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Vorlesung I: Lexikologie: Gegenstand und Forschungsaufgaben

Lexikologie als Bezeichnung einer linguistischen Disziplin ist gebildet aus griech. lexikos - ,sich auf das Wort beziehend‘ und logos - ,Lehre‘, d.h. ,Wortlehre‘, ,Wortkunde‘. Die Lexikologie ist eine relativ junge sprachwissenschaftliche Disziplin und sieht ihren wissenschaftlichen Gegenstand im Inventar lexikalischer Zeichen (Morpheme, Wörter und fester Wortgruppen), im Aufbau des Wortschatzes und im Regelsystem, das Wortgebrauch und -verstehen bestimmt. Sie untersucht und beschreibt den Wortbestand einer Sprache, seine Schichtung und Struktur, Bildung, Bedeutung und Funktionen seiner Elemente. Sie ist die Theorie des lexikalischen Teilsystems, des Lexikons. Mit dem Wort erlernen und übernehmen wir die in unserer Sprache üblichen Zuordnungen einer Bezeichnung zu den Sachverhalten und Gegenständen der Realität und ihren ideellen Abbildern, aber auch die mit sprachlichen Zeichen verbundenen Verallgemeinerungen, Begriffe, Wertungen und verdichteten Urteile und Vorurteile. Das kleine Kind lernt schon „gute“ von „schlechten“ Wörtern zu unterscheiden. Mit den Wörtern erwirbt es Wissen von der Welt und damit auch vom Denken, Fühlen und Wollen seiner Umwelt. So vermittelt ein Wort wie Miez dem Kleinkind erste Begriffe, erste Merkmale des Tieres. Das Kind verbindet seine Sinneserfahrungen mit gesellschaftlichen Verallgemeinerungen, auf die sich das Wort bezieht. Es lernt mit Hilfe der Wörter auch die Dinge seiner Umwelt voneinander zu scheiden, aus dem Kontinuum der Ereignisse kann es Objekte ausgrenzen. Allmählich wendet es selbst die Bezeichnungen richtig an, nachdem es zunächst alles Weiche, Wuschlige, Fellige Miez genannt hatte. Schließlich erkennt es auch, dass Miez, Katze, Kätzchen dasselbe bedeuten und dass man mit diesen Wörtern diese Tiere rufen, über sie erzählen, von ihnen reden kann. Es lernt, worauf sich die Wörter beziehen und wie man sie gebrauchen kann - es eignet sich die Bezugs- und Gebrauchsregeln seiner Sprache an, indem es lernt, mit Wörtern zu operieren, etwas darzustellen und auf Menschen einzuwirken.

DasLexikon oder den Wortschatzbetrachten wir als das strukturierte Inventar der Lexeme. Das sind Benennungseinheiten, Wörter und feste Wortverbindungen, die als relativ feste Zuordnungen von Formativ und Bedeutung reproduzierbar sind, gespeichert werden und Basiselemente für die Bildung von Sätzen und Texten sind. Sie sind „Werk der Nation und der Vorzeit“ (Humboldt) und drücken Verallgemeinerungen und Wertungen, rationale und emotionale

Bewusstseinsinhalten aus. Sie sind gleichermaßen Werkzeug der kommunikativen und der kognitiven Tätigkeit. Als Elemente des Sprachsystems treten sie dem Einzelnen als „objektiv“, als „gesellschaftlich“ gegenüber. Mit ihnen übernimmt er gesellschaftliches Wissen, mit ihnen objektiviert er seine Denkresultate.

