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Territorialdialekte

Zwei Tendenzen in der Entwicklung der Territorialdialekte. Während die Entwicklung der Kolonialdialekte durch die Tendenz zur Integration gekennzeichnet ist (s. S. 155). sind in der Entwicklung der altererbten deutschen Dialekte zwei entgegengesetzte Tendenzen zu verfolgen: 1. die Tendenz zur Integration der Dialekte und 2. die Tendenz zur weiteren Differenzierung der Dialekte, zur Vertiefung der Unterschiede zwischen ihnen.

Beide Tendenzen sind aufs engste mit den Besonderheiten der gesellschaftlichen Entwicklung des hoch- und spätmittelalterlichen Deutschland verbunden. Obwohl in Deutschland in der behandelten Zeit eine verhältnismäßig rasche Entwicklung der Produktivkräfte vor sich ging, zahlreiche Städte entstanden. Handel und Gewerbe aufblühten, blieb Deutschland wirtschaftlich und politisch zersplittert und uneinig. Die meisten Städte, wo sich Handel und Gewerbe konzentrierten, befanden sich in den Randgebieten des Landes: am Rhein und an der Donau (Köln, Mainz. Trier. Worms, Straßburg, Basel, Regensburg. Augsburg), im Norden (Braunschweig, Bremen, Hamburg) und im Osten (Magdeburg. Halle, Erfurt). Sie waren in erster Linie an den Außenmärkten interessiert, hatten Handelsbeziehungen mit verschiedenen Ländern und waren miteinander sehr wenig verbunden.

Das Wirtschaftsleben Deutschlands hatte deswegen einen ausgesprochen regionalen Charakter, es war in einigen wirtschaftlich voneinander unabhängigen Gebieten konzentriert. Neben den wirtschaftlich fortgeschrittenen gab es eine Reihe rückständiger Gebiete, deren Anteil am wirtschaftlichen Leben des Landes unbedeutend war Deshalb überwiegen auch im politischen Leben, besonders seit der Mitte des 13. Jh zentrifugale Kräfte.

Nach dem Niedergang der Stauferdynastie war die Macht der deutschen Kaiser stark gesunken. Die kaiserlichen Dynastien losten einander ah. Den deutschen Kaisern, die die Fürsten aus ihrer Mitte wählten, gehörte noch immer der prunkhafte Titel der Römischen Kaiser, doch waren sie nicht imstande, dem wachsenden nationalen Eigenbewusstsein der einzelnen Staaten und Völker entgegenzutreten.

Auch innerhalb des eigentlichen Deutschland wurde die Macht deutscher Kaiser geschwächt durch den ständigen Hader zwischen den Feudalherren sowie zwischen den Städten und den Feudalherren, durch ständige Auseinandersetzungen zwischen dem Kaiser und den oppositionell gestimmten Landesfürsten sowie dem Papst, der sich oft mit ihnen gegen den Kaiser verbündete.

Die alten Herzogtümer waren im 13. Jh. in mehrere kleine feudale Territorien zersplittert Es bestanden unzählige Herzogtümer, Grafschaften. Markgrafschaften, Pfalzgrafschaften. Erzbistümer. Bistümer und Reichsstädte.

Die politische Zersplitterung des Landes, die politische, wirtschaftliche und kulturelle Sonderentwicklung der Territorien wirkte nicht nur bei dem Ausgleich der Territorialdialekte hemmend, sondern führte zur weiteren Zersplitterung der Dialekte. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Dialekten vertieften sich gegenüber dem althochdeutschen Zeitalter.



Die Integration der Dialekte und der sprachliche Ausgleich in den Städten. Gleichzeitig mit der Vertiefung der mundartlichen Zersplitterung der altdeutschen Dialekte, die hauptsächlich für die ländlichen Verhältnisse kennzeichnend ist, vollzieht sich in den aufblühenden deutschen Städten des Westens dieselbe Integration der Dialekte, die wir oben für die östlichen Kolonialgebiete verzeichneten. Der Ausgleich der Dialekte und ihre Integration in den Städten war durch ihre gemischte Bevölkerung sowie durch den Verkehr zwischen den Städten bedingt. Die Integration der Dialekte in den Städten vollzog sich im Osten wie im Westen. Sie war eines der wesentlichen Kennzeichen der Wandlungen in den Existenzformen der deutschen Sprache im mittelhochdeutschen Zeitalter.

 


Date: 2015-12-11; view: 1066


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