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Spiegel-Affäre

  Am 26. Oktober 1962 durchsucht die Polizei auf Anordnung der Bundesanwaltschaft in einer nächtlichen Aktion die Redaktionsräume des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" in Hamburg und Bonn. Mehrere leitende Redakteure werden wegen Verdacht auf Landesverrat festgenommen. Der Herausgeber Rudolf Augstein stellt sich zwei Tage später selbst der Polizei. In Spanien wird der stellvertretende Chefredakteur und Militärexperte des Blattes, Conrad Ahlers, an seinem Urlaubsort verhaftet. Anlass der Polizeiaktion ist ein Artikel über das NATO-Manöver "Fallex 62". In ihm berichtet "Der Spiegel" über atomare Planungen der Bundeswehr.

 

Bald konzentriert sich das Interesse vor allem auf die Begleitumstände der Aktion. Der Bundestag besteht auf restloser Aufklärung. Entgegen einer früheren Behauptung, mit der Sache "nichts, im buchstäblichen Sinne nichts" zu tun zu haben, muss. Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß schließlich zugeben, persönlich für die Festnahme von Ahlers in Spanien gesorgt zu haben. Dieses Vorgehen "etwas außerhalb der Legalität" - so Bundesinnenminister Hermann Höcherl - führt zu einer schweren Regierungskrise.  
In der Öffentlichkeit ist die Entrüstung über den massiven Eingriff in die Pressefreiheit groß. Es kommt zu Massenkundgebungen, auf denen vehement der Rücktritt von Strauß gefordert wird. Als sich Bundeskanzler Konrad Adenauer jedoch vor seinen Verteidigungsminister stellt, treten die fünf FDP-Minister seines Kabinetts am 19. November 1962 zurück. Nun verzichtet Strauß auf sein Ministeramt, um Adenauer die Neubildung seines Kabinetts zu ermöglichen. Die Spiegel-Affäre führt erstmals zu einem großen demokratischen Engagement in der Bevölkerung.
       

Aufgaben:

1. Aufgabe: Setzen Sie sich mit dem Begriff „Affäre“ auseinander.

2. Aufgabe: Erzählen Sie mit eigenen Worten, was in die Geschichte der Bundesrepublik als „Spiegel – Affäre“ eingegangen ist.

3. Aufgabe: Wo liegen die Gründe, dass dieses Ereignis ein großes Aufsehen erregt hat.

4. Aufgabe: Holen Sie sich die Informationen über Franz Josef Strauß und sprechen Sie über seine Rolle in dieser Affäre?

5. Aufgabe: Welche positiven Folgen hatte dieses Vorgehen?

6. Aufgabe: Was wissen Sie über die Presse der 60er Jahre in der Sowjetunion? Worüber wurde berichtet?

Unruhige Jahre

1968 – was für ein Jahr! Da stürzte eine befreite, entfesselte Jugend die morsche Moral der deutschen Nachkriegsgesellschaft vom Sockel, tobte darüber hinweg und trat lachend in den Staub, was doch seit Jahrhunderten als höchste Tugend gegolten hatte: keusche Enthaltsamkeit, sittsames Sich - Bescheiden, fromm ergebener Gehorsam und untertäniger Respekt vor Gesetz und Obrigkeiten ... und frech und fröhlich ging diese Jugend daran, ihre neue Welt aufzubauen, ihr eigenes Leben zu leben, ihre eigene Moral zu finden.



Die 68er-Revolte erfasste alle Bereiche des Denkens und Lebens – die Philosophie mit der Kritischen Theorie und dem Neomarxismus – die Mode mit Jeans, Langhaarfrisur und Minirock – das Lebensgefühl des Aussteigens, Tabubrechens, Drogenkonsums, der Wohngemeinschaften und antiautoritären Erziehung. Sie erfasste die Politik, die als außerparlamentarische Opposition auf die Straßen ging; vor allem aber die Popkultur und Popmusik ..."*

"68 ist ein Mythos"* geworden: Das war der Anbruch einer ganz neuen Zeit, mit einem neuen Menschenbild – es ging um den freien, selbst bestimmten Menschen, der sich nicht mehr von oben verwalten lässt, sondern sich eine neue, freiheitlich demokratische Welt schafft, darin er seine Persönlichkeit allseitig entfalten kann.