Lexeme haben untrennbar miteinander verbundene Funktionen: Mit ihnen verweisen wir auf das Einzelne und benennen den Begriff, das Allgemeine - wir ordnen sie entsprechend den Bezugsregeln dem Bezeichneten zu. Sie sind Mittel der Übernahme und Aneignung gesellschaftlichen Wissens, gesellschaftlicher Wertungen, Urteile und Klischees; sie sind Medium der Kommunikation und dienen damit dem Ausdruck unserer Einschätzungen, Intentionen, Wünsche und Aufforderungen. Das Wort ist das wichtigste Mittel der Kundgabe sozialer Einstellungen und der Herstellung sozialen Kontaktes. Das Wort ist Träger kognitiver Einheiten und dient der Darstellung von Sachverhalten. Wörter geben auch Auskunft über ihre Nutzer, über soziale Gruppen oder Individuen, indem sie Merkmale ihrer Zeit, ihrer Region tragen. So erkennt man u. U. am Wortgebrauch den Beruf des Sprechers, sein Alter oder seine Herkunft. Insofern haben Wörter eine Indizfunktion. Sie können den Sprecher/Schreiber als Mitglied einer sozialen Gruppe ausweisen oder symptomatisch für eine bestimmte Kommunikationssituation sein. So werden herumlümmeln, Luder, Sauwetter in der Alltagskommunikation verwendet, Datenträger, Staubpartikel, Diskette gehören zur fachsprachlichen Lexik.



 

Wir bezeichnen den Wortschatz als eine integrative Komponente des Sprachsystems. Damit wird ihm eine zentrale Stellung in unserem Sprachbesitz zugeschrieben. Empirische Befunde vom Spracherwerb bezeugen das: Beim Erwerb der Muttersprache wie auch später von Fremdsprachen erlernen wir mit den Wörtern/Vokabeln nicht allein die Bedeutungen, sondern auch die Regeln der Aussprache, der grammatischen Formung und Verbindung, die Regeln der Verwendung in bestimmten Kommunikationssituationen. Die lexikalischen Kenntnisse sind mit phonetisch-phonologischen, syntaktischen, morphologischen und pragmatischen verbunden. Beim Erlernen der Sprache spielt die Aneignung der Lexik eine fundamentale Rolle: zuerst erwerben wir die Wörter, erst dann erfolgt die Entfaltung der Grammatik. Mit dem Lexem erwerben und speichern wir die Regeln seiner lautlichen und graphischen Repräsentation, die Regeln seiner Abwandlung, seine morphologischen Kategorien, die Regeln seiner Fügbarkeit und die Möglichkeiten seiner Verwendung in kommunikativen Situationen unter bestimmten kommunikativen Rahmenbedingungen, d.h. seine pragmatischen Eigenschaften. Wir erlernen Präferenzen (Vorschriften) und Restriktionen (Verbote, Einschränkungen) der Wortverwendung. Daraus kann man die Schlussfolgerung ziehen, dass das Lexikon eine integrative Rolle spielt, dass viele Bereiche unseres sprachlichen Wissens lexikalisch organisiert sind. Das Lexikon enthält die Liste aller Morpheme einer Sprache, alle usuellen Wörter und festen Verbindungen; im Lexikon sind die Regeln der Wortbildung gespeichert und die Paradigmen der Abwandlung.

Diese integrative Funktion ist auch bestimmend für den großen Anteil lexikalischen Wissens am Sprachwissen überhaupt. Wir wollen das am Beispiel des Lexems Bekanntschaft zeigen:

1. Das Formativ - phonologische Charakterisierung: Unter Formativ verstehen wir das gesellschaftlich invariante Abbild von Lauteinheiten, das der Materialisation durch Laut- oder Schriftkörper zugrunde liegt und dem Bedeutungen zugeordnet werden. Bekanntschaft trägt den Wortakzent auf dem Basismorphem. Dieser Akzent ist durch die Regel festgelegt, dass bei Derivationen mit -schaft der Akzent auf dem Basismorphem liegen muss: Bekanntschaft, Errungenschaft.

2. Grammatische Charakterisierung: Bekanntschaft ist ein Derivat, -schaft leitet ein Substantiv von einem Partizip ab. Dieses Suffix legt das Genus des Substantivs als Femininum fest. Damit ist es regelmäßig in ein Wortbildungsparadigma eingeordnet: Feindschaft, Freundschaft.

