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II. Historischer Hintergrund

Im März des Jahres 1848 fand in Wien, Berlin und anderen Staaten des Deutschen Bundes die sogenannte Märzrevolution statt. 1861 wurde Wilhelm I. König von Preußen, 1862 Otto von Bismarck preußischer Ministerpräsident. Am 18. Januar 1871 kam es in Versailles zur Reichsproklamation. Der preußische König wurde zum deutschen Kaiser, Bismarck zum Reichskanzler.
Die Innenpolitik des Deutschen Reichs wurde vor allem durch die sogenannte "Zuckerbrot- und Peitschenpolitik" Bismarcks bestimmt. Mit der "Zuckerbrotpolitik" meint man die Schaffung der Sozialgesetze, um die durch Industrialisierung und Wirtschaftskrise verschärften sozialen Gegensätze zu bekämpfen. Die "Peitschenpolitik" bezeichnet vor allem Bismarcks Streit mit den liberalen Parteien und den Sozialdemokraten.
Bismarck strebte nach der Reichsgründung eine friedliche Außenpolitik mit der Isolation Frankreichs an. Mit Bismarcks Rücktritt 1890 setze in der deutschen Außenpolitik unter Wilhelm II. ein Kurswechsel zu Aufrüstung und Kolonialpolitik ein.

III. Philosophischer Hintergrund

Die Philosophie der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts war stark geprägt vom Positivismus und dem historischen Materialismus. Positivisten vertraten die Meinung, dass Erkenntnis nur aus empirischer Beobachtung der Natur und aus Erfahrung abgeleitet werden könne. Die Hauptvertreter dieser Richtung waren Auguste Comte (1798-1857) und Hippolyte Taine (1828-1893). 1848 wurde das Kommunistische Manifest von Marx und Engels veröffentlicht. Der historische Materialismus, z.B. von K. Marx (1818-1883) oder L. Feuerbach (1804-1872) vertreten, betrachtet die gesellschaftliche Entwicklung des Menschen materialistisch. Wichtig ist dabei, dass das Sein über das Bewusstsein dominiert.

Literatur des Realismus

Diskussionen über Inhalte und Formen von Literatur fanden hauptsächlich in literarischen Zirkeln, wie z.B. in dem 1827 gegründeten "Tunnel über der Spree" in Berlin, statt, als in einer breiten Öffentlichkeit.

Merkmale realistischer Literatur

Realistische Literatur durfte nicht bloß eine Wiedergabe der Wirklichkeit sein, sondern musste mit literarischen Mitteln die Realität verarbeiten. Die Dichter des Realismus kombinierten dabei eine genaue Realitätsbeschreibung mit einer subjektiven Erzählhandlung. Häufig wurde die Wirklichkeit mit Humor und Ironie verklärt. Ein weiteres Merkmal ist die formale, inhaltliche und stoffliche Einfachheit in oft breiter Ausgestaltung. Auf drastische Stilmittel wurde weitestgehend verzichtet. Durch eine harmonische Verbindung der inneren und äußeren Räumlichkeiten in vielen Werken und durch die breite Ausgestaltung wurde beim Leser der Eindruck der Realität und die unmittelbare Anteilnahme daran erweckt.

Lyrik im Realismus



Nach 1848 setzte im Grenzboten eine heftige Kritik an der Metaphernüberladenheit der Restaurationslyrik, wie sie z.B. teilweise in den Gedichten Droste-Hülshoffs zu finden ist, ein, um der Entfernung der Lyriksprache von der Alltagssprache entgegenzuwirken. Dies zeigt sich z.B. in Hebbels Gedichten Ich und Du (1843), Ein Bild aus Reichenau (1848), Herbstbild (1852) und Liebesprobe (1854).
Die Lyriker im Realismus wollten in ihren Gedichten nicht etwas Realistisches darstellen, sondern eine poetische Welt zur Realität schaffen. Bedeutende deutschsprachige Lyriker im Realismus waren Storm, Fontane, Meyer, Keller und Ferdinand von Saar. Die lyrischen Werke dieser Autoren treten heute oft in den Schatten ihrer epischen Werke oder geraten fast in Vergessenheit.
C. F. Meyer verband in seinen Gedichten (Der römische Brunnen, Zwei Segel, Der schöne Tag, Auf dem Canal Grande) eine genaue Sinnliche Darstellung der Wirklichkeit mit einer symbolischen und subjektiven Deutung. Solche Gedichte werden auch Dinggedichte bezeichnet. Charakteristisch für sie ist, dass das Ding objektiv und distanziert betrachtet wird und alles Unwesentliche dabei vernachlässigt wird.

Epik im Realismus

1855 erschien Gustav Freytags Roman Soll und Haben, der zum Vorbild für die ganze Epoche wurde. Einer der wichtigsten Vertreter der Epik im Realismus war Fontane. Seine ersten Werke waren zunächst noch frei von Gesellschaftskritik oder Aufklärung bestehender Missverhältnisse, diese kamen erst in seinen späteren Werken, meist aber versteckt, zum Ausdruck.
In Effi Briest (1895) übte Fontane, wenn auch verhalten, Kritik an den Konventionen und Normen der preußischen Gesellschaft und ihrem Ehrenkodex und zeigt die Unfähigkeit des Adels ihr zu entkommen. Der Roman basiert auf einer wahren Begebenheit aus dem Jahr 1886, bei der sich ein preußischer Offizier mit einem Amtsrichter um eine Liebesaffäre dessen mit seiner Frau duellierte.
Die Novelle fand in der Zeit des Realismus ihren Höhepunkt. Es entstanden zahlreiche Novellenzyklen und Novellen, wie in noch keiner anderen Epoche zuvor. Noch heute sehr bekannt ist z.B. Kellers Novellenzyklus Die Leute von Seldwyla oder Storms Novellen Der Schimmelreiter und Immensee. Aber auch viele andere Autoren waren als Novellisten tätig, so z.B. C. F. Meyer, A. Stifter (Der Hochwald), Th. Fontane (Schach von Wuthenow), J. Gotthelf (Die schwarze Spinne), F. Grillparzer (Der arme Spielmann), W. Raabe (Zum wilden Mann), Ferdinand v. Saar und Marie von Ebner-Eschenbach.


Theodor Fontane (1819-1898)


Date: 2015-12-24; view: 812


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