten die Neurege-lungen ab, dann entschieden sich einige Verleger und Medien für die so genannte Hausortho-graphie, in der manche Regeln der neuen Orthographie angenommen und manche abgelehnt wurden. Auf Grund dieser Kontroversen wurden die neuen Rechtschreibregeln 2006 wieder modifiziert, vor allem in Bezug auf die Groß- und Kleinschreibung und Zusammen- und Ge-trenntschreibung; manche alten Formen, deren Schreibweise geändert worden war (zum Beispiel es tut mir leid, sogenannte) sind jetzt wieder zulässig.

Der Duden

Trotz der Festlegung der Ausspracheregeln von Theodor Siebs noch Ende des 19. Jahr-hunderts werden immer neue Tendenzen in der deutschen Aussprache sichtbar. Ein Beispiel ist das Verdrängen des Zungenspitzen-r durch das Zäpfchen-r und das Reibe-r, das schon lange her von Sprachwissenschaftlern akzeptiert wurde. Nicht akzeptiert bleibt dagegen noch immer die Aussprache des Buchstaben ä, das von den meisten Deutschen wie das lange, geschlossene e im Wort sehen ausgesprochen wird (dabei gibt es zum Beispiel keinen Unterschied zwischen der Aussprache der Wörter Ähre und Ehre), obwohl die Regel, dass ä offen ausgesprochen werden soll, praktisch nicht mehr befolgt wird.

Im Bereich der Morphologie ist die häufigere Nutzung des Suffix -s, besonders in Ab-kürzungen (PKWs, LKWs) zu beobachten, was wahrscheinlich zum Teil durch die englische Sprache beeinflusst wird. Kurzformen der Wörter erfreuen sich ebenfalls immer größerer Be-liebtheit, was auch auf den Einfluss des Englischen und der Umgangssprache zurückzuführen ist. Dazu gehören solche Formen wie Uni (anstatt von Universität), Akku (Akkumulator), Labor (Laboratorium), die im täglichen Sprachgebrauch (besonders im gesprochenen Deutsch) die längeren Formen praktisch schon völlig verdrängt haben.

Eine andere Erscheinung ist die Umschreibung der Konjunktivformen durch das Wort würde mit Infinitiv. Der Grund dieser Tendenz ist oft der Wille der Unterscheidung zwischen Konjunktiv und Indikativ. Im Paar ich läse und ich lese können zum Beispiel beide Sätze leicht verwechselt werden; bei schwachen Verben gibt es überhaupt keinen Unterschied zwischen den Formen des Konjunktivs und des Indikativs (vgl. den Satz im Konjunktiv: er hoffte, dass sie diese Gelegenheit nutzte). Die Formen mit würde können jetzt auch in Nebensätzen stehen (wenn du kommen würdest…), was noch in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts als inkorrekt empfunden wurde.

Im Bereich der Syntax ist die immer häufigere Benutzung der Funktionsverbgefüge (der so genannten Streckformen) zu beobachten. Statt erklären wird zum Beispiel eine Erklärung abgeben, statt anzeigenzur Anzeige bringen (er brachte den Diebstahl zur Anzeige) gebraucht. Der Grund für die Beliebtheit solcher Konstruktionen sind kommunikative Vorteile, die sie an-bieten: die Endstellung des Substantivs betont die Handlung selbst (die normal mit dem Verb ausgedrückt wird) und nicht das Objekt und kann somit besser auf die Bedeutung des Satzes hinweisen (vgl. der Ministerpräsident erklärt heute seinen Rücktritt und der Ministerpräsident gibt heute zu seinem Rücktritt eine Erklärung ab).

Wie im 19. Jahrhundert, sorgen der rasche Fortschritt der Wissenschaft und Technik und Änderungen im gesellschaftlichen Leben für die Bereicherung der deutschen Sprache um viele Fachausdrücke und Wörter für neue Erfindungen, Erscheinungen und Prozesse, wie Radio, Stereoanlage, Raumschiff, Minirock, fernsehen. Viele dieser neuen Wörter sind englischer oder amerikanischer Herkunft, zum Beispiel Computer, Job, Team, Comeback, Petticoat, Bikini.

Durch die immer größere Zahl der Wörter und Wortverbindungen ist die stilistische Differenzierung möglich: der gleiche Gedanke kann mit verschiedenen Wörtern auf verschie-denen Stilebenen (gehoben, umgangssprachlich, amtlich usw.) ausgedrückt werden (vgl. seinen Geist aushauchen, entschlafen versus abkratzen; bzw. Automobil, Personenkraftwagen, Auto versus Kiste, Karre). Andererseits wird die Gemeinsprache (im Sinne der Standardsprache) auch mit Wörtern aus verschiedenen Jargons und Gruppensprachen (Soziolekten), wie der Jugend-sprache, durchdrungen, zum Beispiel toll (in der Bedeutung „großartig“), total („völlig“) oder spinnen („Unsinniges sagen“). Besonders in Medien, die das Interesse des Lesers, Zuschauers oder Zuhörers wecken wollen, werden Wörter aus verschiedenen Stilebenen gebraucht.

