Home Random Page


CATEGORIES:

BiologyChemistryConstructionCultureEcologyEconomyElectronicsFinanceGeographyHistoryInformaticsLawMathematicsMechanicsMedicineOtherPedagogyPhilosophyPhysicsPolicyPsychologySociologySportTourism






Die Zusammensetzung

Die stark ausgeprägte Fähigkeit des Deutschen zur Bildung von Zusammensetzungen hat zu einer besonders weiten Ausdehnung des Wortbestandes geführt. So stehen uns vielfach Komposita zur Verfügung, wo sich andere Sprachen mit Umschreibungen behelfen müssen (vgl. Bücherschrank - lat. armarium librorum — russ. êíèæíûé øêàô. Mit der fast unbegrenzten Fähigkeit zur Bildung von Zusammensetzungen ist die hohe Ausdruckskraft unserer Muttersprache verbunden. Das kommt einem vor allem zum Bewusstsein, wenn man aus dem Deutschen in eine andere Sprache übersetzt. Da zeigt es sich, dass besonders der starke Stimmungsgehalt, der vielen deutschen Zusammensetzungen anhaftet, mit den Mitteln anderer Sprachen oft recht schwer wiederzugeben ist. So lassen sich Ausdrücke wie Muttersprache, Vaterhaus, Heimweh, Herzeleid, traumverloren und manche andere nur sehr schwer in fremde Sprachen übertragen.

Sprachgeschichtlich ist die Zusammensetzung aus der syntaktischen Verbindung zweier oder mehrerer Wörter entstanden, die in der lebendigen Rede nebeneinander standen und bei häufigerem Auftreten als eine neue Einheit aufgefasst wurden: (der) Mutter Sprache — Muttersprache, (des) Tages Licht — Tageslicht, wohl gesinnt — wohlgesinnt usw. Die meisten Komposita unserer Sprache sind dann freilich nach dem Muster solcher tatsächlich verschmolzener Fügungen analogisch gebildet worden. An Zusammensetzungen wie Junker (< junc-herre), glücklicher-weise, lob-singen u. a. ist es uns noch möglich, den Übergang von der syntaktischen Verbindung zum festen Kompositum zu verfolgen. Häufig weist auch die Unsicherheit in der Schreibweise darauf hin, dass eben ein Übergang von der syntaktischen Fügung zum Kompositum vor sich geht; so schreibt man treuergeben, schwerverständlich, aufgrund, vonseiten, maschineschreiben usw. neben treu ergeben, schwer verständlich, auf Grund, von seifen, ich schreibe Maschine,

Abgesehen von gewissen Sonderformen hat jedes Kompositum zwei Glieder, die ihrerseits wieder zusammengesetzt sein können: Haussier, Ofenschirm, rosenrot, hochmodern, niederschlagen, derjenige', Haus-tür-schlüssel, Bahn-hofs-vor-steher, Hauft-bahn-hof, Kriegsschauplatz, Aus den zuletzt genannten Beispielen geht hervor, daß beide Kompositionsglieder zusammengesetzt sein können. Andere Beispiele für mehrfache Komposita mit zusammengesetztem erstem Glied sind Brom-beer-ranke, Eisen-bahn-brücke, Elfen-bein-nadel, für Komposita mit zusammengesetztem zweitem Glied Salz-berg-werk, Reichs-kammer-gericht, Oberstudien-direktor. Die Vorliebe für Zusammensetzungen und die schier unbeschränkte Fähigkeit unserer Sprache, Komposita zu bilden, verführen jedoch oft zur Schaffung richtiggehender Wortungeheuer, die nicht nur unübersichtlich und schwer verständlich, sondern oft auch schwer aussprechbar sind. Schreib-maschinen-farb-band oder Maschinen-bau-schlosser-lehr-junge sind solche Bildungen, die wegen ihrer Länge möglichst vermieden werden sollten. Übrigens hilft sich unsere Sprache in vielen Fällen selbst durch das Mittel der Wortkürzung.



Wenn auch das Substantiv am stärksten an der Bildung von Zusammensetzungen beteiligt ist, so können doch so gut wie alle beliebigen Wortarten miteinander zusammengesetzt werden und sowohl als erstes wie auch als zweites Kompositionsglied erscheinen. Das zweite Glied einer Zusammensetzung ist ausschlaggebend für die Natur des Wortes; von ihm hängen die Wortart und — bei substantivischen Zusammensetzungen — das Geschlecht des Kompositums ab; es wird in der Regel allein flektiert1 (Haus-tor, Substantiv, sächl.; Gen.: Haustors), Wir nennen das zweite Glied der Komposita das Grundwort.


Date: 2015-02-03; view: 878


<== previous page | next page ==>
Vorlesung IV: Wortbildung | Die Arten der Komposita
doclecture.net - lectures - 2014-2024 year. Copyright infringement or personal data (0.008 sec.)