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Soziale Stratifikation

Für sozial-berufliche Charakteristik des Wortbestandes werden in der Germanistik verschiedene Bezeichnungen gebraucht: Standessprachen, Sondersprachen, Sonderwörtschätze, Sonderlexik, Berufssprachen, Soziolekte. Dieser Einteilung nach existieren Jägersprache, Buchdruckssprache, Ackerbausprache, Bergmannssprache, Kaufmannssprache, Kanzleisprache, Soldatensprache, Gaunersprache, Männer- und Frauensprache, Studentensprache, Jugendsprache und so weiter. Dieser Wortschatz entwickelt sich in verschiedenen Gruppen aufgrund des gemeinsamen Berufes, gemeinsamer Lebensbedingungen. Dabei handelt es sich nicht um selbständige Erscheinungsformen der Sprache, sondern um den eigentümlichen Wortschatz.

In der Germanistik wurde Sonderlexik traditionsgemäß in drei Gruppen eingeteilt:

1. Standessprachen (Jargons);

2. Berufssprachen (Berufswortschatz)

3. Fachsprachen (Termini).

In der letzten Zeit besteht eine Tendenz den Sonderwortschatz nach der Art seiner funktionalen Beschaffenheit als eine Zweiteilung zu betrachten:

1. Fachsprachen (Fachwortschätze);

2. Gruppenspezifische Wortschätze.

 

7.2.1. Fachwortschätze

Unter dem Fachwortschatz werden fachbezogene Wörter oder Fachwörter (Termini), Proffessionalismen (Halbtermini) und Fachjargonismen (Berufsjargonismen) verstanden.

Unter den Termini versteht man Fachausdrücke einer Wissenschaft, einer Kunst, eines technischen Zweiges, der Politik und so weiter. Viele technische Termini sind standartisiert, sie sind das Ergebnis der Terminologienormung. Die Termini üben theoretisch-fachliche kommunikative Funktion aus. Ein Terminus erfüllt auch neben der nominativen Funktion (Funktion, Gegenstände und Erscheinungen zu benennen), die auch anderen Wortarten eigen ist, noch die definitive Funktion (Funktion, die entsprechenden Begriffe zu definieren). Die definitive Funktion ist das, was einen Terminus von einem gewöhnlichen Wort unterscheidet. Die Termini erscheinen nicht vereinzelt, sie sind mit anderen Termini durch die Logik der jeweiligen Wissenschaft verbunden und bilden ein terminologisches System. Im Idealfall darf jedem Terminus nur ein Begriff entsprechen. Jedes Gebiet des menschlichen Wissens hat seine Terminologie. Linguistische Termini sind zum Beispiel: Phonem, Morphem, Satz, Präteritum, Umlaut, Semasiologie, Bedeutungswandel, Substantiv, Adjektiv, Verb, Entlehnung, Synonym, Antonym und so weiter. Bereich Physik: Schallwelle, Bremsfeld, Innenbahn. Bereich politische Okönomie: Ware, Mehrwert, Investition, Produktionsmittel, Produktionsverhältnisse.

Viele Termini sind international. Sehr häufig besteht ein Terminus aus Wortteilen verschiedener Herkunft, lateinischen, griechischen, deutschen und so weiter: Salyzilsäure (lat. + griech. + dtsch.). Die internationalen Termini sind gewöhnlich griechischen oder lateinischen Ursprungs: Elektron, Analyse, Idiom, Atom, Äthyl, Psychologie, Melioration, Reduplikation, Quant. Mehrere Termini sind deutschen Ursprungs: Weltanschauung, Brennpunkt, Zeitwort, Gedankenstrich. Proffessionalismen (Berufslexik, Halbtermini) dienen ebenso wie die Termini der sach- oder fachgebundenen Kommunikation. Aber zum Unterschied von den Termini sind sie nichtstandartisierte und nichtdefinierte Fachwörter. Die Berufslexik übt eine praktisch-fachliche kommunikative Funktion aus. Berufslexik gibt es überall, wo es Arbeitsteilung gibt. Die Berufslexik unterscheidet sich von der wissenschaftlichen Termini auch dadurch, daß sie sich auf Handwerk und berufliche Betätigung bezieht und keinen buchdeutschen Charakter hat. Die Berufslexik gilt als unliterarisch, sie erfüllt auch keine definitive Funktion. Die Berufslexik umfaßt die Bezeichnungen der Werkzeuge und ihrer Teile, der Arbeitsprozesse, Erzeugnisse, der zu bearbeitenden Stoffe und deren Eigenschaften, also die detalaillierten Bezeichnungen für alles, was für die berufliche Betätigung eines Handwerkes, Gewerbetreibenden, Arbeiters, Seemanns wichtig ist. Zum Beispiel bedeutet in der Seemannslexik die Bottlerei „den Schiffraum für Aufbewahren des täglichen Proviants“, Altung ist bei den Bergleuten „ein abgebauter Raum“.



Die Fachjargonismen stellen expressive Dubletten der Fachwörter dar. Sie haben einen anderen Charakter als gewöhnliche Fachwörter, denn bei ihrem Gebrauch kommt es nicht auf Genauigkeit oder Eindeutigkeit der fachgebundenen Kommunikation an, sondern auf wertende, oft abwertende Charakteristik. Sie sind oft nur auf einen engeren Kreis von Personen beschränkt und haben meist bildhaften Charkter, werden in übertragener Bedeutung gebraucht: ein Tischler nennt Hobel auch „Bulle“, „Wolf“, „Runks“, Teile des Hobels „Nase“, „Maul“, „Sohle“. Die Seeleute nennen den Koch ironisch „Speisemeister“, „Schmierdieb“, „Speckschneider“, Feldküche - “Gulaschkanone“, Konservenfleisch – „Kabelgarn“.

 

7.2.2. Gruppenspezifische Wortschätze

Unter gruppenspezifischen Wortschätzen werden Sonderwortschätze verschiedener sozialer Gruppen verstanden. Ihr Gebrauch kennzeichnet den Sprecher als Angehörigen einer Interessen-, Freizeit-, Alters- oder Organisationsgruppe. Zum Unterschied von Fach- und Berufssprachen sind die besonderen Ausdrücke der gruppenspezifischen Wortschätze expressive oder euphemistische Synonyme zu den bereits bestehnden Wörtern der Gemeinsprache. In der Jugendsprache sind zum Beispiel solche Wörter für dickes Mädchen zu finden, wie Apparat, schlanker Dreitonner, Minipanzer, Schrankkoffer. In der Gaunersprache (sogenannte Argotsprache) wird Gefängnis als Kasten, Käfig, Schule genannt, Geld – Heu, Staub, Qualm, Moos, Eier, lügen – foppen, bezahlen – blechen, Krimineller – schwerer Junge, hungrig sein – Kohldampf schieben.

In der Soldatensprache nennt man Maschienengewehr Mußspritze, Stottertante, Tippmamsel, Bomben – Eier, schwere Granate – Koffer, Militärartz – Knochenschuster, Pflasterschmierer, Aspirinhengst, Karbolstratege, Beinsäger. In der Schülersprache wird Lehrer „Pauker“ genannt, Mathematik – Mathe, Schule – Penne, vorsagen – spiken, Direktor – Direx, Gymnasiast – Gymnast und so weiter.

All diese Gruppenwortschätze haben das gemeinsame – die Anschaulichkeit und Bildhaftigkeit der Wörter, die durch metaphorische Übertragung der gemeinsprachlichen Lexik entsteht.

 


Date: 2015-12-17; view: 1226


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