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I. Aufgaben zum Text

1.Wie wirkt diese Geschichte, vor allem ihr Ende , auf Sie?

2.Wie ruft das Mädchen das Entsetzen in Mr. Nuttel hervor? Wie können Sie sich ihr Verhalten erklären?

3.Worin unterscheiden sich die Geschichten von Hebel und Saki von den voranstehenden Gespenstergeschichten?

II. Übersetzen Sie ins Russische

1.Er hat ihr die Reise ins Ausland gestellt.

2. Vor drei Jahren verließen diese Männer das Haus, umwie üblich auf die Jagt zu gehen. 3. Jeder von uns kann mit wenigen Dingen vorliebnehmen. 4. Diese Nachricht wurde vor kurzem in unseren Medien verkündet. 5. Es war zu sehen, wie der Schauder ihren ganzen Körper überlief. 6. Es war ihm hier zu langweilig, er konnte kaum ein Gähnen unterdrücken. 7. Das Tier wurde von einem Rudel der verwilderter Hunde in den Wald gejagt. 8. Die Hunde standen knurrend über der Beute und ihr Geifer tropfte auf sie herunter.

 

 

Merken Sie sich folgende Wörter zur Geshichte „Kinderspiele“

bedenken

erachten für A.

bedürfen etw.G.

der Vtntor/ der Ratgeber

die Naturaliensammlungen/ naturkundliche Sammlung

nachahmen

das Geschiebe/ Wasser abgeschliffenes Gestein

verfertigen

die Balle

zupfen

der Schein

das Garn

scheitern

die Menagerie/ Tierschau

umwandeln

die Umständlichkeit

innehalten

verscharren

 

Gottfried Keller

Kinderspiele

Meine Mutter kaufte mir nur äuBerst wenig Spielzeug, immer und einzig darauf bedacht, jeden Heller für meine Zukunft zu sparen, und erachtete in ihrem Sinne jede Ausgabe für überflüssig, welche nicht unmittelbar für das Notwendigste ge­opfert wurde. Sie suchte mich dafür durch fortwährende, mündliche Unterhaltungen zu beschäftigen und erzählte mir tausend Dinge aus ihrem vergangenen Leben sowohl wie aus dem Leben anderer Leute, indem sie in unserer Einsamkeit selbst eine süBe Gewohnheit darin fand. Aber diese Unterhaltung sowie das Treiben im wunderlichen Nachbarhause konnte doch zuletzt meine Stunden nicht ausfüllen, und ich bedurfte eines sinnlichen Stoffes, welcher meiner schaffenden Gewalt anheimgegeben war. So war ich bald darauf angewiesen, mir mein Spielzeug selbst zu schaffen. Das Papier, das Holz, die gewöhnlichen Aushelfer in diesem Falle, waren schnell abgebraucht, besonders da ich keinen männlichen Mentor hatte, welcher mich mit Handgriffen und Künsten bekannt machte. Was ich so bei den Menschen nicht fand, das gab mir die stumme Natur. Ich sah aus der Ferne bei vornehmern Knaben, dass sie artige kleine Naturaliensammlungen besaBen, be­sonders Steine und Schmetterlinge, und von ihren Lehrern und Vätern angeleitet wurden, dergleichen selbst auf ihren Ausflügen zu suchen. Ich ahmte dieses nun auf eigene Faust nach und begann gewagte Reisen längs der Bach- und Flussbette zu unternehmen, wo ein buntes Geschiebe an der Sonne lag. Bald hatte ich eine gewichtige Sammlung glänzender und farbiger Mineralien beisammen, Glimmer, Quarze, bunte Kiesel und solche Steine, welche mir durch ihre abweichende Form auffielen, wie Schieferstücke, gegenüber einem seltsam verwaschenen Kiesel usw. Glänzende Schlacken, aus Hüttenwerken in den Strom geworfen, hielt ich ebenfalls für wertvolle Stücke, Glasperlen für Edelsteine, und der Trödelkram der Frau Margret lieferte mir einigen Abfall an polierten Marmorscherben und halb durchsichtigen Alabasterschnörkeln, welche überdies noch eine antiquarische Glorie durchdrang. Für diese Dinge verfertigte ich Fächer und Behälter und legte ihnen wunderlich beschriebene Zettel bei. Wenn die Sonne in unser Höfchen schien, so schleppte ich den ganzen Schatz herunter, wusch Stück für Stück in dem kleinen Brünnlein und breitete sie nachher an der Sonne aus, um sie zu trocknen, mich an ihrem Glänze erfreuend. Dann ordnete ich sie wieder in die Schachteln und hüllte glänzendsten Dinge sorglich in Baumwolle, welche ich aus den grossen Ballen am Hafenplatze gezupft hatte. So trieb ich es lange Zeit; allein es war nur der äuBere Schein, der mich erbaute, und als ich sah, dass jene Knaben für jeden Stein einen bestimmten Namen besaBen und zugleich viel Merkwürdiges, was mir unzugänglich war, wie Kristalle und Erze, auch ein Verständnis dafür ge­wannen, welches mir durchaus fremd war, so starb mir das ganze Spiel ab und be­trübte mich. Dazumal konnte ich nichts Totes und Weggeworfenes um mich lie­gen sehen; was ich nicht brauchen konnte, verbrannte ich hastig oder entfernte es weit von mir; so trug ich eines Tages die sämtliche Last meiner Steine mit vieler Mühe an den Strom hinaus, versenkte sie in die Wellen und ging ganz traurig und niedergeschlagen nach Hause.



