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Thema 3.4. Deutschland nach der Wiedervereinigung

Die „innere Einheit“

Laut Artikel 23 des Grundgesetzes ist die DDR am 3. Oktober 1990 der Bundesrepublik beigetreten. In den neuen Bundesländern traten mit einem Schlag an die 40 000 neue Gesetze und Vorschriften in Kraft, allesamt nach westlichem Muster.

Große Hoffnungen wurden sowohl im Westen als auch im Osten mit der deutschen Einheit verbunden. Bundeskanzler Kohl sprach 1990 von blühenden Landschaften, die in fünf, maximal in zehn Jahren in den neuen Bundesländern entstehen sollten. Aber die Hochstimmung jener Tage der Einheit folgte die Ernüchterung. Die Einheit erwies sich für viele Menschen im Osten als eine schmerzhafte Erfahrung. Einen Vereinigungsprozess, der gerecht verlief, hat es in der Geschichte allerdings noch nie gegeben. Der Zusammenschluss verschieden starker Partner ist immer die Stunde der Lobbysten. Wenn etwas Warmes und etwas Kaltes zusammenfließen, dann wird das Reiche reicher und das Arme ärmer. So ist der Mensch. Dabei wird der Reichtum immer unverschämter, die Armut immer verschämter.

In den ersten fünf Jahren nach der Wiedervereinigung deutete alles darauf hin, dass sich die Prognosen Kohls bewahrheiten* würden. Auf den ersten Blick könnte man tatsächlich annehmen, der Aufschwung Ost sei in vollem Gange. Viele ostdeutsche Städte erstrahlen in neuem Glanz.

Die Deutschen leben in einem gemeinsamen Staat mit gemeinsamen Rechten und Pflichten sowie - abgesehen von der im Osten teilweise immer noch weit höheren Arbeitslosigkeit - annähernd gleichen Einkommensverhältnisseen. Doch im Selbstverständnis, der sozialen Struktur und der Mentalität großer Teile der Bevölkerung sind die Unterschiede nach wie vor beträchtlich.

Zwei große Probleme beschäftigten die Deutschen nach der Wende: das Problem der "inneren Einheit" und das der Stellung in der Staatengemeinschaft mit der Gegensätzlichkeit von Wirtschaftsmacht und politischem Einfluss.

Vierzig Jahre Trennung ließen sich nicht von heute auf morgen bewältigen, bei allen Gemeinsamkeiten, auf die mit Recht verwiesen wird. Die Grenze war über Jahrzehnte allzu undurchlässig und man hatte sich nicht wie gute Nachbarn austauschen können. Aber Willy Brandts (von 1969 bis 1974 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland) Ausspruch, dass jetzt „zusammenwächst, was zusammengehört“, entsprach dennoch der Realität. Nur etwas Geduld war und ist noch nötig.

In den ersten Jahren der Wiedervereinigung war Identitätskrise das Schlagwort. Diskussionen zu den Themen Nation und Nationalbewusstsein waren an der Tagesordnung. Erst mit dem Regierungswechsel 1998, als die SPD und Grüne das Ruder übernahmen, trat eine Trendwende ein. Man fasste wieder Mut und besann sich auf etwas mehr Selbstbewusstsein. In der Mitte Europas will Deutschland seine Rolle innerhalb der Europäischen Union übernehmen und für Ausgleich und Toleranz eintreten.


 


Date: 2015-12-11; view: 982


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Thema 3.3. Wiedervereinigung Deutschlands | Deutschland und Europa
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