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Merkmale des Dramas.

Aufführung durch Schauspieler im Theater.

Es gibt Monologe und Dialoge.

Einheit des Ortes, der Zeit, der Handlung.

Kunstvolle Sprache

Aufbau in Akten

Die fünf Akte des klassischen Dramas gliedern sich wie folgt:

Einführung (Personen- Situationsvorstellung)

steigende Handlung (Komplikationen werden offensichtlich)

Höhepunkt / Wendepunkt (Handlung erreicht ihren Höhepunkt)

fallende Handlung / retardierendes Moment (Die Handlung verlangsamt sich um in einer Phase der höchsten Spannung auf die bevorstehende Katastrophe hinzuarbeiten)

Katastrophe / Dénouement

Komposition des Dramas.

Der Aufbau des Stückes folgt einem strengen System, welches mit den Begriffen „Symmetrie“ und „dialektisches Prinzip“ bezeichnet werden kann. Entsprechung und Gegensatz kennzeichnen Inhalt wie auch Gestalt des Werkes. Dies wird in der Abfolge der Szenen deutlich, die einen regelmäßigen Rhythmus im Wechsel der Welt des Kleinbürgertums mit der Welt des absolutistischen Hofes beinhalten. Auf diese Weise wird die „kleine Welt“ (Zimmer der Miller) der „ großen Welt“ (Saal des Präsidenten beziehungsweise Palais der Lady Millford) dialektisch gegenübergestellt und andererseits eine Symmetrie in der Abfolge der Szenen erzielt. Auch für den Handlungsaufbau des Werks gilt das Prinzip der Symmetrie. Als Beispiel lassen sich die drei Szenen zwischen Ferdinand und Luise am Anfang (1,4), in der Mitte (3,4) und am Ende (5,7) anführen; die erste hebt den geheimen Gegensatz der Liebenden hervor, die zweite lässt ihn in dem entscheidenden Wendepunkt akut werden, die dritte besiegelt ihn im Tod.

 
 

 

 


Charaktere.

In dem Stück stehen sich zwei gesellschaftlich abgegrenzte Gruppen gegenüber.

Das Bürgertum

Der Stadtmusikant Millerist ein ehrbarer, aufrechter Musiker, tief religiös und mit einem festen Platz in der zunftischen Ordnung der Stadt, einerseits selbstbewusst, unerschrocken und aufrecht, andererseits engen Grenzen verhaftet und nicht frei von Herrschaftshaltung. Miller ist fest im ständischen Denken verankert, somit weist er eine Ehe seiner Tochter mit dem adligen Ferdinand zurück. Jedoch lässt er Luise bei der Gattenwahl innerhalb der ständischen Ordnung freie Wahl, denn er hält die Gepflogenheit, wonach der Vater den Ehemann auswählt, für überholt. Gegenüber seiner Frau verhält er sich als befehlender Patriarch, während ihn mit seiner Tochter eine zärtliche Liebe verbindet. Sein bürgerliches Selbstvertrauen kommt deutlich im Streitgespräch mit dem Präsidenten zum Vorschein; trotz Angst stellt er sich gegen den Präsidenten, beharrt mutig auf seiner Hausgewalt. Er gibt deutlich zu verstehen, dass die verdorbene Welt des Adels in seinen Augen moralisch unter der bürgerlichen Welt steht.



Frau Miller hegt in Bezug auf Luises Beziehung zu Ferdinand kleinbürgerliche Aufstiegshoffnungen und begünstigt heimlich diese Liebesbeziehung. Des Weiteren fühlt sie sich durch das Verkehren eines feinen Herrn in ihrem Hause geschmeichelt. Aus diesem Grund weist sie Wurm im Gespräch als Schwiegersohn zurück, spielt ihm jedoch durch ihre Schwatzhaftigkeit und Einfalt Informationen über die Beziehung von Ferdinand und Luise zu, die dieser für seine Intrige zu nutzen weiß. Gegenüber ihrem Mann kann sich Frau Miller nur schwer behaupten. Auch gegenüber dem Präsidenten nimmt sie eine ängstliche und unterwürfige Haltung ein und verkörpert in dieser Hinsicht den Untertanen als Knecht.

Millers sechzehnjährige Tochter Luise wird als das „schönste Exemplar einer Blondine“ vorgestellt, „die neben der ersten Schönheit des Hofes noch Figur machen würde“. Sie ist fest in ihrer Familie verankert, vor allem zu ihrem Vater hat sie eine sehr enge Beziehung. Luise wuchs behütet und zur Ehrbarkeit erzogen auf; ihr Denken ist vom christlichen Glauben geprägt, das unmoralische Leben am Hofe stößt sie ab. Die Begegnung mit Ferdinand stürzt ihr Leben um. In Luise spielt sich ein Konflikt ab zwischen ihrer Liebe zu Ferdinand, der Erwartungshaltung ihres Vaters, den für sie gottgewollten gesellschaftlichen Schranken und ihrer religiösen Überzeugung.

