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Der Gegenstand der Pragmatik

Das Wort Pragmatik stammt aus dem Griechischen pragma oder pragmatos und bedeutet ‘Handlung’.

Zum ersten Mal schrieb über Pragmatik ×àðëüç Ñàíäåðñ Ïèðñ (Charles Sanders Peirce) im 19. Jahrhundert. Ihre wichtigsten Merkmale bezüglich der Philosophie von Pragmatismus hat etwa 1938 ×àðëüç Ìîððèñ(Charles William Morris) bestimmt. Innerhalb der allgemeinen Wissenschaft der Zeichen, oder Semiotik (Synonym = Semiologie) unterschied Morris drei verschiedene Forschungszweige: Die Syntaktik (oder Syntax) untersucht “die formale Relation der Zeichen zueinander”, die Semantik befasst sich mit der Beziehung zwischen den Zeichen und ihren Bedeutungen” und die Pragmatik erforscht “die Beziehung zwischen Zeichen und ihren Benutzern in einer Redesituation”.

Die Beziehung Zeichen + Zeichen Syntax
Zeichen + Bedeutung Semantik
Zeichen + Zeichenbenutzer Pragmatik

 

Aus Morris’ ursprünglicher Aufteilung der Semiotik haben sich eine Reihe verschiedener Verwendungen des Begriffs Pragmatik entwickelt– die Forschung vielfältiger psychologischer und soziologischer Phänomene, die Zeichensysteme im allgemeinen oder Sprache im besonderen betreffen (die kontinentaleuropäische Interpretation des Begriffs), die Erforschung bestimmter abstrakter Konzepte, die auf Aktanten referieren (eine von Carnaps Interpretationen). In den 1960er und 70er Jahren ist die sprachphilosophisch ausgerichtete Pragmatik durch das Studium der Sprechakte (J. Searle, K.-O. Apel und Habermas) und durch formale Pragmatik geprägt gewesen, die die Methoden der formalen Semantik auf Sätze übertragen will, die so genannte indexikalische Ausdrücke enthalten (R. Mantague, D. Lewis und R. Stalnaker). Zur Entwicklung der Pragmatik im deutschen Sprachraum haben verschiedene Forschungsrichtungen beigetragen, u.a. sprachphilosophische (Philosophie der Alltagssprache, Gebrauchstheorie der Bedeutung), enthologisch-antropologische (Ethnographie der Kommunikation) und soziologische (Handlungstheorie, Kommunikationswissenschaft, Soziolinguistik). Nachdem zu Beginn der 70er Jahre Pragmatik fast ausschließlich mit Sprchakttheorie indentifiziert wurde, beschäftigt sich die Pragmatik in neuerer Zeit vor allem mit empirischen Untersuchungen zur Konversationsanalyse, anknüpfend an Grice mit Konversationsmaximen sowie mit Problemen der Zuordnung von Pragmatik und Semantik (wie Deixis, Präsupposotion u.a.)

Die moderne schon linguistisch orientierte Pragmatik aber entwickelt sich unter dem Einfluss der Ideen von Ludwig Josef Johann Wittgenstein. Ihm gehört die berühmte Feststellung der Bedeutung eines Wortes als seine Verwendung.

Die Pragmatik ist ein Kind des 20. Jahrhunderts. Die verschiedensten Ansätze und Methoden lassen sich relativ schwer auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Zu den bekanntesten Strömungen und Untersuchungsgegenständen gehören die Sprechakttheorie von J. Austin uns J. Searle, die Koversationsmaximen von p. Grice, die „Universalpragmatik“ von J. Habermans, die sich auf Karl Bühler berufende Funktionale Pragmatik (Konrad Ehlich, Jochen Rehbein).



Es geht heute in der Pragmatik, anders als in der herkömmlichen Grammatik, also nicht um den Aufbau der Äußerungen auf der primären Ebene, nicht um syntaktische oder morphologische Wohlgeformtheit, sondern vielmehr darum, welche kommunikativen Handlungen mit Äußerungen vollzogen werden, und auf welche Weise dies geschieht.

