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Restauration und Revolution

Wiener Kongress 1815

Unter Führung Englands und Österreichs wurde auf dem Wiener Kongress 1815 eine europäische Friedensordnung verabschiedet, die im Großen und Ganzen die Verhältnisse vor Napoleon wiederherstellte. Die linksrheinischen Gebiete blieben indessen bei Frankreich. Bedeutsam für die Zukunft war, dass sich die Orientierung Preußens und Österreichs verschob. Preußen wuchs westlich nach Deutschland hinein, Österreich richtete sich nach Südosten aus.

Wiener Kongress – 1814-1815 Versammlung europäischer Herrscher und Staatsmänner unter Leitung Metternichs in Wien zur Neuordnung Europas nach dem Sturz Napoleons.

 

Karte Europas nach dem Wiener Kongress

Auf Beschluss des Kongresses schlossen sich die 38 deutschen Einzelstaaten zum Deutschen Bund zusammen. Das bedeutete, dass seine Mitglieder souverän blieben, ihr Ziel war, die zwischenstaatlichen Beziehungen zu verbessern und eine gemeinsame Sicherheitspolitik zu betreiben*. Zentrales Organ wurde der Bundestag in Frankfurt. Österreich führte hier den Vorsitz und betrieb im Sinne des Staatskanzlers Metternich eine entschieden reaktionäre Innenpolitik.

Die im Befreiungskampf gegen Napoleon entstandenen Hoffnungen auf Einheit und Freiheit Deutschlands waren in der Restauration enttäuscht.

Ein Teil der Studenten kämpfte für die nationalen Bestrebungen weiter und gründete patriotische Burschenschaften. Metternich nutzte diese studentische Strömung aus, um jeglichen liberalen Tendenzen ein Ende zu bereiten. Die Burschenschaften wurden 1819 verboten, die Universitäten überwacht, die Zensur verschärft.

Burschenschaft, f – die Gesamtheit der Studenten („Burschen“) an einem Hochschulort.

 

Die unterdrückten politischen Bewegungen erwachten wieder in Deutschland, als 1830 in Frankreich, Belgien und Polen bürgerliche Revolutionen ausbrachen. Die Presse bekam gerade in der Zeit der Reaktion besondere Bedeutung. Die Pressefreiheit wurde zum Inbegriff* politischer Freiheit.

Erst 1848 erfasste die Revolution die deutschen Staaten. Am meisten kämpfte die bürgerliche Mittelschicht um ihre Forderungen: Pressefreiheit, Schwurgericht, Koalitionsfreiheit, gesamtdeutsches Parlament.

Der KönigPreußensFriedrich Wilhelm IV. versuchte, sich selbst an die Spitze der nationalen Bewegung zu setzen. Jedoch musste er bald die Kaiserkrone ablehnen.

Friedrich Wilhelm IV.– 1795-1861, Sohn von Friedrich Wilhelm III., 1840 der deutsche König.

 

Die nationale Revolution war gescheitert, das Bürgertum wandte sich von den politischen zu den wirtschaftlichen Zielen.

Zwischen Preußen und Österreich verschärfte sich der Konflikt um die Führungsrolle in Deutschland. Im Bundestag führte Österreich noch den Vorsitz, aber Mitte des XIX. Jahrhunderts bekam Preußen dank Industrialisierung und der erfolgreichen Freihandelspolitik die Machtposition und gewann damit wirtschaftlich und politisch an Gewicht. Es initiierte 1834 die Gründung des Deutschen Zollvereins, die als eine Etappe auf dem Weg zum Nationalstaat gesehen wurde.



Freihandel – internationaler Handel (Außenhandel), der nicht durch Handelshemmnisse wie Zölle oder Import-Kontingente eingeschränkt ist.

 

Fragen und Aufgaben
1. Wie hat die Französische Revolution 1789 die Lage in Europa und in Deutschland beeinflusst? 2. Welche Politik hat Napoleon Bonaparte gegenüber Deutschland betrieben? Welche Ziele wurden damit verfolgt? 3. Wie hat der Wiener Kongress die Karte Europas geändert? 4. Zu welchem Zweck wurde der Deutsche Bund gebildet? Wie war die Bevölkerung des Staates zu dieser Zeit gestimmt? 5. Charakterisieren Sie die politische Situation in Europa und in Deutschland Mitte des XIX. Jahrhunderts.

Kultur

In der Zeit der politischen Ohnmacht und Rückständigkeit Deutschlands erlebte die deutsche Kultur die höchste Blüte ihrer Geschichte. Das Jahrhundert der Religionskriege war zu Ende gegangen; neue Ideen verbreiteten sich von Frankreich und England aus über Europa, die Ideen der Aufklärung und des Klassizismus.