3. Semantisch gehört es, bedingt durch das Suffix -schaft, zu den Abstrakta. Es kann jedoch semantisch variieren. Auch hierin folgt es einer Regel. Diese semantische Variation korreliert mit der Nutzung der morphologischen Kategorien: a) Ihre Bekanntschaft besteht seit Jahren - sie sind seit Jahren bekannt – ohne Plural: * ihre Bekanntschaften b) Ihre Bekanntschaften nahmen sie voll in Anspruch - bekannte Menschen – Plural ist möglich: Bekanntschaften

In Abhängigkeit von der semantischen Variante ist auch die Fähigkeit, Konstituente einer Wortbildungskonstruktion zu sein, ausgeprägt. Es kann Grundwort eines Determinativkompositums sein, dessen Bestimmungswort die begleitende Größe bezeichnet: Herrenbekanntschaft, Damenbekanntschaft; das Bestimmungswort kann auch lokale Bedeutungen herstellen (wo die Bekanntschaft zustande kam): Reisebekanntschaft, Straßenbekanntschaft, Badebekanntschaft. Die erste Konstituente kann sich auf eine Zeitangabe beziehen (wann die Bekanntschaft zustande kam): Ferienbekanntschaft. Mit Bekanntschaft sind somit Wortbildungsregularitäten gespeichert, deren Kenntnis es auch erlaubt, Bildungen zu verstehen, die zunächst okkasionell auftreten, wie z.B. Gaststättenbekanntschaft (,Bekanntschaft aus einer Gaststätte‘), Weihnachtsbekanntschaft (Bekanntschaft, zu Weihnachten geschlossen).

4. Bekanntschaft, abgeleitet von bekannt, übernimmt vom Basiswort syntaktische Eigenschaften, wenn es in der Variante „bekannt sein“, also ein Verhältnis bezeichnend, auftritt. Die Fähigkeit, die begleitende Größe durch ein präpositionales Objekt auszudrücken (bekannt sein mit X) prägt die syntaktische Verbindbarkeit: die Bekanntschaft mit X.

Bekanntschaft kann in enger Verbindung mit bestimmten Verben auftreten und wird so zu einer Konstituente eines bestimmten Funktionsverbgefüges. Es gewinnt phraseologischen Charakter: 3

Bekanntschaft schließen.

Mit dem Wort Bekanntschaft sind semantische, grammatische, phonologische Charakteristika gespeichert. Nicht alle seine Merkmale sind auf dieses Einzelwort beschränkt. Sie ergeben sich vielmehr aus dem Regelsystem der Grammatik und Semantik, das wir auf das Wort Bekanntschaft anwenden. Aufgrund eines seiner Merkmale lässt sich ein anderes voraussagen. Die Grammatiktheorie spricht hier von Redundanzregeln. Das gilt in unserem Fall für die Angabe, dass Bekanntschaft ein feminines Wort ist; denn dieses Wissen ist schon damit gegeben, dass es ein Derivat mit dem Suffix -schaft ist. Damit ist auch festgelegt, dass bei Bekanntschaft unter den Bedingungen der Pluralbildung die Bedeutung, bekannte Menschen‘, ,Bekanntenkreis‘ aktualisiert wird. Unser lexikalisches Wissen umschließt also Kenntnisse allgemeiner Regeln und die Kenntnis spezifischer, an das Einzelwort gebundener Merkmale.

Der Wortschatz ist eine integrative Komponente und steht mit anderen Teilsystemen in Wechselbeziehungen und wirkt im sprachlichen Handeln mit ihnen zusammen. Lexikoneinheiten stellen aber kein statisches Inventar dar, unser lexikalisches Wissen umschließt neben stationärem auch prozedurales Wissen, Regelkenntnisse der Variation, Veränderung und Anwendung der Lexikoneinheiten. Daher wollen wir als Gegenstand der Lexikologie den Wortschatz und seine Einheiten als Medium, Voraussetzung und Resultat sprachlicher Tätigkeit verstehen. Die Lexikologie untersucht das lexikalische Teilsystem als gesellschaftlich determiniertes Inventar lexikalischer Zeichen, die Normen und Regeln seines Aufbaus und der Verwendung in der kommunikativen Tätigkeit; die Wechselbeziehungen mit anderen Kenntnissystemen. Sie fragt nach

- dem Wesen der lexikalischen Einheiten,

- ihren Funktionen im Erkenntnis- und Kommunikationsprozess,

- ihren Eigenschaften, auf denen Kommunikationseffekte beruhen,

- den Veränderungen von Lexemen und Lexikon und deren Triebkräften, Ursachen und Bedingungen.