Hier geht es vor allem um das Verstehen von Aussagen- was passiert, wenn ein Zeichen auftaucht? Wie wird der Benutzer damit umgehen? Welche Interessen werden mit den Zeichen verfolgt? Mitentscheidend kann für das Verstehen eines Zeichens der Kontext sein, in dem es auftritt. Darum gibt es keine einheitliche Definition der linguistischen Pragmatik. Unter „Pragmatik“ faßt man eine Gesamtheit von linguistischen Forschungen zusammen, die sprachliche Äußerungen unter dem Aspekt betrachten, wie mit ihnen Handlungen vollzogen werden. Es lassen sich im Wesentlichen zwei brauchbare Definitionen auswendig machen:

1. Linguistische Pragmatik befaßt sich mit Handlungsaspekten Äußerungen (Performativität von Sprache). Das zentrale Paradigma der Pragmatik besteht in der Sprechakttheorie.

2. Die linguistische Pragmatik befaßt sich mit diejenigen Aspekten sprachlicher Bedeutung, die vom (sprachlichen und situativen) Kontext abhängig sind. Zentral sind die sprachlichen Phänomene der Anaphorizität und Indexukalität.

Allgemein untersucht die Pragmatik Sprache aus einer funktionalen Perspektive, d.h. sie versucht linguistische Strukturen zu erklären, indem sie außersprachliche Zwänge und Ursachen (Kontexte) heranzieht. Der Pragmatik geht es also nicht um die Erforschung idealisierter und universeller Prinzipien (z.B. generative Grammatik), sondern um den konkreten Sprachgebrauch.

Also ist Pragmatik ein Teil der Semiotik, der die Beziehung (Korrelation) zwischen den sprachlichen Zeichen und ihren Benutzern in einer Redesituation untersucht.

 

Pragmatik-Semantik

Man vermischt oft Pragmatik mit Semantik, weil beide die Bedeutung der Sätze, der Äußerungen untersuchen, aber mit einem wesentlichen Unterschied.

Semantik als Teilgebiet der Linguistik beschreibt die Bedeutung von sprachlichen Ausdrücken (Wörtern, Phrasen und Sätzen) unabhängig von ihrer jeweiligen Verwendung. Sie beschränkt sich also auf das Studium der wörtlichen, kontextunabhängigen Bedeutung. Die volle Bedeutung eines sprachlichen Ausdrucks entfaltet sich aber erst bei seiner Verwendung in einer konkreten Situation, was Analysegegenstand der Pragmatik ist. Die Pragmatik untersucht also die Bedeutungsaspekte, die nur aufgrund des Kontextes zustande kommen können.

Hierzu ein Beispiel: eine Äußerung wie Es regnet ist z.B. ¾ kontextunabhängig betrachtet – eine Aussage über die momentanen Witterungsverhältnisse; in einer konkreten Situation kann diese Äußerung weit mehr bedeuten. Sie kann beispielsweise als Aufforderung verstanden werden, einen Schirm mitzunehmen; sie kann die Ablehnung eines Vorschlags (spazieren gehen) sein, sie kann bei entsprechender Intonation auch eine Frage sein oder Bedauern wegen des Unwetters äußern usw. So sind die pragmatischen nicht-wörtlichen Bedeutungen variabel, abhängig von der Situation, Intention der Äußerung, von dem Kontext. Außerdem haben sie noch eine Besonderheit. Sie sind streichbar, das heißt diese nicht-wörtlichen Bedeutungen können zurückgenommen werden, ohne dass sich ein Widerspruch ergibt. Vgl. Es regnet, aber das heißt nicht ganz unbedingt, dass Du deinen Schirm mitnehmen musst. Wäre die Auforderung, einen Schirm mitzunehmen, Teil der wörtlichen Bedeutung, so ließe sich dieser Bedeutungsbestandteil nicht negieren. Demgegenüber zählt zur wörtlichen Bedeutung von Es regnet, dass es zum Zeitpunkt der Äußerung tatsächlich regnet. Dieser Bedeutungsaspekt kann nicht negiert werden, ohne dass der Satz kontradiktorisch würde: Es regnet, aber das heißt nicht, dass es regnet.

Außerdem kann man Semantik als die Feststellung des Wahrheitswerts von Äußerungen bestimmen. So ist der Satz Paul weint wahr in Bezug auf eine Situation, wo einer männlichen Person namens PAUL Tränen aus den Augen rinnen, und ist falsch in Bezug auf eine Situation, wo der gleichen Person Wasser die Wangen hinunterläuft (z.B. weil sie gerade duscht). So geht es in der Semantik um die Bedingungen, die für den Gebrauch sprachlicher Ausdrücke gelten, damit sie Sachverhalte der uns umgegebenen (oder einer fiktionalen) Welt richtig widerspiegeln.


Date: 2015-12-17; view: 882


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