Nun versuchte ich es mit den Schmetterlingen und Käfern. Meine Mutter ver­fertigte mir ein Garn und ging oft selbst mit mir auf die Wiesen hinaus; denn die Einfachheit und Billigkeit dieser Spiele leuchteten ihr ein. Ich fing zusammen, wessen ich habhaft werden konnte, und setzte eine Unzahl Raupen in Gefangen­schaft. Allein ich kannte die Speise dieser letzteren nicht und wusste sie sonst nicht zu behandeln, so dass kein Schmetterling aus meiner Zucht hervorging. Die leben­digen Schmetterlinge aber, welche ich fing, wie die glänzenden Käfer, machten mir saure Mühe mit dem Töten und dem unversehrten Erhalten; denn die zarten Tiere behaupteten eine zähe Lebenskraft in meinen mörderischen Händen, und bis sie endlich leblos waren, fand sich Duft und Farbe zerstört und verloren, und es ragte auf meinen Nadeln eine zerfetzte Gesellschaft erbarmungswürdiger Märty­rer. Schon das Töten an sich selbst ermüdete mich und regte mich zu sehr auf, indem ich die zierlichen Geschöpfe nicht leiden sehen konnte. Dieses war keine un­kindliche Empfindsamkeit; mir widerwärtige oder gleichgültige Tiere konnte ich so gut miBhandeln wie alle Kinder; es war vielmehr ein aristokratisches Mitge­fühl für diese edleren Kreaturen, denen ich wohlgewogen war. Jeder der unseligen Reste machte mich umso melancholischer, als er das Denkmal eines im Freien zu gebrachten Tages und eines Abenteuers war. Die Zeit von seiner Gefangenneh­mung bis zu seinem qualvollen Tode war ein Schicksal, welches mich interes­sierte, und die stummen Überbleibsel redeten eine vorwurfsvolle Sprache zu mir.

Auch diese Unternehmung scheiterte endlich, als ich zum ersten Male eine grosse Menagerie sah. Sogleich fasste ich den Entschluss, eine solche anzulegen, und baute eine Menge Käfige und Zellen. Mit vielem FleiBe wandelte ich dazu kleine Kästchen um, verfertigte deren aus Pappe und Holz und spannte Gitter von Draht oder Faden davor, je nach der Stärke des Tieres, welches dafür bestimmt war. Der erste Insasse war eine Maus, welche mit eben der Umständlichkeit, mit welcher ein Bär installiert wird, aus der Mausefalle in ihren Kerker hinübergeleitet wurde. Dann folgte ein junges Kaninchen; einige Sperlinge, eine Blindschleiche, eine grössere Schlange, mehrere Eidechsen verschiedener Farbe und Grösse, ein mächtiger Hirschkäfer mit vielen andern Käfern schmachteten bald in den Behäl­tern, welche ordentlich aufeinander getürmt waren. Mehrere großsse Spinnen ver­sahen in Wahrheit die Stelle der wilden Tiger für mich, da ich sie entsetzlich fürchtete und nur mit großem Umschweife gefangen hatte. Mit schauerlichem Be­hagen betrachtete ich die Wehrlosen, bis eines Tages eine Kreuzspinne aus ihrem Käfig brach und mir rasend über Hand und Kleid lief. Der Schrecken vermehrte jedoch mein Interesse an der kleinen Menagerie, und ich fütterte sie sehr regelmässig, führte auch andere Kinder herbei und erklärte ihnen die Bestien mit grossem Pathos. Ein junger Weih, welchen ich erwarb, war der grosse Königsadler, die Ei­dechsen Krokodile, und die Schlangen wurden sorgsam aus ihren Tüchern hervor­gehoben und einer Puppe um die Glieder gelegt. Dann saB ich wieder stundenlang allein vor den trauernden Tieren und betrachtete ihre Bewegungen. Die Maus hatte sich längst durchgebissen und war verschwunden, die Blindschleiche war längst zerbrochen, sowie die Schwänze sämtlicher Krokodile, das Kaninchen war mager wie ein Gerippe und hatte doch keinen Platz mehr in seinem Käfig, alle üb­rigen Tiere starben ab und machten mich melancholisch, so dass ich beschloss, sie sämtlich zu töten und zu begraben. Ich nahm ein dünnes langes Eisen, machte es glühend und drang mit zitternder Hand damit durch die Gitter und begann ein greuliches Blutbad anzurichten. Aber die Geschöpfe waren mir alle lieb geworden, auch erschreckte mich das Zucken des zerstörten Organismus, und ich musste inne­halten. Ich eilte in den Hof hinunter, machte eine Grube unter den Vogelbeerbäumchen, worin ich die ganze Sammlung, tote, halbtote und lebende, in ihren Kasten kopfüber warf und eilig verscharrte. Meine Mutter sagte, als sie es sah, ich hätte die Tiere nur wieder ins Freie tragen sollen, wo ich sie geholt hätte, viel­leicht wären sie dort wieder gesund geworden. Ich sah dies ein und bereute meine Tat; der Rasenplatz war aber lange eine schauerliche Stätte für mich, und ich wagte nie jener kindlichen Neugierde zu gehorchen, welche es immer antreibt, etwas Vergrabenes wieder auszugraben und anzusehen.

 

 


Date: 2015-12-11; view: 882


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