Dazu ist es notwendig, das Wort als sprachliche Grundeinheit von anderen Einheiten, wie Morphem und Satz, abzugrenzen und dabei die Eigenschaften zu ermitteln, die wir als lexikalische Eigenschaften bezeichnen wollen.

Die Lexikologie kann ihr Objekt in seiner Komplexität nur betrachten, wenn sie diese Eigenschaften zunächst isoliert: Sie untersucht die Lexeme als Benennungseinheiten in ihrem Zusammenhang mit lexikalischen Bedeutungen und ermittelt die Bedeutung der Wörter, die keine Benennungsfunktion haben, wie z.B. Funktionswörter, Partikeln und kommunikative Formeln (auf, doch, Guten Tag). Sie beschreibt das Wort als Element des Sprachsystems und Teil der Rede/Konstituente des Satzes. Sie stellt die historische, regionale, funktionale und soziale Schichtung des Wortschatzes dar.

Dazu ist es notwendig, das Lexem als begriffstragendes Element der Sprache zu begreifen, zu dessen Erforschung und Beschreibung Erkenntnisse der Psychologie und Soziologie und unser Wissen von der Welt, enzyklopädisches Wissen, genutzt werden müssen. Schon die Vielfalt der Untersuchungsaufgaben macht deutlich, dass die Lexikologie einerseits spezielle Methoden und Disziplinen entwickeln musste und andererseits in engen Wechselbeziehungen mit anderen Wissenschaften und Wissenschaftsdisziplinen steht, die ebenfalls im Wort einen ihrer Gegenstände sehen: mit der Grammatik, der Phonetik, der Stilistik, der Sprachgeschichte etc. Nun wollen wir an konkreten Beispielen veranschaulichen, welche Wechselbeziehungen es zwischen der Lexikologie und anderen Sprachdisziplinen gibt.

Die inneren Beziehungen zwischen der Lexikologie und der Grammatik beruhen auf folgenden Momenten:

a) Die Lexeme treten stets im Kontext auf, und der Kontext ist grammatisch organisiert. Am

Beispiel der Sätze mit dem mehrdeutigen Substantiv ,Blatt‘ ist das besonders gut ersichtlich: Welke Blätter liegen auf der Erde. Dieses Blatt lässt die Handschrift des Schreibers erkennen. Ich abonniere seit Jahren dieses Blatt. Der Jäger hat das Reh am Blatt verwundet. Die Säge schneidet

 

nicht mehr, man muss das Blatt schärfen. Das Wort ,Blatt‘ tritt hier in verschiedener Umgebung auf, in verschiedenen grammatisch organisierten Kontexten, die die Bedeutung des Wortes in jedem konkreten Fall realisiert. So bedeutet ,Blatt‘ im ersten Satz das Blatt eines Baumes, im zweiten – ein Blatt Papier, im dritten – eine Zeitung, im vierten – ein Schulterblatt (ein Körperteil) und im letzten Satz – die Schneidfläche einer Säge.

b) Die Lexeme können aus einer grammatischen Wortart in eine andere übergehen. Diese Erscheinung wird Konversion (Transposition) genannt und ist eines der Wortbildungsmittel. So kann z.B. jeder Infinitiv des Verbs substantiviert werden: leben – das Leben; Adjektive gehen ebenfalls in Substantive über: grün – das Grün; das Grüne etc.

c) Die syntaktische Funktion eines Wortes zuweilen auf seine Bedeutung. Wenn wir zwei folgende Sätze ,Die Äpfel sind sehr köstlich.‘ und ,Wir haben uns köstlich amüsiert.‘ miteinander vergleichen, dann fällt uns sofort auf, dass das Wort ,köstlich‘ im ersten Satz die Bedeutung ,schmackhaft‘, ,lecker‘ hat und im Satz die Funktion eines Prädikativs erfüllt. Im zweiten Satz realisiert das Wort ,köstlich‘ seine übertragene Bedeutung ,über alle Maßen‘ und fungiert als Adverbiale.

