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Die Begegnung von C. Zachanassian und A. Ill.

 

1.1. Beschreiben Sie das Äußere von A. Ill!

1.2. Wie ist sein seelischer Zustand bei der Begegnung zu beschreiben?

1.3. Schildern Sie den Lebensweg der beiden Gestalten!

1.4. Wie schätzen die beiden, A. Ill und C. Zachanassian, ihre Lebensergerfolge ein?

1.5. Wie beschreibt Ill sein Familienleben? Finden Sie die entsprechende Textstelle. Was meint Ill mit den Worten „Ohne Sinn für Ideale“, wenn er über seine Kinder spricht? Welche Ideale sollten seine Kinder haben?

1.6. Was meint C. Zachnassian in diesem Zusammenhang, wenn Sie sagt „Der wird ihnen schon aufgehen“?

1.7. Wie haben die beiden Hauptgestalten, A.Ill und C.Zachanassian, die Welt erkannt?

1.8. Wie ist die Meinung des Bürgermeisters über A.Ill? Finden Sie die entsprechende Textstelle.

 

2. Begrüßungsfeier.

2.1. Zachanassians Begegnung mit den ehemaligen Mitschülerinnen.

2.2. Bürgermeisters Begrüßungsrede. Vergleichen Sie die Rede des Bürgermeisters mit den Erinnerungen der Güllener an die Kinder- und Jugendjahre C. Zachanassians (siehe Pensum 1)! Was will der Bürgermeister mit seiner Ansprache erzielen?

2.3. Zachanassians Reaktion auf die Begrüßungsrede. Wodurch kann man sie erklären? Ist die alte Dame wirklich so bescheiden?

2.4. Mit wem vergleicht der Lehrer C. Zachanassian?

3. Das Angebot der alten Dame.

3.1. Zachanassians Anliegen. Schildern Sie die erste Reaktion der Güllener auf das Angebot und auf die gestellte Bedingung!

3.2. Kommentieren Sie die Worte der Milliardärin: „ … und kaufe mir dafür die Gerechtigkeit.“, „Man kann alles kaufen“, „ Ich kann sie (Gerechtigkeit) mir leisten“.

3.3. Wie interpretiert A.Ill das, was er vor 45 Jahren angetan hat? Finden Sie die Textstellen, in denen es darum geht. Wie kann man seinen seelischen Zustand dabei beschreiben?

3.3. Was ist Gerechtigkeit für Frau Zachanassian? Wie kann das Unrecht Zachanassians Meinung nach wiedergutgemacht werden? Schildern Sie in diesem Zusammenhang die Schicksale des ehemaligen Richters und der Zeugen!

3.4. Kommentieren Sie die Worte des Bürgermeisters : „ Ich lehne im Namen der Stadt Güllen das Angebot ab. Im Namen der Menschlichkeit. Lieber bleiben wir arm denn blutbefleckt.“

4. Was meinen Sie, wie sich die Handlung weiterentwickelt? Werden die Stadteinwohner das Angebot trotzdem annehmen oder sind sie so selbstlos und haben humanistische Ideale, dass sie den Vorschlag ablehnen, oder … . Spekulieren Sie!

 

 

5. Stellen Sie sich vor, die Tochter von A.Ill schreibt in ihr Tagebuch über den vergangenen Tag. Sie hat einiges aus dem Leben ihres Vaters erfahren, was ihr früher unbekannt war. Sie war auch dabei, als C. Zachanassian der Stadt und ihren Einwohnern das Angebot gemacht hat. Wie würde die Tochter das Gesehene und Gehörte beschreiben.

6. Finden Sie im Text Anredeformen. Kommentieren Sie ihren Gebrauch. Sind die Anredeformen in diesen kommunikativen Situationen geläufig oder veraltet?



7. Im Text erzählt der Oberrichter Hofer über seine Karriere und sagt dabei „Eine für einen Akademiker vielleicht etwas seltsame Karriere …“ Was bedeutet hier das Nomen Akademiker? Wie heißt dieser Begriff in Ihrer Muttersprache?