 

 


Deutsche Dialekte

Die deutschen Dialekte sind eine Gruppe westgermanischer Dialekte, die sich im bezüg-lich der Basisdialekte nicht trennbaren niederländisch-deutschen Dialektkontinuum bewegen. In diesem Artikel werden vor allem die im Geltungsbereich des Standarddeutschen gesprochenen Dialekte des niederländisch-deutschen Dialektkontinuums behandelt (deutsche Dialekte). Für die im Geltungsbereich des Niederländischen gesprochenen Dialekte des niederländisch-deutschen Dialektkontinuums siehe den Artikel Niederländische Dialekte.

Westgermanische Dialektgruppen um 1990
(Niederländische, deutsche und friesische Dialekte, ohne englische Dialekte)

Allgemeines

Bei den Varietäten kann man unterscheiden zwischen Standardvarietäten, z. B. Schweizer Hochdeutsch oder Österreichisches Deutsch, und Nonstandardvarietäten, z. B. Sächsisch oder Kölsch (Ammon 1994:370). Unter letzteren werden gemeinhin die eigentlichen Mundarten ver-standen. Etwas ist Sprache oder Dialekt jedoch nur in Bezug auf etwas anderes. Der begriffliche Status der Bezeichnungen von Sprachvarietäten kann sich wandeln.

Der vom Griechischen (dialectos) und Lateinischen (dialectus) tradierte Ausdruck „Dialekt“ wird seit dem 16. Jahrhundert in europäischen Quellen verwendet und beherrscht viele Bereiche des deutschen Sprachraums sowie die internationale Diskussion. Im Norden ist auch der Ausdruck „Platt“ (oder „Plattdeutsch“) verbreitet. „Platt“ ist vermutlich ein niederfränkischer Ausdruck und bedeutete „verständlich“, „deutlich“, war also anfangs keineswegs negativ konno-tiert. Der Begriff „Mundart“ war im 17. Jahrhundert von Philipp von Zesen erfunden worden und gilt seitdem als Synonym für „Dialekt“. Im 19. Jahrhundert versuchte Jacob Grimm, zwischen Dialekt (großräumiger) und Mundart (kleinräumiger) zu unterscheiden. In der NS-Zeit wurde „Mundart“ propagiert und die „Ausmerzung“ des Begriffes „Dialekt“ angestrebt.

Die Bezeichnungen der Dialekte haben verschiedene Bildungsformen: das oder der Dia-lekt (z. B. „das Eitorfer Dialekt“), adjektivisch (z. B. Münchnerisch, Schwäbisch), Zusammen-setzung mit „-deutsch“ (z. B. „Berndeutsch“), Ort oder Region plus „Platt“ (z. B. Aachener Platt, Lothringer Platt).

Nicht nur verschiedene Dialekte unterscheiden sich voneinander, auch Dialekte an sich (die „Dialektalität“) sind mannigfaltig. Diesbezüglich geht man von zwei sich gegenüberliegen-den Polen aus, der gesprochenen Standardsprache (mündliche Umsetzung der Schriftsprache) einerseits, und den Basisdialekten andererseits. Die traditionelle deutsche Dialektologie kon-zentrierte sich auf die Basisdialekte, also auf die größte Standardferne. Die „neue Dialektologie“ begreift Dialekte demgegenüber als ein Gesamtspektrum, ein „Kontinuum“, das sich zwischen Basisdialekt und Standardsprache aufspannt. Dieses Spektrum ist jedoch nicht per se gliederbar, gleichwohl gab und gibt es solche Versuche (vgl. Synopse in Niebaum/Macha 2006:7). Immer-hin begreifen „neue“ Dialektologen ihre Modelle eher unter der Voraussetzung der gegenseitigen Durchdringung – hierarchische und globale Schichtenmodelle stoßen immer mehr auf Ablehn-ung. Beispielsweise geht Werner König (2004:134) aus von Standardsprache, Umgangssprache und Basisdialekt. Im Bereich der intermediären Umgangssprachen bewegen sich auch Begriffe wie „Alltagssprache“, „Regiolekt“ oder „Neue Substandards“. Nach diesen Vorstellungen um-fasst eine Standard-, Kultur- oder Dachsprache als Ganzes die Gesamtmenge aller Sprach-varietäten (den „Sprachvariantenraum“).

Eine neue Richtung auch der deutschen Dialektologie ist die Sozio-Dialektologie (auch „Sprecher-Dialektologie“), die den Fokus auf die Tatsache der individuellen Verwendung verschiedener Varietäten lenkt.

„Dialekte sind heute keine ausschließlich raumgebundenen Varietäten mehr, wenn sie es überhaupt je waren. Dialekte sind sprachliche Existenzformen, die eingebunden sind in vielfältige […] gesellschaftliche und situative Bezüge, die nicht ihren Randbereich bilden, son-dern das Phänomen der Dialektalität heute zentral prägen.“ (Mattheier 1980:199)


Date: 2015-12-24; view: 2220


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