Wurm ist der Sekretär und Vertraute des Präsidenten, ein charakterloser Intrigant, der für Reichtum und Ansehen zu allem bereit ist. Er ist die Quelle der Kabale, von der er sich zu allem anderen die Hand der von ihm begehrten Luise verspricht. Durch Skrupellosigkeit die gesellschaftliche Leiter emporgeklommen, tritt er nach unten und katzbuckelt nach oben hin.

Der Adel

Unsichtbar und doch überragend im Hintergrund steht der Fürst als absolutistischer Herrscher, dem das Wohl seiner Untertanen belanglos ist. Er tritt nicht persönlich auf, doch seine Heiratspläne, sein Hofleben und sein Regierungshandeln haben Einfluss auf das Leben aller Dramenfiguren.

Präsident von Walter,Ferdinands Vater, verschaffte sich sein Amt durch den Mord an seinem Vorgänger. Sein ganzes Verhalten ist darauf ausgerichtet, seine Stellung bei Hofe zu festigen und sich die Gunst des Herzogs zu sichern. Diesem Machtkalkül unterwirft er Menschen, Wertvorstellungen und Gefühle, Liebe betrachtet er als törichte Schwärmerei: eine Heirat soll allein dynastischen oder politischen Zielen dienen. Erst als Ferdinand ihm im Tode vergibt, wird er sich seiner Fehler bewusst. Er erkennt, dass Menschen sich nicht wie Schachfiguren bewegen lassen, sondern Empfindungen und Wertvorstellungen nachfolgen, die nicht alleine Nützlichkeitserwägungen oder Machtbestrebungen untergeordnet sind. In Reue stellt er sich der Justiz und beendet somit seine Karriere.

Ferdinandist ein typischer Vertreter des Sturm und Drang, leidenschaftlich, aufbrausend, realitätsfern und egozentrisch. Als Sohn des Präsidenten ist die bürgerliche Luise als Braut eigentlich tabu. Für ihn sind jedoch nicht der Stand, sondern die persönlichen Qualitäten eines Menschen wichtig. In der Tradition der Aufklärung verachtet er die intriganten Praktiken der höfischen Welt. So klagt er die Ungerechtigkeiten, die Inhumanität sowie die Amoralität der absolutistischen Ordnung an. Er versucht diese Ordnung zu sprengen und beruft sich dabei auf „Natur“ und „Gott“. Sein Besitzdenken und seine absolute Liebe zu Luise (eher selbstbezogen), verbunden mit seinem emotionalen Handeln, führen schon früh im Stück zu seiner unbegründeten Eifersucht auf Luise. Von der Idee der absoluten Liebe besessen, maßt er sich die Rolle des Rächers an und tötet eine Unschuldige.

Lady Milford alias Johanna von Norfolk, die Mätresse des Fürsten, nimmt eine Mittelstellung ein zwischen der höfischen und bürgerlichen Werteordnung. Die aus England ins deutsche Exil geflohene Waise erwiderte aus Not die ihr entgegengebrachte Liebe des Fürsten und wurde seine Mätresse. Diese Stellung ermöglicht ihr ein standesgemäßes Leben und befriedigt ihren Ehrgeiz. Auch eröffnet ihr diese Position die Möglichkeit, die Missstände im Fürstentum zu mildern und Einfluss auf den Fürsten zu nehmen. So wurde auch der Heiratsplan mit Ferdinand nicht vom Präsidenten, sondern von ihr eingefädelt. Lady Milford trägt eine Sehnsucht nach echter Liebe in sich; mit Ferdinand will sie das Land verlassen und einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Als Ferdinand ihre Liebe zurückweist, versucht sie ihn mit allen Mitteln zur Ehe zu zwingen, wohl wissend, dass sie Ferdinands Herz nicht gewinnen kann. Lady Milford fürchtet eine mögliche Demütigung und ist so nicht bereit, die öffentlich bekannt gemachte Verbindung zu widerrufen. Sie versucht Luise durch Drohungen und Versprechen zum Verzicht auf Ferdinand zu bewegen, doch ihre überhebliche Maske zerbricht; zutiefst von der „höheren Tugend“ Luises getroffen, beendet sie das Verhältnis mit dem Herzog und geht außer Landes. Insgesamt entsteht das Bild einer Frau, die das Gute gewollt hat, aber in das verschwenderische und intrigante Treiben des Hofes eingebunden ist. Das Streben nach Ehre und Macht wirft einen Schatten auf ihre Menschlichkeit, die sich in ihrem Verhalten gegen über dem Volk und ihren Dienern zeigt. Am Schluss trifft sie eine klare Entscheidung, geht außer Landes und löst sich so aus den Verstrickungen.

Zu diesen Akteuren kommt der feige und geschwätzige Hofmarschall von Kalb, eine von Präsident von Walter abhängige Hofschranze, der den auf äußeren Schein gerichteten Lebensstil des Hofes personifiziert. Ihm ist bewusst, dass er als Mensch ohne besondere Qualitäten keine Alternative dazu hat, sich zum bewussten oder unbewussten Werkzeug zu machen.

 


Date: 2015-12-11; view: 867


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Figurenkonstellation. | Franz Kafka Vor dem Gesetz
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