 

 

Vermutungen… Ideen… Symbole…

 

Ist es Ihnen auch aufgefallen? Wie haben Sie das interpretiert?

 

In diesem Pensum gibt es wiederum Gestalten, Gegenstände, die vielleicht nicht eindeutig interpretiert werden können. Wenn man darüber etwas länger nachdenkt, fällt einem auch etwas Interessantes ein.

 

 

Spekulieren Sie:

 

1. Wozu hat Frau Zachanassian den schwarzen Panter im Käfig mitgebracht?

 

2. Der Lehrer vergleicht C.Zachanassian mit der griechischen Schicksalsgöttin Klotho, die Lebensfäden spinnt. Warum fällt dem Lehrer dieser Vergleich ein? Wie ist es mit der weiteren Entwicklung der Ereignisse in der Stadt verbunden?

 

 


Abschnitt 3

 

Zweiter Akt

Das Städtchen, nur angedeutet. Im Hintergrund das Hotel zum Goldenen Apostel. Von außen. Verlotterte Jugendstilfassade. Balkon. Rechts eine Inschrift: Alfred Ill, Handlung. Darunter ein schmutziger Ladentisch, dahinter ein Regal mit alten Waren. Wenn jemand durch die fingierte Ladentüre kommt, ertönt eine dünne Glocke. Links Inschrift: Polizei. Darunter ein Holztisch mit einem Telephon. Zwei Stühle. Es ist Morgen. Roby und Toby tragen von links kaugummikauend Kränze, Blumen wie zu einer Beerdigung über die Bühne nach hinten ins Hotel. Ill schaut ihnen durchs Fenster zu. Seine Tochter fegt auf den Knien den Boden. Sein Sohn steckt eine Zigarette in den Mund.

ill Kränze.

der sohn Jeden Morgen bringen sie die vom Bahnhof.

ill Für den leeren Sarg im Goldenen Apostel.

der sohn Schüchtert niemand ein.

ill Das Städtchen steht zu mir.

Der Sohn zündet die Zigarette an.

ill Kommt die Mutter zum Frühstück?

die tochter Sie bleibe oben. Sie sei müde.

ill Eine gute Mutter habt ihr, Kinder. Ich muß es einmal sagen. Eine gute Mutter. Sie soll oben bleiben, siesoll sich schonen. Dann frühstücken wir miteinander. Das haben wir schon lange nicht getan. Ich stifte Eier und eine Büchse amerikanischen Schinken. Wir wollen es feudal haben. Wie in den guten Zeiten, als noch die Platz-an-der-Sonne-Hütte florierte.

der sohnDu mußt mich entschuldigen.Er drückt die Zigarette aus.

ill Du willst nicht mit uns essen, Karl?

der sohn Ich gehe zum Bahnhof. Ein Arbeiter ist krank. Die brauchen vielleicht Ersatz.

ill Bahnarbeit in der prallen Sonne ist keine Beschäftigung für meinen Jungen.

der sohn Besser eine als keine. Er geht davon.

die tochter steht auf Ich gehe auch, Vater.

ill Du auch. So. Wohin denn, wenn ich das Fräulein Tochter fragen darf?

die tochter Aufs Arbeitsamt. Vielleicht gibtes eineStelle. Sie geht davon.

ill gerührt, niest in sein Taschentuch Gute Kinder, brave Kinder.

Vom Balkon her dringen einige Gitarrentakte.

die stimme claire zachanassians Reichmirmeinlinkes Bein herüber, Boby.

die stimme des butlers Ich kann esnicht finden.

die stimme claire zachanassians Hinter den Verlobungsblumen auf der Kommode.

Zu Ill kommt der erste Kunde (der Erste).

ill Guten Morgen, Hofbauer.

der erste Zigaretten.

ill Wie jeden Morgen.

der erste Nicht die, möchte die Grünen.

ill Teurer.

der erste Schreiben's auf.

ill Weil Sie es sind. Hofbauer, und weil wir zusammenhalten müssen.

der erste Da spielt jemand Gitarre.

ill Einer der Gangster aus Sing-Sing.