d) Auch die Ableitung als wortbildendes Mittel steht in engster Wechselbeziehung mit der Grammatik. So können wir an bestimmten Affixen die Zugehörigkeit eines Wortes zur jeweiligen Wortart bestimmen. Wörter auf – heit, - keit und – schaft sind immer Substantive, und außerdem weisen die oben genannten Affixe darauf hin, dass solche Substantive immer Feminina sind. Wörter auf – haft, - sam bar und – ig sind gehören zu Adjektiven etc.

e) Die Zusammensetzung (Komposition) ist die produktivste Wortbildungsart im Deutschen. Auch dabei können wir die Wechselbeziehungen zwischen der Grammatik und Lexikologie verfolgen. Ein Kompositum ist nicht nur eine Lexem mit einer einheitlichen Bedeutung, sondern drückt zuweilen auch syntaktische Verhältnisse aus. Das Kompositum ,der Lebensmittelpreis‘ drückt dasselbe aus wie die syntaktische Wortgruppe ,der Preis für Lebensmittel‘.

Die Wissenschaften, die sich speziell mit einzelnen Aspekten des Lexems und des Wortschatzes beschäftigen, haben im Laufe der Wissenschaftsentwicklung ihre Selbständigkeit erworben. Sie können nicht oder nur bedingt als Disziplinen der Lexikologie betrachtet werden, wie die Wortbildungstheorie, die Phraseologie und die Lexikographie, die auf eine lange Tradition der eigenständigen Entwicklung zurückblicken können. Sie betrachten wir als Nachbarwissenschaften.

Wir unterscheiden die allgemeine, spezielle, historische, vergleichende und angewandte Lexikologie.

Die allgemeine Lexikologie ermittelt und erforscht allgemeine Gesetzmäßigkeiten des Aufbaus, des Funktionierens und der Entwicklung des Wortbestandes. Die spezielle Lexikologie untersucht Wort und Wortschatz einer Sprache, ist somit Bestandteil der Theorie einer Sprache. So sprechen wir z.B. von der englischen, russischen, deutschen Lexikologie.

Die historische Lexikologie ist wie die historische Phonetik oder die historische Grammatik eine sprachgeschichtliche Disziplin. Sie erforscht die Geschichte der Wörter in ihrem Zusammenhang mit der Geschichte der mit den Wörtern bezeichneten Gegenstände und Erscheinungen, sie beschreibt die Entwicklung des Wortbestandes (oder seines Teils).

Die vergleichende Lexikologie erforscht den Wortschatz am Material von zwei und mehreren Sprachen, um die genetische Verwandtschaft der zu vergleichenden Sprachen, strukturell-semantische Ähnlichkeiten und Unterschiede (unabhängig von der Verwandtschaft) oder allgemeine lexikologische (meistenteils semantische) Gesetzmäßigkeiten zu ermitteln. Die vergleichende Erforschung kann sich auf einzelne Wörter beschränken, aber eine größere Rolle spielt die Vergleichung von Wortgruppen (oder Wortfeldern).

Die angewandte Lexikologie umfasst vorwiegend vier Bereiche: Lexikographie, Übersetzungslehre, Sprachpädagogik und Sprachpflege. Die Forschungsergebnisse auf jedem der genannten Gebiete bereichert die Theorie der Lexikologie. Die Lexikographie stimuliert z. B. eine tiefere Erforschung der Wortbedeutung und –verbindbarkeit, eine vollkommenere Beschreibung des Wortes. Die Erkenntnisse der Übersezungslehre liefern umfangreiches Material für die vergleichende Lexikologie. Die Probleme des Wortes legen beim Fremd- und Muttersprachunterricht eine Reihe von allgemeinlexikologischen Fragen an den Tag, z. B. Wort und Kontext, Wortverbindbarkeit, Synonymie und richtige Wortwahl, Lexik und Sprachkultur.

 

 


Date: 2015-02-03; view: 2074


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