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Modellierte Bildungen

Die modellierten Bildungen entstehen in der Sprache nach bestimmten strukturell-semantischen Modellen, die in der Rede situativ realisiert oder aktualisiert werden. Die modellierten Bildungen existieren als bestimmte syntaktische Gebilde mit einer typisierten Semantik, die auf der Ebene der Rede realisiert werden. Darum sind in diesen Bildungen die Konstituenten (teilweise oder ganz) lexikalisch frei auffüllbar, vgl. das Modell S + hin, S + her (ugs.) mit einer typisierten Bedeutung der Einräumung. Ihre situativen Realisierungen sind praktisch unbegrenzt: Bruder hin, Bruder her – wenn er auch mein Bruder ist; Freund hin, Freund her; Geld hin, Geld her; Vater hin, Vater her; Hobby hin, Hobby her.

Die funktional-stilistische Markiertheit des Modells (ugs.) ist kein Hindernis, dass es auch in der Presse und Publizistik im Dienste der Ironie, Satire verwendet wird, z. B.: Krise hin, Krise her.

Unter den modellierten Bildungen sind folgende Klassen zu unterscheiden:

1. feste analytische Verbalverbindungen

2. typisierte grammatisch-stilistische Konstruktionen.

 

Die festen analytischen Verbalverbindungen sind nach dem Modell «Verb + abstraktes Substantiv» (meistens ein Verbalsubstantiv) gebildet. Die typisierte Semantik dieser Verbindungen ist Ausdruck der verbalen Handlung. Der eigentliche Träger der Semsntik ist in dieser Verbindung das Substantiv, das Verb behält nur noch seine syntaktische Funktion. Das Modell kann eine Variante haben, dann erscheint das Substantiv mit Präpositionen. Vgl.: Eile haben, in Eile sein für eilen; Sorge tragen für sorgen, Anwendung finden für angewendet werden.

Typisierte grammatisch-stilistische Konstruktionen. Für solche ist das Vorhandensein eines Strukturmodells und einer bestimmten typisierten Semantik charaktristisch, die bei der Realisierung in der Kommunikation je nach der lexikalische Füllung variiert wird.

Die typisierten Konstruktionen sind in der deutschen Gegenwartssprache zahlreich und mannigfaltig. Hier werden einige davon näher erläutert.

1) Konstruktion «Substantiv + Präp. + (unbest. Art.) + Substantiv».

Die typisierte Semantik der Konstruktion ist eine wertende Charakteristik der Individuen, Lebewesen oder Dinge: eine Seele von Mensch – ein sehr gemütlicher Mensch; ein Berg von einem Bullen; ein Ozean von einem Markt; diese Kalkhöhle von Wohnung.

Beide substantivischen Konstituenten der Konstruktion sind situativ auffüllbar îder austauschbar. Die erste substantivische Konstituente ist charakterisierend, die zweite – zu charakterisierende. Die Substantive selbst, die als erste Konstituenten dienen – viele davon sind Hyperbeln und Metaphern – bewirken eine stark wertende Charakteristik. Darum ist diese Konstruktion, wie die meisten dieser Art, stilistisch markiert. Ihre eigentliche Gebrauchssphäre ist die Umgangssprache, oft salopp. Die Leistungsfähigkeit der Konstruktion in der abwertenden Charakterisierung des Objekts ist besonders hoch. Z. B.: Sieh dir das Photo an! Dieses Bierfass von einem Kerl (E. Strittmatter. Ole Bienkopp).



2) Konstruktion «es ist (war) zum + substantivierter Infinitiv».

Die typisierte Semantik der Konstruktion ist eine höchst emotionale abwertende Charakteristik von Objekten, die dem Gebrauch der Konstruktion vorangehen: Handlungen, Personen, eine Situation und dgl.

Situativ auffüllbar ist nur eine Konstituente, und zwar der substantivierte Infinitiv: Es ist zum Davonlaufen! Es ist zum Verrücktwerden! Es ist zum Heulen!

Bezeichnend ist die Tatsache, dass die auffüllbare Konstituente der Konstruktion eine Zusammenrückung beliebiger Art sein kann, sogar ein Phraseologismus: Es ist zum Aus-der-Wäsche-Springen! Die eigentliche Gebrauchssphäre der Konstruktion ist die saloppe Umgangssprache. Die Konstruktion hat eine Variante: «Substantiv + ist (war) zum + substantivierter Infinitiv»: Die Luft ist zum Schneiden – verräuchert, verbraucht. Die Variante gilt für den Fall, wenn das Substantiv in der Konsrtuktion das Subjekt der Aussage ist.

3) Konstruktion «Präposition + Substantiv + Verb gehen».

Die situativ auffüllbare Konstituente ist das Substantiv bzw. Pronomen. Es präzisiert die typisierte Semantik: Ausdruck der Tätigkeit des Handlungsträgers: in die Lehre gehen – Lehrling sein; zum Theater gehen – Schauspieler werden.

4) Konstruktion «Substantiv + ist + Substantiv»

«Adjektiv + ist + Adjektiv»

«Partizip II + ist + Partizip II «

«Adverb + ist + Adverb».

Die Eigenart dieser Konstruktion besteht darin, dass die situativ auffüllbaren substantivischen u.a. Konstituenten identisch sind: Betrug ist Betrug; sicher ist sicher; geschehen ist geschehen; verloren ist verloren; hin ist hin.

Aus der Struktur ergibt sich die typisierte Semantik der Konstruktion: die Feststellung, dass das Subjekt der Aussage eben so ist und nicht zu ändern: Befehl ist Befehl.

Das eigentliche Gebrauchssphäre der Konstruktion ist die Umgangssprache, manchmal salopp.


Date: 2015-12-17; view: 1816


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