Aus dem Hotel kommen die beiden Blinden, Angelruten und andere zum Fischen nötige Utensilien tragend.

die beiden Einen schönen Morgen, Alfred, einen schönen Morgen.

ill Hol euch der Teufel.

die beiden Wir gehen fischen, wir gehen fischen.Sie ziehen nach links davon.

der erste Gehen zum Güllenbach.

ill Mit den Angelruten ihressiebenten Mannes.

der erste Soll seine Tabakplantagenverloren haben.

ill Gehören auch der Milliardärin.

der erste Dafür wird's eine Riesenhochzeit mit ihrem achten. Gestern wurde Verlobunggefeiert.

Auf den Balkon im Hintergrund kommt Claire Zachanassian, im Morgenrock. Bewegt die rechte Hand, das linke Bein. Dazu vielleicht einzelne – auf der Gitarre gezupfte Klänge, die in der Folge diese Balkonszene begleiten, ein wenig wie beim Rezitativ einer Oper, je nach dem Sinn der Texte, bald Walzer, bald Fetzen verschiedener Nationalhymnen usw.

claire zachanassian Ich bin wiedermontiert. Die armenische Volksweise, Roby.

Eine Gitarrenmelodie.

claike zachanassian Zachanassians Lieblingsstück. Er wollte es immer hören. Jeden Morgen. Er war ein klassischer Mann, der alte Finanzriese mit seiner unermeßlichen Ölflotte und seinen Rennställen, besaß noch Milliarden. Da lohnte sich eine Ehe noch. War ein großer Lehr- und Tanzmeister, bewandert in sämtlichen Teufeleien, habe ihm alle abgeguckt.

Zwei Frauen kommen.Sie geben Ill die Milchkessel.

die erste frau Milch, Herr Ill.

die zweite frau Mein Kessel, Herr Ill.

ill Schönen guten Morgen. Einen Liter Milch für jede der Damen.

Er öffnet einen Milchkessel und will Milch schöpfen.

die erste frau Vollmilch, Herr Ill.

die zweite frau Zwei Liter Vollmilch, Herr Ill.

ill Vollmilch. Er öffnet einen anderen Kessel und schöpft Milch.

Claire Zachanassian betrachtet den Morgen durch ihr Lorgnon.

claire zachanassian Ein schöner Herbstmorgen. Leichter Nebelin den Gassen, ein silbriger Rauch, und darüber ein veilchenblauer Himmel, wie ihn Graf Holk pinselte, mein dritter, der Außenminister. Beschäftigte sich mit Malerei in den Ferien. Sie war scheußlich. Sie setzt sich umständlich. Der ganze Graf war scheußlich.

die erste frau Und Butter. Zweihundert Gramm.

die zweite frau Und Weißbrot. Zwei Kilo.

ill Wohl geerbt, die Damen, wohl geerbt.

die beiden frauenSchreibend’sauf.

ill Alle für einen, einer für alle.

die erste frau Noch Schokolade fürzweizwanzig.

die zweite frau Vier vierzig.

ill Auch aufschreiben?

DIE ERSTE FRAU Auch.

die zweite frau Die essen wir hier, Herr Ill.

die erste frau Bei Ihnen ist es am schönsten, Herr Ill.

Sie setzen sich in den Hintergrund das Ladens und essen Schokolade.

claire zachanassian Eine Winston. Ich will doch einmal die Sorte meines siebenten Gatten probieren, jetzt wo er geschieden ist, der arme Moby, mit seiner Fischleidenschaft. Traurig wird er im D-Zug nach Portugal sitzen. In Lissabon nimmt ihn einer meiner Öltanker nach Brasilien mit.

Der Butter reicht ihr eine Zigarre, gibt ihr Feuer.

der erste Da sitzt sie auf ihrem Balkon und schmaucht ihre Zigarre.

ill Immer sündhaft teure Sorten.

der erste Verschwendung. Sollte sich schämen, angesichts einer verarmten Menschheit.

claire zachanassian rauchendMerkwürdig. Schmecktanständig.

ill Sie hat sich verrechnet. Ich bin ein alter Sünder, Hofbauer, wer ist dies nicht. Es war ein böser Jugendstreich, den ich ihr spielte, doch wie da alle den Antrag abgelehnt haben, die Güllener im Goldenen Apostel, einmütig, trotz dem Elend, war's die schönste Stunde in meinem Leben.

claire zachanassian Whisky, Boby. Pur.