Der Literatur der Aufklärung wurden allgemein Werke zugeordnet, die zwischen 1720 bis 1800 entstanden waren und bewusst oder unbewusst die Ideen der Aufklärung vertraten. In Frankreich und England wurde für diese Epoche die Metapher des Lichts verwendet (englisch Age of Enlightenment).

Nicht mehr der Glaube an die kirchliche Dogmen, der zu vielen Streitigkeiten und Zwietracht geführt hatte, bestimmte den neuen Geist, sondern das Vertrauen auf die Macht der Vernunft. Klarheit und Ruhe prägte den neuen Stil. Das Streben nach der „edlen Einfalt und stillen Größe“ der antiken Kunst - dies ist das Wesen des Klassizismus.

Klassizismusist in der Kunstgeschichte ein Name für eine Stilepoche, in der die Nachahmung des klassischen Altertums (vorrangig die griechische Antike, der griechische Tempelbau) zum Programm erhoben wird.

 

Im Werk Gotthold Ephraim Lessings (1729-1781) sind diese Ideen durch eine tiefe Humanität veredelt. Der Kern aller Religionen, die echte Menschenliebe, sollte die Menschen verschiedener Völker und Konfessionen vereinen. Das ist die Botschaft seines Dramas „Nathan der Weise“.

Gotthold Ephraim Lessing

Wie Lessing war auch Johann Gottfried Herder (1744- 1803) ein leidenschaftlicher Verkünder der Humanität. Aus Kunst, Literatur und Musik versuchte er die Seele der Völker zu verstehen, die Einzelstimmen im großen Chor der Menschheit.

Der deutsche bedeutendste Denker Emmanuel Kant (1724-1804) hat in der "Kritik der praktischen Vernunft" diesen neuen Humanismus philosophisch begründet. Die menschliche Vernunft ist zwar nicht in der Lage, die Natur der Dinge zu erfassen, doch das Gesetz des richtigen Handelns, das für alle Menschen gültige „Sittengesetz“, ist erkennbar.

Emmanuel Kant

Um 1770 erhoben sich die Stimmen einer jungen Generation. Shakespeare und Rousseau waren ihre neuen Vorbilder. Freiheitsliebe und Geniekult sprechen aus ihren Dichtungen, eine leidenschaftliche Verteidigung des Rechtes des Herzens und eine leidenschaftliche Anklage gegen eine herzlose Tradition. Diese jugendliche Rebellion des Herzens und der Leidenschaft wird als „Sturm und Drang“ bezeichnet.

Die Ideen des revolutionären „Sturm und Drang“, des Humanismus und des Klassizismus verschmolzen in den Werken der Klassik, in denen die deutsche Literatur einen ihrer Höhepunkte erreichte.

Die bedeutenden Vertreter der deutschen klassischen Dichtung waren F.Schiller und J.W.Goethe.

Friedrich Schiller

Das Werk „Räuber“ machte Friedrich Schiller (1759-1805) mit einem Schlag bekannt. Sein Ruf nach Freiheit begeisterte das Publikum. Die ewige Spannung zwischen dem „Ideal“ und dem „Leben“, zwischen der Welt, wie sie sein sollte, und der Welt, wie sie ist, war die Quelle von Schillers Dichtung. Schillers Dramen wie „Don Carlos“ oder „Wilhelm Tell“ sind die Zeugnisse seines eigenen Kampfes um Freiheit und Menschenwürde.

Wenige Persönlichkeiten übten eine größere Wirkung auf das geistige Leben des XIX. Jahrhunderts aus als Schiller. Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für die romanischen, angelsächsischen und skandinavischen Länder.

Als der größte Dichter deutscher Sprache gilt Johann Wolfgang Goethe (1749-1832). Durch seine genialen Jugendgedichte aus der Zeit des „Sturm und Drang“, besonders aber durch

Johann Wolfgang Goethe

die „Leiden des jungen Werthers“ war er schon weit über die Grenzen Deutschlands hinaus berühmt geworden, als ihn 1775 der junge Herzog von Weimar aus Frankfurt an seinen Hof berief.

Goethes bedeutendste Dichtung ist die Tragödie „Faust“. Sie ist ein Drama eines nach Erkenntnis und Erfüllung strebenden Menschen. „Alle menschlichen Gebrechen sühnet reine Menschlichkeit“. In diesen Satz hat Goethe das Humanitätsideal der deutschen Klassik zusammengefasst.

 


Date: 2015-12-11; view: 921


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Thema 1.3. Französische Revolution und ihr Einfluss auf die europäische Politik | Thema 1.4. Der Weg zur nationalen Einigung. Otto von Bismarck
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