"Revolution", sagte damals Rudi Dutschke, einer der führenden Köpfe der 68-er Bewegung, "ist nicht eine Sache von Tagen, wo geschossen wird und Auseinandersetzungen stattfinden. Revolution ist ein langer, lang andauernder Marsch und Prozess um die Schaffung von neuen Menschen, die fähig sind, nicht eine alte Clique durch eine neue zu ersetzen nach der Revolution, sondern massenhafte Demokratisierung von unten" zu entwickeln und "bürokratischer Herrschaft von oben" entgegenzusetzen: "In diesem Kampf habt ihr eure Bedürfnisse zu entfalten, und an diesem Kampf ist jeder beteiligt, wo er sich auch immer in dieser Welt befinden mag" – und dieser lange, lang andauernde Prozess ist noch längst nicht zu Ende.

Die Nachkriegsgesellschaft war prüde und stockkonservativ. Man hatte Krieg und Hitler-Herrschaft überlebt, schwieg über die eigenen Verstrickungen in das Nazi-Regime und fürchtete doch ständig, sie könnten ans Licht kommen. Bloß nicht auffallen, war allgemeine Lebensregel. Alles musste, zumindest nach außen, strikt in der Norm bleiben – in der Norm, die man unseren Eltern in ihrer Jugend eingebläut hatte: im Moral- und Gesellschaftsverständnis der Kaiserzeit und des neunzehnten Jahrhunderts.

"In der deutschen Nachkriegsgeschichte spielt 1968 jetzt die Rolle eines Ursprungsmythos"*: "Es war im Grunde ein zweites Gründungsdatum der Republik"*, an dem die 1949 verordnete 'Staatsform Demokratie' endlich auch ihr 'demokratisches Staatsvolk' erhielt: Der Begriff 'Demokratie', bisher nur als Wahlform verstanden, wurde nun Lebensform und bekam den ganz neuen Sinn einer ständigen Mitwirkung, Information und Kontrolle über das politische Geschehen. "Ein ganz großes Verdienst der Achtundsechziger-Bewegung liegt darin, dass sie wesentlich dazu beigetragen hat, aus diesem doch sehr autoritären Deutschland eine relativ normale westliche Demokratie zu machen."

Was auf den Transparenten stand …….

HOCH DIE INTERNATIONALE SOLIDARITÄT WER HAT UNS VERRATEN? – SOZIALDEMOKRATEN EIN ADOLF WAR SCHON ZUVIEL REVOLUTION IST MACHBAR, HERR NACHBAR UNTER DEN Talaren Muff von 1000 JAHREN DIE SCHULE DER NATION IST DIE SCHULE BRECHT DEM STAAT DIE GRÄTEN ALLE MACHT DEN RÄTEN TRAU KEINEM ÜBER 30 HE, KOMMT RUNTER VOM BALKON UNTERSTÜTZT DEN VIETCONG HAUDER SPRINGER-PRESSE AUF DIE FRESSE! WER ZWEIMAL MIT DERSELBEN PENNT GEHÖRT SCHON ZUM ESTABLISHMENT

 

Sexuelle Revolution

 

"Life was free and so was sex"
(Sara Davidson, Berkeley, Mitte der 60'er).

 

Vor dem Hintergrund der Studentenbewegung rebelliert die junge Generation auch gegen die überkommenen Moralvorstellungen der Erwachsenenwelt. Sie fordert eine zeitgemäße Sexualaufklärung in den Schulen und freie Entwicklung von Sexualität. Zugleich zeichnen sich allgemeine Liberalisierungstendenzen in der Sexualmoral ab. Zahlreiche Wissenschaftler befassen sich mit Fragen der Sexualität, Forderungen nach einer Revision des Sexualstrafrechtes werden laut. Mit populären Aufklärungsbüchern und -filmen vermittelt Oswalt Kolle einem breiten Publikum Erkenntnisse der Sexualwissenschaft.