Ein zweiter Kunde kommt, verarmt und verrissen, wie alle (Der Zweite).

der zweite Guten Morgen. Wird heiß werdenheute.

der erste Die Schönwetterperiode dauert an.

ill Eine Kundschaft habe ich diesen Morgen. Sonst die ganze Zeit niemand, und nun strömt's seit einigen Tagen.

der erste Wir stehen eben zu Ihnen. Zu unserem Ill. Felsenfest.

DIE frauenSchokolade essend Felsenfest, Herr Ill, felsenfest.

der zweite Du bist schließlich die beliebteste Persönlichkeit.

der erste Die wichtigste.

der zweite Wirst im Frühling zum Bürgermeister gewählt.

der erste Todsicher.

die frauen Schokolade essend Todsicher, HerrIll, todsicher.

der zweite Schnaps.

Ill greift insRegal.

Der Butler serviert Whisky.

claire zachanassian Weck den Neuen. Ich habe es nicht gern, wenn meine Männer so lange schlafen.

illDreizehn.

der zweite Nichtden.

ill Den trankst du doch immer.

der zweiteKognak.

ill Kostet zwanzig fünfunddreißig. Kannsichniemandleisten.

der zweite Man muß sich auch etwas gönnen.

Über die Bühne rast ein fast halbnacktesMädchen, Tobyhinterher.

die erste frau Schokolade essend Ein Skandal, wie’s die Luise treibt.

die zweite frau Schokolade essend Dabei ist die doch verlobt mit dem blonden Musiker von der Berthold-Schwarz-Straße.

Ill nimmt den Kognak herunter.

ill Bitte.

der zweite UndTabak.Fürdie Pfeife.

ill Schön.

der zweiteImport.

Ill rechnet alles zusammen.

Auf den Balkon kommt der Gatte VIll, Filmschauspieler, groß, schlank, roter Schnurrbart, im Morgenrock. Er kann vom gleichen Schauspieler dargestellt werden wie Gatte VII

gatte VIII Hopsi, ist es nicht wundervoll: unser erstes Frühstück als Jungverlobte. Wie ein Traum. Ein kleiner Balkon, eine rauschende Linde, ein plätschernder Rathausbrunnen, einige Hühner, die quer über das Pflaster rennen, irgendwo schwatzende Hausfrauen mit ihren kleinen Sorgen, und hinter den Dächern der Turm des Münsters!

claire zachanassian Setz dich, Hoby, rede nicht. Die Landschaft seh ich selber, und Gedanken sind nicht deine Stärke.

der zweite Nun sitzt auch der Gatte daoben.

die erste frau Schokolade essend Der achte.

die zweite frau Schokolade essend Einschöner Mann, ein Filmschauspieler. Meine Tochter sah ihn als Wilderer in einem Ganghoferfilm.

die erste frau Und ich als Priester in einem Graham Greene.

Claire Zachanassianwird von Gatte VIII geküßt. Gitarrenakkord.

der zweite Für Geld kann man eben alles haben. Er spuckt aus.

der erste Nicht bei uns. Er schlägt mit der Faust auf den Tisch.

ill Dreiundzwanzig achtzig.

der zweite Schreib's auf.

ill Diese Woche will ich eine Ausnahme machen, doch daß du mir am Ersten zahlst, wenn die Arbeitslosenunterstützung fällig ist.

Der Zweite gehtzur Türe.

ill Helmesberger!

Er bleibt stehen. Ill kommt zu ihm.

ill Du hast neue Schuhe. Gelbe neue Schuhe.

DER ZWEITE Nun?

ill blickt nach den Füßen des Ersten Auch du. Hofbauer. Auch du hast neue Schuhe.Er blickt nach den Frauen, geht zu ihnen, langsam, grauenerfüllt.Auchihr. Neue gelbe Schuhe. Neue gelbe Schuhe.

der erste Ich weiß nicht, was du daran findest.

der zweite Man kann doch nicht ewig in den alten Schuhen herumlaufen.

ill Neue Schuhe. Wie konntet ihr neue Schuhekaufen?

die frauen Wir ließen's aufschreiben, Herr Ill,wirließen's aufschreiben.

ill Ihr ließet's aufschreiben. Auch bei mir ließet ihr's aufschreiben. Besseren Tabak, bessere Milch, Kognak. Warum habt ihr denn auf einmal Kreditin den Geschäften?

der zweite Bei dir haben wir ja auch Kredit.

ill Womit wollt ihr zahlen?

Schweigen. Er beginnt die Kundschaft mit Warenzubewerfen. Alle flüchten.

ill Womit wollt ihr zahlen? Womit wollt ihr zahlen? Womit? Womit? Er stürzt nach hinten.

gatte VIII Lärm im Städtchen.

claire zachanassian Kleinstadtleben.

gatte VIII Scheint etwas los zu sein im Laden da unten.

claire zachanassian Man wird sich um den Fleischpreis streiten.

Starker Gitarrenakkord. Gatte VIII springt entsetzt auf.

gatte VIII Um Gotteswillen, Hopsi! Hast du gehört?

claire zachanassian Der schwarze Panther. Er fauchte.

GATTE VIII verwundert Ein schwarzer Panther?

claire zachanassian Vom Pascha von Marrakesch. Ein Geschenk. Läuft nebenan im Salon herum. Eingroßes, böses Kätzchen mit funkelnden Augen.

An den Tisch links setzt sich der Polizist. TrinktBier. Er spricht langsam und bedächtig. Von hinten kommt Ill.

claire zachanassian Du kannst servieren, Boby.

der polizist Was wünschen Sie, Ill? Nehmen SiePlatz.

Ill bleibt stehen.

der polizist Sie zittern.

ill Ich verlange die Verhaftung der Claire Zachanassian.

der polizist stopft sich eine Pfeife, zündet sie gemächlich an Merkwürdig. Äußerst merkwürdig.

Der Butler serviert das Morgenessen, bringt die Post.

ill Ich verlangees als der zukünftige Bürgermeister.

der polizist Rauchwolken paffendDie Wahl istnoch nicht vorgenommen.

ill Verhaften Sie die Dame auf der Stelle.

der polizist Das heißt, Sie wollen die Dame anzeigen. Ob sie dann verhaftet wird, entscheidet die Polizei. Hat sie was verbrochen?

ill Sie fordert die Einwohner unserer Stadt auf, mich zu töten.

der polizist Und nun soll ich die Dame einfach verhaften. Er schenkt sich Bier ein.

claire zachanassianDie Post. Ike schreibt. Nehru. Sie lassen gratulieren.

ill Ihre Pflicht.

der polizist Merkwürdig. Äußerst merkwürdig. Er trinkt Bier.

ill Die natürlichste Sache der Welt.

der polizist Lieber Ill, so natürlich ist die Sache nicht. Untersuchen wir den Fall nüchtern. Die Dame machte der Stadt Güllen den Vorschlag, Sie gegen eine Milliarde - Sie wissen ja, was ich meine. Das stimmt, ich war dabei. Doch damit ist für die Polizei noch kein Grund geschaffen, gegen Frau Claire Zachanassian einzuschreiten. Wir sind schließlich an die Gesetze gebunden.

ill Anstiftung zum Mord.

der polizist Passen Sie mal auf, Ill. Eine Anstiftung zum Mord liegt nur dann vor, wenn der Vorschlag, Sie zu ermorden, ernst gemeint ist. Das ist doch klar.

ill Meine ich auch.

der polizist Eben. Nun kann der Vorschlag nicht ernst gemeint sein, weil der Preis von einer Milliarde übertrieben ist, das müssen Sie doch selber zugeben, für so was bietet man tausend oder vielleicht zweitausend, mehr bestimmt nicht, da können Sie Gift drauf nehmen, was wiederum beweist, daß der Vorschlag nicht ernst gemeint war, und sollte er ernst gemeint sein, so kann die Polizei die Dame nicht ernst nehmen, weil sie dann verrückt ist: Kapiert?