Die Studentenbewegung lehnt Moral insgesamt, auch die Sexualmoral, als Herrschafts- und Unterdrückungsinstrument des bestehenden autoritären Systems ab. Die Befreiung der Sexualität ist Teil ihrer emanzipatorischen Forderungen. Aber auch in der Gesellschaft werden Forderungen nach einer neuen Sexualpädagogik laut. Wichtige gesellschaftliche Kräfte wie die evangelische Kirche erkennen die veränderten Beziehungen junger Leute an. Kritik an der bisherigen Sexualerziehung übt auch die Bundesregierung. Der 1969 von Bundesgesundheitsministerin Käte Strobel vorgelegte Sexualkunde-Atlas wird jedoch von katholischer und konservativer Seite heftig angegriffen.

Im Zuge des allgemeinen Liberalisierungsprozesses wird im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums 1967 der Aufklärungsfilm "Helga" gedreht, der beim Publikum großen Anklang findet. Auch Oswalt Kolle, von Kritikern schnell als "Fernaufklärer der Nation" bespöttelt, will mit populären Filmen und Illustriertenbeiträgen wie "Dein Mann - das unbekannte Wesen" zur Sexualaufklärung der Bevölkerung beitragen. Seine erfolgreichen Filme sind Vorläufer einer ganzen Reihe von Sexfilmen, die - als Aufklärungs- oder Heimatfilme "verpackt" - viele vom Ruin bedrohte Kinos als Publikumsmagneten nutzen.

 

 

Weg mit den alten Vorbildern

 

Die studentische Auflehnung gegen die bestehende Wertewelt erstreckt sich auch auf den Bereich der privaten Lebensgestaltung. Traditionelle Familienbindungen werden zunehmend in Frage gestellt und alternative Formen des Zusammenlebens erprobt. Überkommene Erziehungsgrundsätze stehen in der Kritik, weil sie die freie Entfaltung des Individuums verhindern. Der Bruch mit traditionellen Werten und Autoritäten lässt ein neues Lebensgefühl entstehen, das die so genannte 68er Generation kennzeichnet. Ihre Ideen und Alternativen beeinflussen nicht nur den Reformprozess der 70er Jahre, sondern bewirken zugleich einen tief greifenden Wertewandel in der Bundesrepublik.

 

Als neue Form des Zusammenlebens entsteht die Wohngemeinschaft. 1967 wird in West-Berlin die so genannte Kommune 1 gegründet, deren Mitglieder "kollektives Leben mit politischer Arbeit" verbinden und bürgerliche Abhängigkeitsverhältnisse in der Familie aufbrechen wollen. Zu den bekanntesten "Kommunarden" zählen Rainer Langhans (geb. 1940) und Fritz Teufel (geb. 1943), die mit provokanten öffentlichen Auftritten schockieren. Gegen bestehende familiäre Normen wendet sich auch das Konzept der antiautoritären Erziehung, das in Deutschland u.a. durch die Schriften des britischen Pädagogen A. S. Neill (1883-1973) populär wird. Seit 1968 entstehen vor allem in Berlin so genannte Kinderläden, die diese Idee aufnehmen und sich so bewusst von Kindergärten abgrenzen.  
Die politische Protestbewegung beeinflusst den gesamten Lebensstil der jungen Generation. Rocksänger und - gruppen wie Joan Baez (geb. 1941), Bob Dylan (geb. 1941) oder The Doors werden mit ihren Protestliedern zu Idolen. Mit Hippie-Look und Minirock rebellieren die Jugendlichen gegen gesellschaftliche Normen und "Spießertum". Ihre Forderung nach freier Entfaltung von Sexualität erschüttert die Moralvorstellungen der Erwachsenen. Die Suche nach einem "alternativen Leben" verführt viele Jugendliche zu Experimenten mit Drogen, um mit ihrer Hilfe in eine Scheinwelt voll Phantasie und Liebe zu entfliehen.