ill Der Vorschlag bedroht mich, Polizeiwachtmeister, ob die Dame nun verrückt ist oder nicht. Das ist doch logisch.

der polizist Unlogisch. Sie können nicht durch einen Vorschlag bedroht werden, sondern nur durch das Ausführen eines Vorschlags. Zeigen Sie mir einen wirklichen Versuch, diesen Vorschlag auszuführen, etwa einen Mann, der ein Gewehr auf Sie richtet, und ich komme in Windeseile. Doch gerade diesen Vorschlag will ja niemand ausführen, im Gegenteil.DieKundgebung im Goldenen Apostel war äußerst eindrucksvoll. Ich muß Ihnen nachträglich gratulieren. Er trinkt Bier.

ill Ich bin nicht ganz so sicher, Polizeiwachtmeister.

der polizist Nicht ganz so sicher?

ill Meine Kunden kaufen bessere Milch, besseresBrot,bessere Zigaretten.

der polizist Freuen Sie sich doch! Ihr Geschäft geht ja dann besser. Er trinkt Bier.

claire zachanassian Laß dieDupont-Aktien aufkaufen, Boby.

ill Kognak kaufte Helmesberger bei mir. Dabei verdient er seit Jahren nicht und lebt von der Suppenanstalt.

der polizist Den Kognak werde ich heute abend probieren. Ich bin bei Helmesberger eingeladen. Er trinkt Bier.

ill Alle tragen neue Schuhe. Neue gelbe Schuhe.

der polizist Was Sie nur gegen neue Schuhe haben? Ich trage schließlich auch neue Schuhe.Er zeigt seine Füße.

ill AuchSie.

der polizist SehnSie.

ill Auch gelbe. Und trinken Pilsener Bier.

der polizist Es schmeckt.

ill Vorher haben Sie das hiesige getrunken.

der polizist War gräßlich. Radiomusik.

ill Hören Sie?

DER POLIZIST Nun?

ill Musik.

der polizistDieLustige Witwe.

ill Ein Radio.

der polizist Beim Hagholzer nebenan. Er sollte das Fenster schließen. Er notiert in sein Büchlein.

ill Wie kommt Hagholzer zu einem Radio?

der polizist Seine Angelegenheit.

ill Und Sie, Polizeiwachtmeister, womit wollen Sie Ihr Pilsener Bier bezahlen und Ihre neuen Schuhe?

der polizist Meine Angelegenheit.

Das Telephon auf dem Tisch klingelt. Der Polizist nimmt es ab.

der polizist Polizeiposten Güllen.

claire zachanassian Telephoniere den Russen, Boby, ich sei mit ihrem Vorschlag einverstanden.

der polizist In Ordnung. Er legt das Telephonwiederauf.

ill Meine Kunden, womit sollen die bezahlen?

der polizist Das geht die Polizei nichts an. Er steht auf und nimmt das Gewehr von der Stuhllehne.

ill Aber mich geht's an. Denn mit mir werden sie zahlen.

der polizist Kein Mensch bedroht Sie. Er beginnt das Gewehr zu laden.

ill Die Stadt macht Schulden. Mit den Schulden steigt der Wohlstand. Mit dem Wohlstand die Notwendigkeit, mich zu töten. Und so braucht die Dame nur auf ihrem Balkon zu sitzen, Kaffee zu trinken, Zigarrenzurauchen und zu warten. Nur zu warten.

der polizist Sie fabeln.

ill Ihr alle wartet. Er klopft auf den Tisch.

der polizist Sie haben zuviel Schnaps getrunken. Er hantiert am Gewehr. So, nun ist es geladen. Sie können beruhigt sein. Die Polizei ist da, den Gesetzen Respekt zu verschaffen, für Ordnung zu sorgen, den Bürger zu schützen. Sie weiß, was ihre Pflicht ist. Sollte sich irgendwo und von irgendeiner Seite der leiseste Verdacht einer Bedrohung zeigen, wird sie einschreiten, Herr Ill, darauf können Sie sich verlassen.

ill leise Warum haben Sie denn einen Goldzahn im Mund, Polizeiwachtmeister?

der polizistHe?

ill Einen neuen blitzenden Goldzahn.

der polizist Wohl verrückt?

Nun sieht Ill, daß der Lauf des Gewehres auf ihn gerichtet ist, und hebt langsam die Hände.

der polizist Ich habe keine Zeit, über Ihre Hirngespinste zu disputieren, Mann. Ich muß gehen. Der verschrobenen Milliardärin ist das Schoßhündchen fortgelaufen. Der schwarze Panther. Ich muß ihn jagen. Das ganze Städtchen muß ihn jagen. Er geht nach hinten hinaus.

ill Mich jagt ihr, mich.

claire zachanassian liest einen Brief Er kommt, der Modeschöpfer. Mein fünfter Mann, mein schönster Mann. Entwarf noch jedes meiner Hochzeitskleider. Ein Menuett, Roby.

Ein Gitarrenmenuett ertönt.

gatte VIII Aber dein fünfter war doch Chirurg.

claire zachanassian Mein sechster. Sie öffneteinen weiteren Brief. Vom Western-Railway-Besitzer.

gatte VIII erstaunt Von dem weiß ich gar nichts.

claire zachanassian Mein vierter. Verarmt. Seine Aktien gehören mir. Verführte ihn im Buckingham-Palast. Beim Lichte des Vollmonds.

gatte VIII Das war doch Lord Ismael.

claire zachanassian Tatsächlich. Du hast recht, Hoby. Vergaß ihn ganz mit seinem Schloß in Yorkshire. Dann ist es mein zweiter, der schreibt. Lernte ihn in Kairo kennen. Küßten uns unter der Sphinx. War ein eindrucksvoller Abend. Auch Vollmond. Kurios: immer schien der Vollmond.

 

 

Wortschatz zum Aktivieren

 

 

Substantive   die Anstiftung der Wohlstand   Verben einschüchtern aufschreiben sich lohnen gönnen Dat. / Akk. stehen zu Dat. sich verrechnen verbrechen verlangen Akk. verhaften Akk. anzeigen Akk. bedrohen Akk. Adjektive / Adverbien / Partizipien   bewandert sein in Dat   Ausdrücke fällig sein gebunden sein an Akk. ernst gemeint sein verrückt sein  

 

 

I. Aufgaben zum Wortschatz und zur Grammatik

 

1. Stellen Sie fest, in welchem Zusammenhang folgende Wörter und Redewendungen im Text gebraucht sind. Finden Sie im Text Sätze mit den unten angeführten Wörtern und Redewendungen. Übersetzen Sie die Sätze ins Ukrainische.

 

sich lohnen sich verrechnen die Anstiftung stehen

 

 

2. Finden Sie im Text folgende Wörter oder Ausdrücke. Erklären Sie ihre Bedeutung durch Synonyme oder sinnverwandte Wörter.

 

ernst gemeint sein w bedrohen w fällig sein

w aufschreiben w gebunden sein an w bewandert sein

w einschüchtern

 

 

3. Schlagen Sie die Bedeutungen des Verbsaufschreibenin einem Bedeutungswörterbuch nach. In welcher der Bedeutungen wird dieses Verb im Text verwendet?

 

4. Kennen Sie andere Verben, die vom Verbschreibenmit verschiedenen Präfixen abgeleitet werden? Arbeiten Sie zu zweit oder in Gruppen! Wer ist kreativer und schneller?

5. Finden Sie die versteckten Verben! So können Sie auch überprüfen, ob Sie die Wörter in Übung 4 korrekt aufgeschrieben haben. Das sind 12 Verben.

 

nuzschreibenfaulschreibengebschreibennamschreibenmumschreibenreübschreibenvuerschreibenborvschreibenfduhcschreibentusaschreibennienschreibenzurhinschreiben

 

 


Date: 2015-12-11; view: 1251


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