 

   
   
Hippie, Hippies, Hippie-Bewegung

 

Die Hippie – Lebensform kam in den Sechzigerjahren in San Francisco auf, doch als aus der Nischen – Gegenkultur eine breite Strömung wurde, trugen die ursprünglichen Hippies ihre Bewegung 1967 demonstrativ zu Grabe.

 

Die „Flower – Power“ (ein 1965 von Allen Ginsberg geprägter Begriff) richtete sich gegen autoritäre und hierarchische Strukturen.. Die Hippies propagierten Toleranz und sexuelle Freizügigkeit. Statt Konsum und Wohlstand wie in der Ellbogengesellschfat galten in den Hippie – Kommunen Freundschaft, Solidarität und Gewaltfreiheit als Werte: „Make Love, Not War!“ Viele Hippies nahmen halluzinogene Drogen wie LSD zur „Bewusstseinerweiterung“ und sehnten sich nach einem neuen Lebensgefühl.

Mit ihrem ruhigen, friedlichen Hedonismus fügten die Hippies niemandem Schaden zu; sie hatten auch kein Sendungsbewusstsein, sie wollten all die Leute, mit denen sie gebrochen hatten, um ihr alternatives Leben zu führen, weder überzeugen noch für sich gewinnen; sie wollten von ihnen in Ruhe gelassen werden, hingegeben an ihren anspruchslosen Egoismus und ihren psychedelischen Traum.


Viele Hippies, womöglich die Mehrheit, entstammten der Mittel- oder Oberklasse, ihre Rebellion war gegen die Familie, gegen das geordnete Leben der Eltern gerichtet, gegen das, was sie als Heuchelei ihrer puritanischen Sitten, als gesellschaftliche Fassade betrachteten, hinter der sich Egoismus, Inselmentalität und Fantasielosigkeit verbargen. Es war etwas Sympathisches an ihrem Pazifismus, ihrer Naturliebe, ihrem Vegetarismus, ihrer emsigen Suche nach einem spirituellen Leben, das ihrer Ablehnung der materialistischen Welt mit ihren gesellschaftlichen und sexuellen Vorurteilen Transzendenz verleihen sollte. Doch all das war anarchisch, spontan, ohne Zentrum oder Führung, selbst ohne Ideen.

Hippies trugen mit Vorliebe Sandalen ("Jesuslatschen") und farbenfrohe, wallende Batik-Gewänder. Sie bildeten Kommunen und zogen sich nach Ibiza, in die Ägäis oder nach Indien zurück. Von den Vertretern der Leistungsgesellschaft wurden sie als Aussteiger verachtet

In der Musikszene wird das legendäre Woodstock-Festival vom 15. bis 17. August 1969 mit der Hippie-Bewegung assoziiert. Von Scott McKenzie stammt der Song "Be Sure to Wear Some Flowers in Your Hair", von den Beatles nicht nur der Song "All You Need Is Love", sondern auch das Album "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band". Die Hippie-Bewegung stand im Mittelpunkt des Musicals "Hair". Kinofilme wie "Easy Rider", "Alice's Restaurant", "The Big Lebowski" und "Zusammen!" drücken etwas vom Lebensgefühl der Hippies aus.

In der zweiten Hälfte der Siebzigerjahre wurde die Hippie-Bewegung vom Punk abgelöst.

Aufgaben zum Text


Date: 2015-12-11; view: 687


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Aufgaben: Sammeln Sie selbstständig Informationen zum Thema und sprechen Sie darüber im Unterricht. | Aufgabe: Erklären Sie die folgenden Komposita: die Ellbogengesellschaft; die Leistungsgesellschaft
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